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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wie er wohl selbst aussah. Das neue Wissen, daß Hexenblut in seinen Adern floß, hatte nicht gerade zu seinem Seelenfrieden beigetragen. »Vielleicht können wir ihm einen Gefallen für einen Gefallen versprechen. Wann könnt Ihr ihn zu mir bringen?«
    »Niko ist selbst für einen Hurensohn merkwürdig. Ich glaube nicht, daß er zu einem Treffen bereit wäre. Und er ist bandaranisch ausgebildet. Selbst stockbesoffen könnte er Hand an Euch legen, und zwei Tage später wärt Ihr bereits in Eurem Grab.«
    »Dann müssen wir ihn überraschen. Ich lasse eine Kutsche herrichten und setze die Kinder hinein. Wir fahren damit zur Bierstube und stellen sie davor ab. Ich vertraue Sturmbringer. Wenn Katzenpfote die Kinder erst sieht, wird er das Problem für uns lösen.«
    Walegrin schüttelte den Kopf. »Ihr und die Kinder, vielleicht. Bestechung oder nicht, die Bierstube ist kein Ort für meine Soldaten. Es ist besser, Ihr laßt Euch von Euren Priestern begleiten.«
    »Meinen Priestern?« Molin brach in Gelächter aus. »Meine Priester, Walegrin? Mir unterstehen eine Handvoll Akoluthen und Greise - die einzigen, die Rashan nicht nach Landende gefolgt sind. Ich habe höheres Ansehen bei den Beysibern als bei meinen eigenen Landsleuten.«
    »Dann nehmt beysibische Gardisten mit — wird ohnehin Zeit, daß sie sich ihren Unterhalt in der Stadt verdienen. Wir schwitzen Blut für ihren Schutz!«
    »Ich werde alles vorbereiten. Ihr braucht mir bloß zu sagen, wann er dort ist.«
    Also schaute sich Molin unter den Männern des Burek-Clans um, wählte sechs aus, deren Abenteuerlust vielleicht größer war als ihr Verstand. Er war immer noch dabei, seinen Plan zu erklären, als Hoxa ihm mitteilte, daß die geborgte Kutsche bereitstehe. Sie weckten beide Kinder und die Tänzerin Seylalha.
    Die Beysiber hatten ihre prächtigen, farbenfrohen Gewänder aus feiner Seide noch nicht gegen die einfacheren, düsteren der Vashankapriester getauscht, als es Zeit wurde, den Palast zu verlassen.
    Wie vorhergesagt, war Niko betrunken. Zu betrunken, wie Molin befürchtete, um irgendjemandem von Nutzen zu sein, geschweige denn Gyskouras und Arton. Der Priester stellte ihn mit dem frommen Gerede auf die Probe, das garantiert jeden Stiefsohn bei einigermaßen klarem Verstand aus der Reserve lockte. Der Wein hatte Nikos Zunge schwer gemacht, und er brabbelte etwas von Zauberei und Tod, das noch viel unverständlicher war als Artons Geplappere. In Freistatt gingen Gerüchte um, daß Roxane Nikos Unschuld geraubt hatte und den Stiefsohn mit Netzen morbider Sinnlichkeit an sich band. Molin, der ihn beobachtete und ihm zuhörte, erkannte, daß die Nisihexe ihm etwas viel Wichtigeres gestohlen hatte: die Reife. Auf sein Nicken hin zerrten die Beysiber Nikodemus, ohne daß er sich wehrte, zur Kutsche.
    Er ließ sie allein, vertraute Sturmbringers Rätseln, und wandte seine Aufmerksamkeit dem verängstigten kleinen Mann zu, den die Beysiber mit etwas zuviel Begeisterung verhörten.
    »Was hat er denn getan?« fragte sie der Priester.
    »Er hat ein Bild gemalt.«
    »Das ist kein Verbrechen, Jennek, selbst wenn es nicht an eure ästhetischen Maßstäbe herankommt.« Er kam einen Schritt näher und erkannte den Maler, der vor einigen Jahren eine Verschwörung aufgedeckt und einen Attentäter entlarvt hatte. (3) »Ihr seid Lalo, nicht wahr?«
    »Es ist kein Verbrechen, wie Ihr gesagt habt, mein Lord Hierarch. Ich bin Künstler, ein Maler von Porträts. Ich zeichne die Gesichter von Menschen in meiner Umgebung, um in Übung zu bleiben — wie ein Krieger in der Arena.«
    Trotzdem befürchtete der Ilsiger Maler offenkundig, daß er wirklich ein Verbrechen begangen hatte.
    »Zeigt mir das Bild!« befahl Molin.
    Lalo konnte sich aus dem Griff der Beysiber befreien, doch nicht schnell genug. Molins Finger hakten sich in den Kragen des Malers. Die drei — Molin, Lalo und das Bild — kamen in dem Augenblick ins Licht der Kutschenlaterne, als ein sichtlich erschütterter, nüchterner Niko ausstieg.
    »Nikodemus«, sagte Molin, während er die ausgefranste Leinwand betrachtete, die auf ein augenscheinlich schon oft benutztes Brett geheftet war. Das unfertige Bild zeigte Niko — doch nicht als betrunkenen Söldner in einer weißgetünchten Gaststube. Nein, die Hauptfigur des Bildes trug eine Rüstung archaischer Machart und blickte den Betrachter mit mehr Leben und Willen an, als Niko zu Eigen war. Und doch war das nicht das Seltsamste an dem Bild.
    Lalo hatte noch zwei

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