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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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plötzlich Feuer. Da tanzten die kleinen Mündungslichter wie Geister vor dem Lauf, und ich schnellte mich mit einem Hechtsprung zurück ins Haus. Ein Schrei erwischte mich, doch nicht ich hatte ihn ausgestoßen, sondern Karina Grischin, die nichts mehr im Raum gehalten hatte.
    Sie hörte die Geräusche.
    Und dann lag auch sie am Boden. Dieses harte Hämmern war schrecklich. Die Melodie des Todes, die sich noch verstärkte, denn das harte Hämmern der Waffe drang auch an unsere Ohren.
    Maschinenpistolen haben eine große Streuweite. Die Kugeln durchschlugen auch Hindernisse. Menschliche Körper waren erst recht nicht gegen sie gefeit. Mir gefiel nicht, dass ich es nicht geschafft hatte, die Tür zuzuschmettern.
    Halb stand sie offen.
    Wir hörten die Einschläge der Kugeln. Beide lagen wir flach auf dem Boden. Die Geschosse hackten in das Holz. Sie ließen die Tür tanzen, und sie fanden auch ihren Weg in den Flur, was für uns plötzlich gefährlich wurde.
    Karina und ich robbten auf dem Bauch liegend zurück. Noch hatte uns keine Kugel erwischt, aber die Einschläge in den Innenwänden waren nicht zu übersehen. Splitter tanzten durch die Gegend. Die Tür bekam plötzlich Löcher, und dann verstummte das Schießen so schnell wie es aufgeklungen war. Dafür hörten wir das Geräusch eines Motors, als der Wagen gestartet wurde.
    Beide sprangen wir hoch. Wir begingen nicht den Fehler, auf die Tür zuzurennen und nach draußen zu schauen. Wir mussten damit rechnen, dass der Fahrer dicht am Haus vorbeiraste und seinen Helfer hineinschießen ließ.
    Das passierte jedoch nicht. Das Motorgeräusch wurde leiser, und es klang wie ein letzter Gruß über das flache Gelände hinweg, bevor es so gut wie nicht mehr zu hören war.
    Erst dann riss ich die Tür auf.
    Das Fahrzeug hatte bereits einen großen Abstand zum Haus gewonnen. Wie ein riesiger schwarzer Käfer kroch es über das Gelände hinweg und wühlte mit seinen Reifen einige Erdbrocken hoch.
    Ich blieb stehen, blinzelte in die Sonne und steckte meine Waffe weg. Hinter mir hörte ich Karina scharf atmen, dann fluchte sie auf Russisch. Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich jetzt fühlte, aber mir erging es nicht besser.
    »Sie sind weg!«
    »Scheiße!«, sagte sie nur.
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Und jetzt?«
    Ich hob die Schultern. »Lass uns erst mal zurückgehen. Wie geht es Svetlana?«
    »Manchmal schlägt das Glück dreimal zu.«
    »Okay«, sagte ich lächelnd.
    Ich wollte an Karina vorbei, aber sie drückte mir ihre flache Hand gegen die Brust. »Da ist noch etwas, John. Hast du den Wagen gesehen?«
    »Klar. Er war dunkel, er sah kastig aus. Es kann ein alter Volvo gewesen sein, muss aber nicht.«
    »Ja, und ich glaube, dass es der gleiche Wagen gewesen ist, der hinter dem Haus gehalten hat, den wir aber nicht sehen konnten.«
    »Ich widerspreche dir nicht.«
    Karina schaute noch mal nach draußen. »Hast du denn gesehen, in welche Richtung er gefahren ist?«
    Ich zeigte es ihr.
    »Soll ich dir sagen, was ich denke, John?«
    »Brauchst du nicht. Du denkst an den Steinbruch, nehme ich mal an.«
    »Richtig. Und ich fresse einen Besen, wenn das nicht unser neues Ziel ist.«
    »Davon kann man ausgehen.«
    Wir hörten hinter uns eine leise Frauenstimme und drehten uns um. Svetlana hatte den Raum verlassen und war in den Flur hineingetreten. Sie schüttelte den Kopf, sprach mit sich selbst und war leichenblass geworden.
    Körperlich war ihr nichts geschehen, und das allein zählte.
    Karina kümmerte sich um sie. Was die beiden sprachen, hörte ich nicht. Ich dachte an die jüngste Vergangenheit und auch an den Künstler, der das Tuch so plötzlich zur Seite geschleudert hatte.
    Das also war Isaac Kromow gewesen. Ein sehr dünner Mensch, wobei ich über den Begriff »Mensch« stolperte. War er das noch, oder war aus ihm etwas anderes geworden, kein Mensch mehr, sondern ein Wesen oder Zombie der besonderen Art und Weise?
    Karina und Svetlana kamen zu mir. Die junge Bürgermeisterin zitterte noch immer. Sie sah blass aus, aber an den Wangen hatten sich rötliche Flecken gebildet.
    »Ich habe ihr versprochen, dass wir sie wieder zurück ins Büro bringen, John«, sagte Karina.
    »Okay, dagegen habe ich nichts. Das hier ist abgehakt...«
    ***
    Als wir das Büro betraten, konnte Svetlana wieder lachen, auch wenn es nicht echt klang. »Wissen Sie, es gibt nicht nur Tee bei mir, sondern auch einen kräftigen Schluck Wodka. Den haben wir uns jetzt verdient, denke ich

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