Armageddon 2 - Das Menü
bereit?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Oh, sicher. Ich verstehe.« Elvis stellte die Drinks auf dem
Tisch ab und tippte sich vielsagend an die Nase.
»Die Wände haben manchmal Ohren, wie?«
»Zieh dich endlich an, und komm mit mir!«
»In dieser Reihenfolge?« Elvis grinste und zwinkerte anzüg-
lich.
»Mach es einfach.«
»Das ist ja schrecklich!« Byron kaute auf den Fingernägeln.
»Was sollen wir nur machen?«
»Etwas Drastisches.« Der dicke Oberkehrer schenkte Byron
Tee nach.
»Vielleicht gibt es ja in dem einen oder anderen Lagerraum
ein paar Ersatzteile, die man die ganze Zeit übersehen hat.«
Byrons Gesicht hellte sich hoffnungsvoll auf.
Der Oberkehrer schüttelte den Kopf, und Byrons Miene ver-
düsterte sich wieder. »Sie haben bereits daran gedacht.«
»Habe ich?«
»Bei einem Ihrer zahlreichen Versuche, ein Ersatzteil zu er-
halten.«
»Ich habe all meine Bestellformulare gesehen. Es müssen
wenigstens fünfzig sein.«
»Fünftausend«, sagte der dicke Oberkehrer.
»Fünftausend?«
»Und Sie haben niemals aufgegeben. Sie konnten nicht, ver-
stehen Sie? Jedes Mal war es ganz neu für Sie. ›Jetzt und
sogleich‹.«
»Aber der Aufseher. Wenn ich es so häufig getan hätte, wür-
de er doch etwas gesagt haben!«
»Er ist der Aufseher, Byron. Es ist seine Aufgabe, alles zu be-
aufsichtigen. Ganz gleich, wie oft sich etwas wiederholt. Er ist
für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts verantwortlich.
Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte erzählen. Sie ist sehr
kurz, aber nichtsdestotrotz erzählenswert. Sitzen Sie bequem?«
Byron nickte.
»Dann fange ich jetzt an. Vor langer, langer Zeit, da gab es
einmal einen Mann, und dieser Mann hieß Mr. Smith. Eines
Sonntag morgens wachte Mr. Smith auf, erhob sich aus seinem
Bett, wusch sich, zog sich an, frühstückte und ging nach drau-
ßen, um sein Auto zu waschen. Seine Frau hatte in der Küche
zu tun, da ihre Freunde, die Theakstones, zum Essen eingela-
den waren. Die Kinder spielten draußen im Vorgarten, und
alles war so normal, wie man sich das nur vorstellen kann.
Irgendwann mittags trafen die Theakstones ein, man aß in
angenehmer Stimmung und verbrachte den Nachmittag mit
freundlichem Geplauder. Später gingen die Theakstones wie-
der, die Smiths badeten, brachten ihre Kinder zu Bett und gin-
gen schließlich selbst schlafen.
Während sie schliefen, ereigneten sich gewisse Dinge.
Merkwürdige Männer in Overalls betraten ihr Haus. Kehrten
den Boden, wuschen ab und räumten auf. Füllten den Kühl-
schrank nach, verschmutzten den Wagen aufs Neue und häng-
ten die Sonntagsseite des Kalenders wieder nach vorn. Und
befestigten kleine Elektroden an den Köpfen der Smiths, die
friedlich vor sich hin schlummerten und nichts von alledem
bemerkten.
Am nächsten Morgen erwachte Mr. Smith. Er erhob sich aus
seinem Bett, wusch sich, zog sich an, frühstückte und ging
nach draußen, um sein Auto zu waschen. Seine Frau hatte in
der Küche zu tun, da ihre Freunde, die Theakstones, zum Es-
sen eingeladen waren. Die Kinder spielten draußen im Vorgar-
ten, und alles war so normal, wie man sich das nur vorstellen
kann…«
»Und Sie sind ganz sicher, dass es nur eine kurze Geschichte
ist?«, erkundigte sich Byron zweifelnd. »Ich habe das Gefühl,
als hätte ich zumindest einen Teil davon schon einmal gehört.«
»Wie gesagt, der Tag verlief vollkommen identisch zum vo-
rangegangenen. Doch in der Nacht, während Mr. Smith fried-
lich schlummerte, fiel eine der kleinen Elektroden von seinem
Kopf.
Als er am nächsten Morgen erwachte, bereitete er sich darauf
vor, zur Arbeit zu gehen. Seine Frau empfand sein Verhalten
als höchst eigenartig. ›Aber wir haben Montag!‹, erklärte Mr.
Smith und ging nach unten, wo der Kalender hing. Es war
Sonntag. Die Sonntagszeitung war auch schon eingetroffen,
und im Radio kamen die Sonntagsnachrichten. Es war Sonn-
tag. Mr. Smith spürte, wie in ihm große Verwirrung aufstieg.
Er ging nach draußen, um seinen Wagen zu waschen, obwohl
er ganz sicher war, dass er ihn am Vortag bereits gewaschen
hatte. Doch dort stand der Wagen, schmutzig und ungewa-
schen.
Irgendwann trafen die Theakstones zum Mittagessen ein.
Mr. Smith starrte sie voller Entsetzen an. Er hatte diese Leute
noch nie im Leben gesehen, obwohl seine Ehefrau sie begrüßte
wie gute alte Freunde.
Mr. Smith geriet in Panik. Er rannte hinaus zu seinem Wa-
gen. Doch
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