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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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verstand: eine weitere Eigenschaft des Zauberrings. Molin wisperte eine Antwort und ließ ihn wieder fliegen.
    »Die Lady vom Schimmelfohlenfluß möchte mich sprechen, Hoxa.«
    »Die Nisihexe?«
    »Nein, die andere.«
    »Werdet Ihr Euch zu ihr begeben?«
    »Ja. Sucht mir den besten Umhang heraus, den sie mir zurückgelassen hat.«
    »»Jetzt? Ich schicke nach Walegrin ...«
    »Nein, Hoxa. Die Einladung galt unmißverständlich mir allein. Ich hatte sie nicht erwartet — aber sie überrascht mich trotzdem nicht. Falls irgend etwas geschieht, könnt Ihr es Walegrin sagen, wenn er am Morgen nach mir schaut. Nicht eher.«
    Er schüttelte den Umhang aus, den Hoxa ihm brachte. Er war schwarz mit rotgefärbtem Pelzfutter, genau das Richtige für einen Besuch bei Ischade.
    Die Winternächte in Freistatt blieben den kämpfenden Fraktionen vorbehalten, magischen Kräften und - vor allem — den Toten — doch weder die einen noch die anderen hielten den dahinreitenden Molin auf. Er spürte ein unheimliches Prickeln, als er sich ihrem Haus näherte, verursacht von den Augen ihrer Helfer, von ihren unhörbaren Bewegungen um ihn, vom Passieren ihrer Schutzzauber, als er ihr einfaches eisernes Gartentor berührte.
    »Laßt das Pferd hier. Sie mögen nicht, wenn es näher kommt.«
    Molin blickte in das verwüstete Gesicht eines Mannes, den er einst gekannt hatte — ein Mann, der schon längere Zeit tot und doch sehr wachsam war. Er verbarg sein Grauen hinter einem gütigen, priesterlichen Auftreten, saß ab und ließ das, was von Stilcho noch übrig war, seinen Wallach wegführen. Als er zum Haus blickte, stand die Tür offen.
    »Ich habe mir oft gewünscht, Euch kennenzulernen«, begrüßte er sie und hob ihre zierliche Hand nach Art des rankanischen Edelmanns an seine Lippen.
    »Das ist eine Lüge.«
    »Ich habe mir so viele Dinge gewünscht, die ich nie wirklich haben wollte, meine Lady.«
    Sie lachte — das war ein klangvoller Ton, der sie umgab — und führte ihn durchs Haus.
    Molin hatte sich gegen allerlei gewappnet, seit er den Umhang um seine Schultern geschlungen hatte. Er hatte Stilchos einäugigen Blick erwidert, ohne zusammenzuzucken, doch nun schluckte er, als er ihr Gemach betrat. Im Kerzenlicht raubte die Vielfalt schreiender Farben und unterschiedlicher Stoffe einem schier den Verstand. Im Sonnenschein, falls er je hier hereingefunden hätte, wäre ein fischäugiger Beysiber erblindet. Ischade schob ein Durcheinander von Samt, Seide und Stickerei, die ein Vermögen wert waren, zur Seite, bis ein ganz gewöhnlicher Stuhl zum Vorschein kam.
    »Ihr wolltet mir etwas sagen?« begann Molin und setzte sich.
    »Vielleicht wollte ich Euch kennenlernen«, entgegnete sie lachend. Doch als sie sah, daß ihm nicht nach Lachen zumute war, wurde sie ernst. »Ihr sucht Randal, den Magier der Stiefsöhne.«
    »Ja. Er verschwand vor über einem Monat. Er wurde geradewegs aus der Zitadelle der Magie entführt — ich nehme an, das wißt Ihr.«
    »Roxane hält ihn gefangen, bis er ihren Liebsten zu ihr führt. Wenn das nicht gelingt, wird Randal am Mittwintertag sterben.«
    »Und sonst ... wenn er versagt? Ein Magier, ein Liebhaber mehr oder weniger kann Euch doch kaum interessieren.«
    »Sagen wir es so: Gleichgültig, wer versagt, es ist nicht in meinem Interesse, daß Roxane Erfolg hat und daß Ihr versagt, und das würdet Ihr, wenn es nach Roxane geht.«
    »Und es liegt zweifellos nicht in Eurem Interesse, daß Ihr versagt. Ihr meint also, daß wir gemeinsam den Magier, den Liebsten und Eure eigenen Interessen vor der Nisibisihexe schützen sollen?« Molin bemühte sich, ihrem Ton gerecht zu werden.
    Ischade setzte sich zwischen ihre zahllosen Kissen. Ihre Kapuze rutschte zurück, und so konnte Molin nun ein Gesicht sehen, das im Kerzenschein sowohl schön wie menschlich war. »Nicht direkt, nein. Jeder auf seine eigene Weise — damit keiner von uns versagt und Roxane nicht erreicht, was sie will. Ihr versteht die Gefahren des Übernatürlichen um uns, die Gefahr für die Kinder in Eurer Obhut? Das Wesen von Magiern verträgt sich nicht mit Gottwählern. Macht bläht Freistatt auf.«
    »Und die Mächtigen? Wenn ich diese Kinder beschützen soll, ist das ohne Magier am einfachsten. Ohne Euch, Randal oder Roxane.«
    Wieder lachte Ischade. Molin bemerkte, daß es ihre Augen waren, die voll Todeswahn lachten. »Es geht nicht um meine Macht. Meine Macht liegt in Freistatt selbst — in Leben und Tod.«
    »Vor allem im

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