Armageddon 3 - Das Remake
unten in diesem beschissenen klei-
nen Zimmer verbringe?«
Johnny Dee hob den Schachtdeckel und spähte ohne rechte
Begeisterung in die dahinter liegenden Tiefen. »Also los, dann
mal runter mit dir«, sagte er und stieß Ed Kelley in die Rippen.
Ed beugte sich vor und schnüffelte misstrauisch. Seine Ohren
mochten ein wenig taub sein, doch seine Nase funktionierte
noch einwandfrei.
»Riecht ziemlich muffig da unten. Und du bist sicher, dass
das eine gute Idee ist?«
»Eddie, mein alter Freund. Haben wir nicht die halbe Nacht
damit verbracht, einem Plan von fast unvorstellbarer Nieder-
tracht zu lauschen?«
»Na ja, du jedenfalls.«
»Ich habe dir alles darüber erzählt, nachdem Seine Exzellenz
aufgehört hat, dich zu treten.«
»Das hast du, ja.«
»Und da Bill allem Anschein nach die Fliege gemacht hat,
liegt es nicht an uns beiden, die wir die allerletzten der Ersten
Hierarchie der Hölle sind, unserem bösen Meister bei seinem
Plan zu helfen, das Böse und die Dunkelheit über diesen Pla-
neten zu bringen?«
»Das tut es ganz sicherlich.«
»Dann also runter mit dir, und ich halte hier oben Wache.«
Ed schnüffelte ein weiteres Mal widerwillig. »Da ist nur eine
Sache, die mich zum Nachdenken bringt.«
»Und die wäre?«
»Wie kommt es, wenn er die Inkarnation des Teufels ist, dass
er das halbe Buch in diesem beschissenen kleinen Zimmer
verbringt? Aaaaaaaaaah!«
»Tut mir Leid, Ed, ich muss dich doch tatsächlich gestoßen
haben. Alles in Ordnung mit dir da unten?«
Andere Dinge fielen ebenfalls in Presley Citys letzte Nacht.
Kevin und seine Revolutionäre führten mehrere tollkühne
Überfälle auf Munitionsdepots der Regierung durch, auf Fahr-
zeugparks, High-Tech-Waffenfabriken und Süßigkeitenläden.
Der Barmann in der Tomorrowman Taverne polierte seine
Rollen und freute sich auf übermorgen, den Tag, an dem Rex
ihm den ersten Auftritt in einer eigenen Show versprochen
hatte. Er zählte seine nächtlichen Einnahmen, kehrte den Bo-
den und regte sich dann furchtbar auf, als er entdeckte, dass
jemand seine sämtlichen Bierdeckel gestohlen hatte.
Laura und Jonathan ergaben sich in bestimmte verbotene Lie-
besakte. Diese schlossen Klassiker ein wie Bogenstreichen, den
Wolf anbrüllen, die Rapids-City-Rolle, französisches Flüstern,
persönliches Teetrinken und Groovin’ on the Inner Plane.
Für jeden einzelnen konnte man entweder ins Krankenhaus
kommen oder exkommuniziert werden. Mit Ausnahme von
letzterem, was nämlich ein Stück auf einer Robyn-Hitchcock-
LP ist.
Polizeichef Sam Maggott hatte wieder mal einen »Harten«. Im
Hauptquartier der Polizei schrillten ununterbrochen Alarme
von Munitionsdepots, militärischen Fahrzeugparks, High-
Tech-Waffenfabriken und Süßigkeitenläden. Sam schickte alle
Leute raus, die er entbehren konnte, und ging mehrere Stun-
den lang auf und ab, während rings um ihn weitere Glocken
schrillten.
Doch bald hielt er es nicht mehr aus und wollte endlich Fort-
schrittsberichte.
Die betrunkene Stimme von Officer Cecil informierte ihn,
dass er und seine Kollegen einen Anruf nach dem anderen
entgegen nahmen. Sobald sie fertig wären mit der Befragung
des Barmannes der Tomorrowman Taverne bezüglich des
Bierdeckeldiebstahls, würden sie sich mit dem nächsten Anru-
fer befassen.
»Sie sollten mal sehen, wie gut er den Ray Bradbury spielt!«,
fügte Cecil hinzu.
In seinem Eimer im Schrank erwachte der kleine Zeitkohl Bar-
ry aus einem unruhigen Traum und stellte fest, dass er sich im
falschen Kapitel befand. »Und das war mein Plan«, sagte er.
Ich erwache unvermittelt mit der Hand an meinem besten
Stück.
Rex und Harpo/Chico liegen aneinandergekuschelt im Land
der Träume, also schaffe ich mich selbst zum Fenster rüber
und sehe zu, wie die Sonne über Presley City aufgeht.
Jetzt rührt sich die Erde,
Bevor die Wasser fließen
Und sieht, wie unser Staub der aufgehenden
Sonne entgegenschwebt.
Ein Sonnenaufgang erweckt jedes Mal den Poeten in mir,
selbst hier in dieser beschissenen Stadt. Ich schätze, wenn ich
nicht Trenchcoat und Fedora aufgenommen hätte, um als
größter Detektiv aller Zeiten durch die Seitengassen der Ge-
schichte zu wandern, wäre ich wohl Poet geworden.
Oder Immobilienmakler.
Oder Bankkaufmann.
Wenn man es genau betrachtet, ist sowieso alles das gleiche.
Ein Job in einem Anzug. Bis auf den Poeten natürlich. Oder
den Detektiv. Obwohl man natürlich auch als
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