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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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perfektioniert hatte: auf Worte. »Gewalt ist die letzte Zuflucht der Unzurechnungsfähigen«, sagte er mit einer Frechheit, die er nicht wirklich fühlte. »Wenn Sie mich erschießen, stecken Sie tief in der Scheiße, Sie Arschloch.«
    Butcher zielte blinzelnd sehr sorgfältig am Lauf entlang, und einen Moment lang glaubte Sandy, alles sei vorbei. Und dann schrie Slum hinter ihm »NEIN!«, und etwas zischte über Sandys Schulter – ein kräftig geworfenes Buch. Butcher duckte sich, aber zu langsam. Das Buch erwischte ihn direkt an der Schläfe und brachte ihn zum Stolpern. Die Schrotflinte senkte sich, und er hob eine Hand an die Stirn und zwinkerte. Dann lächelte er. »Nicht schlecht, Jefferson«, sagte er. »Vielleicht mache ich doch noch einen Mann aus dir.«
    Slum war auf den Beinen, seine Augen funkelten wild, und er bleckte die Zähne. »Ich bring dich um, du dreckiges Schwein, du dreckiges SCHWEIN!« schrie er. Er stürzte auf seinen Vater los.
    Aber Sandy trat ihm in den Weg und hielt ihn fest. »Nein, nicht.«
    »Laß mich los. « Slum wand sich. »Er hätte dich erschossen. Garantiert.«
    »Kann sein«, sagte Sandy, zerrte Slum zurück und stellte sich entschlossen in den Weg. »Aber wenn du ihn umbringst, dann wirst du zu dem, was er ist. Genau das will er. Das hat er die ganze Zeit gewollt – dich zu seinem Ebenbild zu machen. Du hast das nicht nötig. Du bist besser als er. Du bist derjenige, der den Mut hatte, nein zu sagen, mehr Mut, als alle deine Brüder je hatten. Wirf es nicht weg. Wenn du ihn schlägst, gewinnt er.«
    Slum sackte zurück gegen die Wand. Sein Zorn verebbte, bis er nur noch verwirrt aussah. »Ich weiß nicht«, murmelte er. Er legte eine Hand ans Gesicht. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Jane Dennison kam mit energischen Schritten durch das Zimmer. Sie trug so etwas wie eine Arzttasche. »Da sehen Sie, was Sie getan haben«, erklärte sie Sandy kalt. »Ich habe Ihnen gesagt, das würde einen Anfall auslösen.« Sie nahm Slum sanft an der Hand. »Es ist Zeit für deine Medizin, Jeff.«
    Slum riß seinen Arm los und trat von ihr zurück. »Ich brauch keine Medizin.« Er hob die Hände, wie um sie abzuwehren. »Bleiben Sie mir vom Leib.« Aber Dennison ignorierte ihn. Methodisch holte sie eine Spritze aus ihrer Tasche und zog sie auf. »Nein!« beharrte Slum lauter. Dennison nahm seinen Arm und tupfte ihn mit Alkohol ab. Er krümmte sich, wehrte sich aber nicht.
    »Das ist bloß etwas, um dich zu beruhigen, Jeff«, sagte die Pflegerin, aber als sich die Nadel seiner Vene näherte, schrie Slum auf. Sandy verspürte einen krankhaften Abscheu und ging auf sie zu, aber bevor er eingreifen konnte, packte Butcher ihn von hinten. Slum schrie und weinte. Er schrie noch, als Butcher und Doug Sandy gemeinsam aus dem Zimmer zerrten.
    Draußen grinste Joseph William Byrne höhnisch, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Er hätte mich nie angerührt, Blair. Ich brauchte Ihren kleinen Sermon nicht. Jefferson ist ein Feigling. Er war immer ein Feigling, schon als kleiner Junge. Manchmal glaube ich gar nicht, daß er von mir ist. Aber er trägt meinen Namen, und er wird ihm nicht noch mehr Schande bereiten, als er bereits getan hat.«
    »Schande bereiten?« sagte Sandy schrill. Er war so wütend, daß er dachte, er würde ersticken, aber ihm standen auch Tränen in den Augen. Er bemühte sich verzweifelt, sie zurückzuhalten; er wollte Butcher nicht die Genugtuung geben, ihn weinen zu sehen. »Was sind Sie bloß für ein armseliges menschliches Wesen? Er ist Ihr Sohn! Sie sollten stolz auf ihn sein!«
    »Stolz worauf? Auf Feigheit? Er hat aus nichts von dem, was ich ihm gegeben habe, etwas gemacht, und als sein Land ihn rief, ist er abgehauen. Seine Mutter ist vor Scham darüber gestorben. Er hat für keinen Pfifferling Courage.«
    »So ein Quatsch«, sagte Sandy. »Sie denken, es erforderte Mut, nach Vietnam zu gehen? Verdammt, es war leicht. Einfach mitmachen, tun, was von einem erwartet wird, Befehle befolgen. Es erfordert höllisch viel mehr Courage, das zu tun, was Slum getan hat – alleine aufzustehen, seinem eigenen Gewissen zu folgen. Mehr Courage und mehr Verstand und mehr verfluchte Moral. Er hat die schwere Wahl getroffen, seine Familie und seine Freunde und sein Land für etwas aufzugeben, das größer ist als alles das. Sie glauben, das war leicht? Besonders für ihn, für einen gottverdammten Byrne? Was wollten Sie denn?«
    »Ich wollte, daß er ein Mann war, daß er

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