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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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studierte. Die Straßenbengel oder eher noch Gyskouras. Mit seinem guten Arm und den Zähnen riß er den Streifen auseinander, dann zog er ein Messer aus seinem Gürtel und reichte es Hoxa.
    »Haltet es über die Kohlen. Wäre leichtsinnig, ein Risiko einzugehen — mir ist der Biß einer Klinge immer noch lieber als der eines Kindes.«
    Der Priester zuckte nicht zusammen, als der glühende Stahl die Wunde ausbrannte, doch nachdem sie verbunden war, hielt er den Kelch mit beiden zitternden Händen, als er ihn zu seinem Schreibtisch trug.
    »Nun, Hoxa, hattet Ihr einen angenehmen Morgen?«
    »Die Damen, Lord Fackelhalter ...«, begann der Schreiber und deutete mit einem Schulterzucken zur Tür, hinter der ein heftiges Durcheinander unverständlicher weiblicher Stimmen zu hören war. »Euer Bruder, Lowan Vigeles, hat nach seiner Tochter gesucht — und sich beschwert.« Hoxa machte eine Pause, holte tief Atem und ahmte mit erstaunlichem Geschick Vigeles nasale Stimme nach. »Über den unwürdigen Stand der Rankaner in Freistatt, das schließlich immer noch Teil des Reiches ist, obgleich Ihr es vorgezogen habt, dem Reich die Ankunft eines Klüngels beysibischer Verbannter und ihres nur ungenügend geschützten Goldes zu verschweigen, welches eine bessere Verwendung in den Feldzügen des Reiches fände, als von Windergesindel und fischäugigen Barbaren vergeudet zu werden.«
    Wieder holte Hoxa tief Atem. »Und der Sturm hat die Fenster aus den Rahmen gebrochen. Das rankanische Glas Eurer Gemahlin ist dabei kaputtgegangen; ich fürchte, sie befindet sich in Rage ...«
    Molin stützte den Kopf auf die Hände und stellte sich Lowans aristokratisches, doch etwas leeres Gesicht vor. Mein Bruder, dachte er, mein teurer, blinder Bruder, Ein Meuchler sitzt auf dem Kaiserthron und ist schuld daran, daß du um dein Leben fliehen mußtest — nach Freistatt. In einem Atemzug erzählst du mir, wie unerträglich, wie hoffnungslos es im Reich geworden ist, und dann tadelst du mich, weil ich nichts mehr damit zu tun haben will. Du kannst nicht beides haben, teurer Bruder.
    Ich habe dir von Vashanka erzählt. Es wird viele Jahre, vielleicht Generationen dauern, ehe das Reich sich ganz auflöst, aber es ist bereits tot. Es wird vom Volk des neuen Vashankas ersetzt werden. Ich habe meine Wahl bereits getroffen.
    Doch das und mehr hatte der Priester längst seinem Bruder erklärt, und er würde es nicht noch einmal tun. »Hoxa«, sagte er und verdrängte Lowan aus seinen Gedanken. »Ich wurde in den Straßen überfallen; ich war in der Kinderstube, wo der Junge einen meiner ältesten Freunde getötet hat; mein Arm tobt vor Schmerzen; und Ihr sprecht zu mir von meiner Gemahlin! Gibt es irgend etwas unter diesem Haufen von Pergamenten, das meiner persönlichen Aufmerksamkeit bedarf, ehe ich mit kriecherischen Schmeicheleien vor Shupansea trete und ihr versichere, daß alles wieder unter Kontrolle ist?«
    »Die Magiergilde beschwert sich, daß wir nicht genug tun, den tysianischen Hasard Randal zu finden.«
    »Nicht genug tun! Ich habe zwanzig Goldkronen für unsere Spitzel ausgegeben. Ich möchte selbst wissen, wohin dieses kleine Wiesel verschwunden ist! Verdammte Magiergilde: >Wartet, bis Randal da ist<, >Randal kann das<, >Randal hat am Hexenwall gekämpft — er kann das Wetter regeln<. Ich könnte das Wetter besser regeln als dieses verdammte Pack beschwörender Narren! Gyskouras läßt die Erde beben. Er ist drei Jahre, und seine Wutausbrüche erschüttern die Mauern. Wir werden uns noch an diese Hexe wenden müssen, wenn das so weitergeht — sagt ihnen das, Hoxa, auf Eure eigene, höfliche Weise!«
    »Jawohl, mein Lord.« Hoxa blätterte durch die Schriftstücke, wobei die Hälfte auf den Boden segelte. »Hier ist die Rechnung des Metallmeisters Balustrus für die Reparatur der Tempeltür. Das 3. Kommando fordert eine Reihe von Haftbefehlen gegen seine Feinde; Jubals Bevollmächtigter bittet um Haftbefehle gegen einige Abwinder und Kaufleute; Bürger aus dem Goldschmiedviertel verlangen Haftbefehle gegen Jubals Leute und das halbe 3. Kommando; alle wollen Haftbefehle gegen die Stiefsöhne ...«
    »Hat man schon etwas vom Befehlshaber der Stiefsöhne gehört?«
    »Straton hat seine Vollmacht vorgelegt ...«
    »Hoxa!« Molin blickte von seinem Schreibtisch auf, ohne den Kopf zu bewegen.
    »Nein, Lord Fackelhalter, Tempus hat nichts von sich hören lassen.«
    Die Feindschaft zwischen dem Hohepriester und dem nicht ganz unsterblichen

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