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Armageddon 2 - Das Menü

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Titel: Armageddon 2 - Das Menü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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alles
    ziemlich neu für mich. Ich will schließlich nicht kulturell un-
    bedarft erscheinen.«

    Jack schüttelte den Kopf. »Das ist ein Schwein, und das ist
    ein Schaf, und das dort sind Hühner, und das ist ein Soldat mit
    einem Gewehr. O Scheiße!«
    Rex riss das Steuer herum. Kugeln sausten ihnen über die
    Köpfe. Der Jeep verließ rumpelnd die Straße und brach durch
    eine sauber geschnittene Hecke. Und holperte weiter über die
    Felder.
    »Wir müssen dieses Ding loswerden!«, rief Rex. Holterdipol-
    ter. »Es muss einen eingebauten Sender haben! Sie wussten
    genau, wo sie uns finden!« Holterdipolterdipolter. »Wenn es uns
    gelingt, sie abzuschütteln, lassen wir den Jeep stehen und
    flüchten zu Fuß weiter.« Holterdipolterdipolterdipolter.
    »Ich glaube, ich werde seekrank, Rex.«
    Ein weiterer Jeep kam hinter ihnen in Sicht. Im Fond dieses
    Jeeps war eine von diesen wirklich erstaunlichen Maschinen-
    kanonen montiert, ähnlich der, wie Blaine sie in Predator be-
    nutzt hat. Ein Freund von mir, der früher bei der Territorial
    Army gewesen ist, hat mir einmal erzählt, dass diese Dinger
    einen Jeep auf zweihundert Yards sauber in zwei Stücke
    schneiden können. Ein ziemlich beeindruckendes Stück Waf-
    fentechnik, alles, was recht ist.
    »Ziehen Sie den Kopf ein!«, kreischte Rex. »Die haben eine
    von diesen wirklich erstaunlichen Maschinenkanonen mon-
    tiert, ähnlich der, wie Blaine sie in Predator benutzt hat!«
    »Läuft Arnold Schwarzenegger also tatsächlich im einund-
    zwanzigsten Jahrhundert noch in den Kinos?«
    »Videos«, sagte Rex. »Ich hab alles von ihm gesehen. Sieben
    Nächte die Woche. Achtung!« Der Jeep schoss über einen klei-

    nen Hügel und holperte auf eine recht idyllisch aussehende
    kleine Farm zu.

    Ebenezer Stuart war ein Shaker4. Das amerikanische Shaker-
    tum datiert zurück auf das letzte Viertel des achtzehnten Jahr-
    hunderts und erlebte seine Blüte um die Mitte des neunzehn-
    ten. Für die Shaker war Gott eine Viereinigkeit. Vater, Sohn,
    Heiliger Geist und die Begründerin der Sekte, Ann Lee. Mit
    Anns Geburt im Jahre 1736 war Christus auf die Erde zurück-
    gekehrt, und das lange ersehnte Millennium hatte begonnen.
    Sexueller Verkehr, dieses verderbliche Laster, konnte daher
    aufhören, und wer der Bewegung beitrat, schwor ihm ein für
    alle Mal ab. Der offensichtliche Fehler in diesem Gedanken-
    gang schien den Shakern nie zu dämmern, und so ist es kaum
    überraschend, dass das Shakertum niemals als Weltreligion
    Fuß fassen konnte.
    Die Shaker führten ein sehr striktes und geordnetes Leben.
    Sie stellten fantastisch elegante Möbel her, Besen und Bürsten,
    Kissen, Sättel, Strümpfe, Handschuhe und Mopps. Ihr hand-
    werklicher Alltag war durchsetzt mit Perioden ausgelassener
    Tänze und ebensolchen Zitterns, wodurch sie in religiöse Ver-
    zückung gerieten. Sie hatten Erscheinungen, verkündeten
    Prophezeiungen und sprachen in merkwürdigen Sprachen.
    Manchmal war es wirklich gar nicht so übel.5

    4 Die gibt es tatsächlich, und es gibt tatsächlich nur noch ein paar
    Überlebende. Ein gewisser Lektor aus dem Saarland gehört dazu (Ja,
    ja, ich weiß: keine Fußnoten mehr – aber die hier konnte ich mir nicht
    verkneifen). (Anm. d. Übers.)
    5 Jedes Wort davon stimmt. Ehrlich.

    Da die Shakergemeinde von New England inzwischen nur
    noch drei Mitglieder zählte, mit Ebenezer Stuart als dem Älte-
    sten, war sie ständig auf der Suche nach Neuankömmlingen.
    Ebenezer zog den handgestickten Küchenvorhang beiseite
    und starrte auf den neuen Tag hinaus. Ein Jeep mit zwei weiß-
    gesichtigen Männern darin näherte sich mit einer gottlosen
    Rate von Knoten.
    »Gott segne und bewahre uns«, sagte Ebenezer Stuart.
    Der Jeep krachte gegen die schindelgedeckte Küchenmauer.
    Brach hindurch. Gabelte Ebenezer Stuart mit der Kühlerhaube
    auf und kam schließlich inmitten von durcheinander fallen-
    dem Holzgeschirr, Frühstücksbrettchen aus Ulmenholz und
    allen möglichen anderen Shaker-Artefakten, die heutzutage in
    den exklusiven Verkaufsläden der Welt so hohe Preise erzie-
    len, stotternd zum Stehen.
    Es gab eine Menge Staub, Geschirrklappern, Schindel- und
    Brettchenrasseln. Doch schließlich verklang die Kakophonie,
    und dann herrschte nur noch unheilige Stille. Ebenezers putz-
    bedeckter Kopf erschien vor der Kühlerhaube des Jeeps und
    starrte auf Rex und Jack.
    Er hätte wirklich etwas sagen können. Es war jedenfalls ganz
    eindeutig die richtige Szenerie für

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