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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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Leben durch Eigeninitiative bestimmt ist, ein Entrepreneur, der hart arbeitet, erntet, was er sät, keine Hilfe vom Staat erhält und der auch Misserfolge klaglos wegsteckt, wenn der Markt es so will.

Das Salz der Erde
    Kleinunternehmer sind traditionell von einem populistisch-heroischen Glorienschein umgeben. Während man früher gern die familiären Farmbetriebe auf den Sockel hob, tut man dies heute mit den Kleinunternehmern: Sie verkörpern beherzten und zuversichtlichen Individualismus und bringen mit ihrem Fleiß die amerikanische Wirtschaft voran. Sieht man von Kleinigkeiten ab – kleine Familienbetriebe zahlen ihren Angestellten gewöhnlich keinerlei Sozialleistungen –, kann man in den Kleinunternehmern vielleicht tatsächlich die letzte Verkörperung von Thomas Jeffersons Ideal der Freibauern sehen.
    Ronald Reagan begann 1983 seine Rede zur Woche der Kleinunternehmen (National Small Business Week) so: »Eigentlich kann man jede Woche des Jahres zur Woche der Kleinunternehmen machen, denn was wäre Amerika ohne seine Kleinunternehmen.« [∗] Es wurde noch kitschiger: »Die kleinen Unternehmer sind unsere vergessenen Helden«, die »Getreuen, die unsere Kirchen, Schulen und Gemeinden unterstützen, die Tapferen, die unsere Waren produzieren, unseren Hunger stillen, unsere Häuser und Familien warm halten, während sie gleichzeitig in die Zukunft investieren, um ein besseres Amerika zu errichten.« [19]
    Wahrlich, sie sind das Salz der Erde. Die Wurzeln des Grases, die Träumer des Traums, die vox populi, der kleine Mann in all seiner Geradlinigkeit und Ehrlichkeit.
    Und alle wollen sich davon eine Scheibe abschneiden. Auch die Liberalen singen gern das Loblied der Kleinunternehmen, weil sie sich so als wirtschaftsfreundlich darstellen können, ohne gleich Walmart oder Exxon oder JPMorgan unterstützen zu müssen. [20]
    Vielleicht schlummert auch noch irgendwo tief in ihrem Kollektivgedächtnis die Erinnerung daran, dass die kleinen Geschäftsleute Anfang des Jahrhunderts gemeinsam mit progressiven Kräften wie dem Demokraten William Jennings Front gegen die Monopole machten und Reformen unterstützten, weil sich Reformer gewöhnlich auch für die Anti-Trust-Gesetzgebung starkmachten.
    Die neuen Konservativen nehmen nicht nur die Rechtschaffenheit des wackeren Kleinunternehmers für sich in Anspruch, sie übernehmen gleich seine ganze Weltsicht. Erst in diesem Licht werden manche ihrer Vorstellungen verständlich. Wenn sie so oft wiederholen, dass dem Wettbewerb in Amerika von der Allianz aus Big Government,Big Business und Big Labor (die Gewerkschaften), die sich unter dem Banner des Sozialismus vereinen, die Luft abgeschnürt wird, dann klingt das wie ein jahrzehntealtes Pamphlet der Vereinigung der Kleinunternehmen. [21]
    Die nie nachlassende Gewerkschaftsfeindlichkeit der Bewegung, eigentlich ziemlich sinnlos im weitgehend gewerkschaftsfreien 21. Jahrhundert, gehört zu den fixen Ideen des Kleinunternehmers. Und schon seit die Kleinunternehmer Mitte des 19. Jahrhunderts gegenüber den Großunternehmern ins Hintertreffen gerieten, preisen sie als Allheilmittel an, man müsse so schnell wie möglich zum »wahren« Kapitalismus zurückfinden.
    Die Ehrfurcht der Bewegung vor einer imaginären Vergangenheit und die Forderung nach einer »Rückeroberung des Landes« sind nichts als die unfruchtbare Sehnsucht nach jenen entschwundenen Tagen, in denen die Kleinunternehmer in ihren Gemeinden noch etwas zählten. Die einseitige Fixierung der konservativen Erneuerungsbewegung auf die Bankenrettung entspringt der traditionellen Feindschaft der Kleinunternehmer gegen die Bankenkraken, die nun gar als »zu groß, um unterzugehen« erstanden sind und sich in unheiliger Allianz mit der Staatskrake zusammengeschlossen haben. [22]
    (»Der Kongress hat Milliarden Dollar für Konjunkturprogramme ausgegeben, um die großen Banken und Finanzinstitute rauszupauken«, erklärte der angehende Kongressabgeordnete Pat Meehan aus Pennsylvania im Jahr 2010. »Aber der normale Kleinunternehmer hat davon nichts gehabt.«) Selbst die vielfach kommentierte Neutralität der Tea Party gegenüber manchen gesellschaftspolitischen Fragen deckt sich mit der Grundhaltung der Kleinunternehmer. Während die überwiegende Mehrzahl aller Unternehmer in Wirtschaftsfragen konservativ eingestellt ist, neigen sie in gesellschaftspolitischen Fragen (beispielsweise dem Schulgebet) zu liberalen Positionen, wie der Kleinunternehmerverband NFIB

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