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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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stiegen in mir auf und befleckten jeden Gedanken. Wie würde ich reagieren, wenn sie jemals hingegangen wäre und etwas getan hätte, das ich als Antithese von allem betrachtete, an das ich glaubte?
    »Ja.«
    Sie nickte dumpf. Sie war nicht wütend. Sie war verloren, fühlte sich völlig allein und zurückgestoßen.
    »Bitte, Jocelyn. Es ist eine hoch entwickelte Form von virtueller Realität, weiter nichts. Ich lasse niemanden mit meinen Genen herumspielen.«
    »Warum musstest du das tun? Warum tust du so, als wäre meine Meinung wertlos, oder als wäre alles, woran ich glaube, falsch? Warum redest du mit mir wie mit einem Kind, das schon alles verstehen und dir dankbar sein wird, wenn du erst alles mit den einfachsten Worten erklärt hast? Ich habe unsere Kinder verloren, nicht den Verstand. Ich habe mein Leben für dich aufgegeben, Harvey.«
    In diesem Augenblick hätte ich die Symbionten herausgerissen, wenn das möglich gewesen wäre. Das hätte ich wirklich. Mein Gott, wieso lande ich immer wieder in derartigen Situationen?
    »Also schön.« Ich streckte vorsichtig die Hand aus und legte sie auf ihre Schulter. Sie zuckte nicht vor mir zurück, was ich als gutes Zeichen auffasste. »Es tut mir Leid, Jocelyn. Es war dumm von mir. Und wenn es dich verletzt, dass wir hergekommen sind und ich diese Symbionten bekam, dann lass dir sagen, dass es nicht meine freie Entscheidung war. Mein Gott, Jocelyn, mein Leben ist so geradeaus. Alles wird von der Personalabteilung und den Computern in der Direktion von Delph bestimmt. Ich mache nur, was sie mir sagen, mehr kann ich nicht tun. Vielleicht nehme ich mir nicht genug Zeit, um gründlich darüber nachzudenken.«
    »Deine Karriere ist vielleicht geradeaus«, erwiderte sie leise. »Aber nicht dein Leben. Wir sind dein Leben, Harvey, die Zwillinge und ich.«
    »Ja.«
    Ein schwaches, resigniertes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Die Kinder mögen es hier.«
    »Ich wusste wirklich nicht, dass die anderen Kinder in der Arkologie gemein zu ihnen waren.«
    »Ich auch nicht.«
    »Sieh mal, Jocelyn … ich habe gestern mit Vater Cooke gesprochen.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ein kluger alter Bursche, das ist er. Vielleicht sollte ich ihn noch einmal besuchen. Ich bin nicht zu stolz, ihn um Hilfe zu bitten, weißt du?«
    »Das würdest du tun?«, fragte sie, und Unsicherheit ließ ihre Stimme zittern.
    »Ja, das würde ich.«
    »Ich möchte nicht, dass wir so miteinander umgehen, Harvey. Es war doch früher nicht so.«
    »Ja. Und das bedeutet, dass es wieder so sein kann wie früher. Ich werde gehen und mit Cooke reden. Mir anhören, was er über uns zu sagen hat. Äh, ich bin nicht sicher, ob ich heute noch Zeit dazu finde.«
    »Ich weiß. Der Maowkavitz-Fall.«
    »Ja. Penny Maowkavitz und Boston. Alles kommt immer auf einmal, nicht wahr?«
    »Und zum schlimmsten Zeitpunkt. Aber das wusste ich schon, noch bevor ich dich geheiratet habe.«
     
    Eden führte mich zu Wing-Tsit Chongs Haus, ein Stimmenecho, das mir Richtungsanweisungen einflüsterte. Ich fuhr direkt nach dem Frühstück hinaus; es war zu früh, und Nyberg war noch nicht zum Dienst erschienen. Außerdem war mir nicht nach ihrer Gesellschaft zumute. Allerdings breitete sich in mir zunehmende Befriedigung aus, während ich den Jeep durch Edens Parklandschaft steuerte. Wenigsten hatten Jocelyn und ich wieder angefangen, miteinander zu reden.
    Der alte Genetiker lebte ein gutes Stück außerhalb der Stadt, ein Privileg, das nicht vielen Bewohnern Edens gewährt wurde. Die landwirtschaftliche Verwaltung wollte, dass sämtliche Gebäude in einem eng umrissenen Streifen errichtet wurden. Wenn sich jeder sein rustikales Wochenendhaus irgendwo in den Wäldern hätte bauen dürfen, wäre ganz Eden in kürzester Zeit von einem engmaschigen Gewirr aus Energieleitungen, Straßen und Versorgungsrohren durchzogen gewesen.
    Doch für Wing-Tsit Chong hatte man eine Ausnahme gemacht.
    Vermutlich brachten ihm selbst die trockenen Bürokraten das gleiche Maß von Hochachtung entgegen wie ich. Ob man sie nun guthieß oder nicht – Affinität war eine bahnbrechende Erfindung.
    Chongs Residenz war ein einfacher Bungalow mit einem hohen, geschwungenen Dach, das die Wände in alle Richtungen überragte und so eine große umlaufende Veranda bildete. Es sah fernöstlich aus für meinen ungeschulten Blick, wie eine einstöckige Pagode. Nirgendwo waren die Paneele aus Komposit oder Leichtmetall zu sehen, die bei den meisten Bauwerken im Habitat

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