Armageddon 2 - Das Menü
Kumpel.«
»Verstanden, Chef.«
Die Sonne war inzwischen vollständig über dem Miskatonic
River aufgegangen. Die New-England-Landschaft strahlte im
Licht des neuen Tages. Unterhalb der großen Universität er-
streckte sich das Grasland bis hinunter zum alten Arkham, das
mit seinen Giebeldächern und den schiefen, kopfsteingepfla-
sterten Straßen, die sich zwischen ihnen hindurchwanden,
aussah wie eine in Dunst gehüllte Geisterstadt.
Hoch oben auf einem Hügel, doch im Schutz einer Reihe
Tannen, parkte ein Army-Jeep. Darin saßen zwei Männer. Ei-
ner der beiden trug militärische Kleidung und besaß ein hell-
rotes Ohr. Der andere duckte sich unter eine Baumwolldecke.
Er besaß eine blutige Nase und zahlreiche Schürfwunden und
Prellungen.
»Was haben Sie ihnen erzählt?«, fragte Rex Mundi.
Jack schüttelte den Kopf. Es tat weh. »Ich weiß nicht. Alles.
Alles, was sie hören wollten.«
»Über mich?«
»Was hätte ich ihnen sagen können? Ihren Namen? Den habe
ich ihnen gesagt.«
Rex klopfte ihm auf die Schulter. »Sie sehen ziemlich fertig
aus.«
»Was wird nur meine Frau dazu sagen?«
»Ich geb’s auf. Was wird Ihre Frau dazu sagen?«
»Nichts Nettes jedenfalls, so viel steht fest.«
»Ah«, sagte Rex. »So ist das also, wie?«
»Ja, genau so. Aber wer waren diese Leute? Was wollten sie
von uns?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich beabsichtige, es herauszufin-
den.«
»Das werden Sie dann wohl allein tun.«
»Danke sehr. Ich hab Sie immerhin rausgeholt, oder viel-
leicht nicht?«
»Hätten Sie mich rausgeholt, bevor ich verprügelt wurde,
wäre ich Ihnen umso dankbarer gewesen. Aber wie haben Sie
das eigentlich geschafft?«
»Ich hab gelogen.«
»Und was haben Sie zu ihnen gesagt? Ich meine, es muss gut
gewesen sein. Immerhin haben wir einen Jeep gekriegt und
alles.«
Rex zwinkerte. »Etwas, das ich irgendwann einmal gehört
habe. Onkel Tony hat es mir aus einem Ihrer Bücher vorgele-
sen. Er hat immer gesagt, dass alles darin auf Tatsachen beru-
hen würde. Ich schätze, Onkel Tony hatte Recht.«
»Nun ja, immerhin hat es funktioniert. Mein Gott, bin ich
vielleicht hungrig!«
Rex blickte hinaus auf die Landschaft. So hatte es also auf
der Erde vor dem Nuklearen Holocaust ausgesehen. Es fühlte
sich gut an. Natürlich. Eden besaß etwas Unnatürliches. Etwas
Traumartiges, obwohl sich Rex, solange er dort gelebt hatte,
dessen nie so richtig bewusst geworden war. Doch anderer-
seits - das war es schließlich, was Eden ausmachte. Es war ein
Traum, weiter nichts. Eichelhäher flatterten aus den Tannen
auf. Jack zuckte zusammen. Seine Nerven waren noch nie be-
sonders gut gewesen. »Wir fahren besser zurück«, sagte er.
Rex streckte sich und atmete die Luft New Englands in tiefen
Zügen. »Wohin zurück?«, fragte er.
»Nach Hause.«
»Ich würde davon abraten. Ihr Haus wird sicherlich Tag und
Nacht überwacht.«
»Sie meinen…?«
»Ich meine, Jack, dass sie inzwischen sicherlich herausge-
funden haben, dass sie belogen wurden. Wir werden überall
gesucht.«
»Aber weshalb denn?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Rex und zuckte die Schul-
tern.
»Aber meine Stelle! Meine Frau! Mein Zuhause…!«
»Das Leben ist hart, aber ungerecht, Jack«, sagte Rex. »Das ist
ein altes Sprichwort aus dem zwanzigsten Jahrhundert; viel-
leicht kennen Sie es.« Jack schwieg schmollend. Nach einer
Weile sagte Rex: »Wie sieht es bei Ihnen mit Credits aus?«
»Mit was?«
»Geld. Haben Sie Geld?«
Jack klopfte seine Taschen ab und stöhnte. »Sie haben mir
meine Geldbörse weggenommen. Alles!«
»Also schön.« Rex drehte den Zündschlüssel herum. »Wir
fahren runter in die Stadt und stehlen uns etwas zum früh-
stücken. Dann planen wir unseren nächsten Zug.«
»Ich kann es kaum noch erwarten«, erwiderte Jack Doveston.
6
A-Z oder ALLOZIERTE ZONEN : Inzwischen darf wohl gefahrlos
enthüllt werden, dass das Londoner Straßenverzeichnis, genau wie
die Verzeichnisse aller anderen Städte der Welt, eine ganze Menge
mehr verbirgt, als es zu enthüllen vorgibt. Große Gebiete, die so ge-
nannten VERBOTENEN ZONEN, sind durch die Verwendung von
Einbahnstraßen geschickt verborgen. Fußgänger, die in diese Zonen
spazieren, verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Hugo Rune, Das Buch der allerletzten Wahrheiten
In seinem Buch Der unglaubliche Mr. Rune (inzwischen leider
restlos vergriffen) beschreibt H. G. Wells, wie Rune sich mit den
Seiten eines
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