Armageddon 3 - Das Remake
und
Fangio, der inzwischen meinen Fedora trägt, entwickelt ein
lebhaftes Interesse an meiner Krawatte. »Sitzt du an einem
Fall?«
»An dem Ganz Großen«, sage ich, während ich auf heißem
Pastrami mit Toast kaue. »Dem Verbrechen des Jahrhunderts.
Dem Raub Der Religiösen Artefakte.«
»Religiöse Artefakte, wie?« Fangio blickt mich an, als wüsste
er Bescheid, und ich weiß, genau wie er weiß, dass ich es weiß,
das er absolut nichts weiß. »Was genau ist das?«
»Heilige Objekte«, erläutere ich, denn es kostet schließlich
nichts. »Heilige Objekte. Stauten, Bilder, Ikonen, lauter so ein
Zeugs. Und alles vom Großen E persönlich.«
Fangio summt; er hat nie zu pfeifen gelernt. »Und du kaufst
oder verkaufst?«, fragte er. »Weil wenn du verkaufst, dann
hätte ich doch gerne deinen Schlips.«
»Ich verfolge die Spur, das ist alles. Strikt inoffiziell. Sie woll-
ten den Besten, und ich bin der Beste.«
»Das bist du ganz sicher, Laz. Ich sage immer, du bist viel-
leicht nicht billig, aber du bist gründlich und du erledigst dei-
nen Job.«
»Danke.«
»Bei dir kann man mit einer Menge kostenlosem Sex rech-
nen, mit reichlich Gewalt, einer Spur aus Leichen und einem
finalen Showdown irgendwo auf einem Häuserdach.«
»Zugegeben.«
»Keine offenen Enden und keine Nebengeschichten, und du
arbeitest ausschließlich in der Ich-Perspektive.«
»Das ist dir aufgefallen?«
»Das ist mir aufgefallen. Wann möchtest du die Bar bu-
chen?«
»Wie war das?«
Der fette Bursche zwinkert mir sein altmodisches Zwinkern.
»Für den Austausch.«
»Ich gestehe, dass ich nicht verstehe.«
»Nun komm schon, Laz! Du arbeitest immer nur an vier
Schauplätzen… in deinem Büro, hier, in einer Seitengasse und
auf dem Dach. Wenn du meinen Rat hören willst, der beste
Ort für den Austausch, das Mädchen oder die Kunstwerke
oder was auch immer, ist ohne jeden Zweifel hier! Niemand
hat Lust, die schweren Statuen zu deinem Büro hoch zu tra-
gen, in der Seitengasse ist es zu riskant, und das Dach ist aus-
schließlich dem finalen Showdown vorbehalten. Meine Bar ist
der offensichtliche Ort!«
»Ja, schätze, du hast recht«, schätzte ich.
»Also? Für wann willst du die Bar buchen?« Der fette Kerl
zieht seinen Vormerkkalender hervor. »Soll ich dich gleich
eintragen? Wie heißt das Buch übrigens? Bekomme ich eine
größere Rolle? Soll ich meinem Agenten sagen, dass er deinen
Agenten anruft?«
»Immer eins nach dem anderen«, antworte ich und hebe ab-
wehrend die Hände. Immer will jeder ein Stück vom Kuchen
abhaben. »Hör mal«, sage ich, »drüben am Ende der Theke
wartet ein Kunde darauf, dass du ihn bedienst.«
Ich zeige zu dem Rasenmähervertreter von Beta Reticuli, der
mit seinen Kehllappen rasselt und so tut, als würde er jeden
Augenblick verdursten. Fangio ist ein Profi, wie er im Buche
steht, und er verschwindet, um die Bestellung entgegen zu
nehmen.
Ich lockere meine Krawatte. Ich brauche einen weiteren
Drink. Vielleicht, wenn ich die Bar buche, kriege ich ein paar
auf Kosten des Hauses. Andererseits könnte ich mir damit
auch die Forderung nach einer Anzahlung einhandeln. Es ist
ein schwieriges Geschäft. Andererseits – ist nicht das ganze
Leben schwierig?
Ich nehme eine Auszeit zum Nachdenken. Nicht zu lange.
Ich brauche eine Spur in dieser Geschichte, und ich brauche sie
jetzt. Oder vielleicht brauchte ich sie schon gestern, obwohl ich
es da natürlich noch nicht wissen konnte. Andererseits war
gestern vielleicht der Tag, an dem ich all die Antworten ge-
funden hätte. Antworten auf Fragen, die ich nicht gestellt hat-
te. An die zu stellen ich überhaupt nicht gedacht hatte. Nach-
denken ist ein schwieriges Geschäft. Andererseits – ist nicht
alles schwierig?
Ich wusste, dass ich einen Anruf tätigen musste, und ich
brauchte ein Treffen. Ich rufe den fetten Kerl herbei, der gera-
de den Rasenmähervertreter auf die Köpfe schlägt und dabei
Dinge sagt wie: »Das hier ist ein anständiges Lokal, du elen-
der…«
»Das Telephon«, sage ich.
»Die Krawatte«, sagt Fangio.
Ich wähle die Nummer. Sie hat siebenundzwanzig Stellen.
Heutzutage gibt es jede Menge Telephone, aber ich hab ein
gutes Zahlengedächtnis. Hat mich ein kleines Vermögen geko-
stet. Irgendwo in der Ferne macht es brrr-brrr, gefolgt von ei-
ner Stimme, die wütend fragt: »Wer macht diesen verdamm-
ten Lärm?«
»Ist Vic zu sprechen?«, frage ich mit einer
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