Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
einen guten Abstand vom Wallach. Er biß sich auf die Lippe, kratzte sich und kam offenbar zu einer unerfreulichen Entscheidung, ehe er sein Pferd neben Molins lenkte.
    »Ihr solltet zu Illyra gehen«, sagte er düster.
    »Um Himmels willen — warum?«
    »Sie findet, was man sucht.«
    »Selbst wenn — Ihr dürft nicht vergessen, daß ich ihr den Sohn weggenommen habe. Sie hat absolut keinen Anlaß, mir einen Gefallen zu tun. Lieber frage ich Arton selbst«, entgegnete Molin und dachte, daß das gar keine so schlechte Idee war.
    »Illyra ist besser. Und sie würde es tun, weil Ihr Arton habt.«
    »Der Schmied, ihr Mann, würde mich umbringen! Selbst wenn sie mir vergeben hat, er ganz sicher nicht!«
    »Ich breche ein paar Räder und schicke Thrush, ihn zur Kaserne zu holen, damit er sie repariert. Das gibt Euch genug Zeit.«
    Der Priester hatte absolut kein Verlangen, mit der Seherin zu sprechen und in Erinnerungen zu wühlen, die er lieber vergessen wollte. Seit der Auseinandersetzung mit Rosanda verfolgten ihn Gedanken an seine Herkunft, mit denen er sich bisher nie beschäftigt hatte. Er hoffte, sie würden ihn in Ruhe lassen, nachdem er nun einer brauchbaren Verbindung zwischen Nikodemus, Randal, Roxane und den Avatars nachgehen konnte. »Wir werden sehen.« Er wollte sich nicht festlegen, andererseits aber auch seinen einzigen tüchtigen Offizier nicht kränken. »Vielleicht nach dem Mittwinterfest. Haltet Ihr einstweilen Ausschau nach Niko. Und verstärkt die Barrikaden um die Unterkünfte der Beysiber. Ischade war ehrlich und trieb doch gleichzeitig ihre Spielchen.«
    Walegrin brummte.
    Zwei Tage und die schreckliche Nacht voll Alpträume dazwischen genügten Molin, es sich zu überlegen und die Seherin doch aufzusuchen. Er sah zu, wie Walegrin ein paar Eisenteile im Marstall beschädigte, dann begab er sich auf Umwegen zum Basar, um Illyras Mann, Dubro, nicht zu begegnen.
    Der Geselle des Schmiedes erkannte ihn und führte ihn in Illyras Wahrsageraum.
    »Was führt Euch zu mir?« fragte sie. Sie mischte ihre Karten und lockerte heimlich die Halterung des Dolches unter ihrem Tisch. »Arton geht es doch gut, oder?«
    »Ja, sehr gut — er wächst schnell. Hat Euer Gatte Euch verziehen?«
    »Ja — er gibt Euch die gesamte Schuld. Es war klug von Euch zu warten, bis er wegging. Noch klüger wird es sein, wenn Ihr weg seid, ehe er zurückkommt.«
    »Walegrin sagte, Ihr könntet mir helfen.«
    »Ich hätte es mir denken müssen, als dieser Soldat kam, um Dubro zu holen. Ich hatte keine Visionen von Gyskouras mehr, seit Arton im Palast ist. Ich werde nicht in Eure Zukunft sehen, Priester.«
    »Es gibt Arbeit für ihn im Palast und er wird gut dafür bezahlt. Euer Bruder sagt, daß Ihr finden könnt, was verlorenging.«
    Sie legte die Karten zur Seite und schob den Kerzenhalter auf die Mitte des Tisches.
    »Wenn Ihr mir beschreiben könnt, was Ihr verloren habt. Setzt Euch.«
    »Es ist kein >Etwas<«, erklärte ihr Molin, als er sich auf dem Hocker ihr gegenüber niederließ. »Ich hatte selbst ... Visionen, Warnungen, daß es etwas in meiner Vergangenheit gibt, das große Schwierigkeiten verursachen könnte. Illyra, Ihr sagtet einmal, daß die S'danzo die Vergangenheit ebenso sehen können wie die Zukunft. Könnt Ihr mir meine ...« Er zögerte, als ihm die Lächerlichkeit dieses Verlangens bewußt wurde. »Könnt Ihr mir meine Mutter zeigen?«
    »Sie ist tot?«
    »Sie starb bei meiner Geburt.«
    »Kinder haben solche Sehnsucht«, sagte sie mitfühlend. Dann starrte sie ins Leere und wartete auf Eingebung. »Reicht mir Eure Hand.«
    Illyra streute und spritzte Pulver und Öle in verschiedenen Farben auf seinen Handteller und kratzte einfache Zeichen durch jede Schicht.
    Seine Hand begann zu schwitzen; sie mußte sie ganz fest halten, damit er sie nicht aus Verlegenheit zurückziehen konnte.
    »Das tut nicht weh«, versicherte sie ihm, als sie mit einer so unerwarteten Bewegung, daß er nichts dagegen tun konnte, seine Handfläche in die Kerzenflamme hielt.
    Es tat wirklich nicht weh. Die Pulver entwickelten einen Rauch, der nicht nur Verletzung verhinderte, sondern auch alle Sorgen aus dem Kopf des Priesters vertrieb. Als sie seine Hand freigab und die Kerze ausblies, war fast der ganze Vormittag vergangen. Illyras Miene blieb rätselhaft.
    »Habt Ihr etwas gesehen?«
    »Ich verstehe nicht, was ich sah. Was wir nicht verstehen, tun wir auch nicht kund, aber ich habe Euch so viele Dinge offenbart. Trotzdem glaube

Weitere Kostenlose Bücher