Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Führer der Stiefsöhne war nie in Worten ausgedrückt worden. Sie war rein gefühlsmäßig und beidseitig, doch jetzt, da Kadakithis zugegeben hatte, daß in Wahrheit Tempus der Vater des kleinen, zu Wutanfällen neigenden Gottkindes war, brauchte Molin Tempus, doch Tempus, der sich irgendwo am Hexenwall befand, war nicht zu erreichen.
    Fackelhalter kam jedoch nicht dazu, über all die Enttäuschungen nachzudenken. Die Tür der Nebenstube schwang auf, und seine sichtlich unzufriedene Gemahlin Rosanda stürmte herein.
    »Wußte ich doch, daß du hier bist — schleichst herum — gehst mir aus dem Weg!«
    Eine Gattin hatte nie zu Molins Träumen von der Zukunft gehört — schon gar nicht eine Gemahlin, wie Brachis sie ihm aufgezwungen hatte. Nicht, daß Vashankapriester im Zölibat leben mußten; sie hatten auch ohne so unnatürliche Einschränkungen genug Probleme. Unverblümt gesagt, war es unter den Vashankapriestern — immerhin Priester des göttlichen Vergewaltigers — üblich, vorübergehende Verbindungen mit den verschiedenen Azyunas einzugehen, die ein abgeschiedenes Leben im Tempelkloster führten. Kein Vashankaner tat sich je freiwillig mit einer Zelebrantin — eine erbliche, sterbliche Nachfolgerin Sabellias — zusammen.
    »Es gibt Angelegenheiten in der Stadt, die meine Anwesenheit erfordern, Gemahlin«, antwortete er, ohne sich um Höflichkeit zu bemühen. »Ich kann nicht jeden Morgen müßig herumstehen, während du in deiner Garderobe herumwühlst und dich nicht entscheiden kannst, welches Gewand du anziehen sollst.«
    »Es gibt wichtigere Angelegenheiten hier! Danlis hat mir mitgeteilt, daß noch keinerlei Vorbereitungen für unser Mittwinterfest getroffen wurden! Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, daß nur noch zehn Tage bis dahin sind. Nichts von dem Bitterholz, das ich aus Ranke bestellte, ist eingetroffen! Sabellias heiliger Herd kann nicht feuergeweiht werden, und es wird nicht genügend Glut geben, welche die Damen für ihre Heimherde mitnehmen können. Nun, ich weiß, es ist zuviel verlangt, daß unser Prinzchen, der Schlangenliebhaber, seine Stellung als Savankalas Priester ernst nimmt, aber man sollte doch meinen, du als oberster Hierarch in Freistatt würdest dich wenigstens darum kümmern, daß unsere Götter die ihnen zustehende Achtung erhalten.
    Die Priester Ils' haben ihre Altäre bereits aufgestellt, die Schlangenanbeter ihre ebenfalls. Rashan bemüht sich, die Götter ohne jegliche Hilfe zu ehren ...«
    Molin drehte den leeren Kelch in der Hand. »Ich habe keinen Gott, Gemahlin, und es interessiert mich herzlich wenig, ob irgendjemand diesen Winter geweihte Asche streut. Hast du gespürt, wie die Erde beim heutigen Unwetter erbebt ist ...«
    »In unserem Schlafgemach, dem du dich fernhältst, ist das Glas auf dem Boden statt in den Fenstern. Du mußt diesen schrecklichen Metallmeister rufen, damit er sofort neues einsetzt — ich werde mir doch nicht des Nachts von der Seeluft meinen Teint ruinieren lassen!«
    Molin öffnete den Mund, hielt es dann jedoch für besser, keine Bemerkung über ihren Teint zu machen, und sagte mit betont ruhiger Stimme, wie immer, wenn seine Geduld zu Ende ging: »Hoxa wird sich darum kümmern. Ich habe jetzt Wichtigeres zu tun ...«
    »Du unfähiger Feigling. Du hast keinen Gott, weil du zugelassen hast, daß Tempus Thaies und seine Lustknaben dir die Macht raubten! >Fackelhalter ist ein wahrer Sohn Vashankas<, versicherte man meinem Vater. Wohl eher ein wahrer Sohn dieser Winderhure, die dich geworfen hat ...«
    Die Wut, die Molin unterdrückt hatte, als er Isambards trauerndes Gesicht sah, verschaffte sich jetzt Luft. Der Stiel des Weinkelchs brach mit leisem Klicken. Das war das einzige Geräusch in dem Raum. Er zwang sich, langsam vorzugehen, denn er wußte, daß er sie umbringen würde, wenn sie ihm nicht aus dem Weg ging.
    Rosanda wich zur Tür zurück, als ihr Gemahl sich mit geballten Fäusten vom Tisch hochstemmte. Sie war durch die Nebenstube und verbarrikadierte sich im Schlafgemach, noch ehe er ein Wort sagte.
    »Packt meine Sachen zusammen, Hoxa. Laßt sie nach unten schaffen, während ich mit Shupansea spreche.«
    Mittwinter näherte sich mit einer Reihe trostloser Tage, die sich nur durch ihre besonders ungemütliche Kälte hervortaten. Gyskouras, der den Tod Aldwists noch nicht überwunden hatte, war fast so brav wie sein Pflegebruder, was Molin bewußt machte, daß das Wetter Freistatts auch ohne göttliche Einmischung

Weitere Kostenlose Bücher