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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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er ließ sich seine Thermoskanne von der Kellnerin mit heißem, schwarzem Kaffee füllen, und er kaufte eine riesige Flasche Hallo Wach in dem Laden gleich beim Restaurant. Sandy schluckte eine Handvoll, nachdem er es sich auf dem Fahrersitz wieder bequem gemacht hatte. Er suchte das Frequenzband ab, konnte aber keine anständige Radiostation finden. Es war alles Country & Western und religiöser Kram. Schließlich gab er angewidert auf, stöberte seine Kassettenbox durch und knallte etwas von den Doors in das Tape Deck. Dann schaltete er das Licht an – die versenkten Scheinwerfer des Mazda kamen aus der Kühlerhaube hoch wie Maschinengewehre, die aus James Bonds Aston Martin ausgefahren wurden, und es gab Zeiten, wo Sandy sich dabei ertappte, daß er wünschte, sie wären Maschinengewehre – und fuhr zurück auf den Highway.
    Nebraska war noch flacher und langweiliger als Ost-Colorado, und es ging immer und ewig so weiter. Der I80 war rege befahren, aber Sandy achtete kaum auf den übrigen Verkehr. Diesmal blieb er auf der rechten Spur und fuhr mit der gesetzlich zugelassenen Höchstgeschwindigkeit oder knapp darüber. Er war deprimiert und in Gedanken versunken, high vom Koffein und gefühlsmäßig down. Jim Morrison bat jemanden, sein Feuer anzuzünden, aber Sandy fühlte sich, als wäre sein eigenes Feuer für immer erloschen. Die Reise, die Story, alles schien ihm unter den Händen zu Asche geworden zu sein.
    Die Butcher Byrnes dieser Welt machten immer weiter, und manchmal schienen sie alle Einsätze zu gewinnen. Slum ging ins Gefängnis, wurde vergewaltigt und mit Elektroschocks gefoltert, und Richard Nixon ging frei aus und verlebte seine Tage in Saus und Braus. Die Watergate-Verschwörer schrieben Bücher und machten ein Vermögen mit Vortragsreisen, aber Bobby Kennedy war trotzdem tot und würde für immer tot sein.
    Unmittelbar bevor er geschlagen worden war, hatte er Butcher Byrne einen bösartigen Menschen genannt. Das Teuflische daran war, daß er sich nicht einmal mehr dessen sicher sein konnte. Butcher hielt zweifellos Sandy für den Bösartigen. Edan Morse sagte, daß Jamie Lynch die Exekution verdient hatte. Andere würden dasselbe von Edan Morse sagen. Sandy sah ihre Gesichter weiter vorne vor sich, undeutliche Visionen in der Nacht, die zwischen der Straße und den Sternen schwebten, gerade außerhalb der Reichweite seiner Scheinwerfer. Andere Gesichter schienen sich dazuzugesellen; Freunde, Feinde, Prominente, die sich zusammendrängten und anrempelten. Der feige Jared Patterson, der Freunde und Prinzipien für eine Handvoll Dollar verraten hatte. Rick Maggio, fett und verbittert, so tief verletzt, daß er seinen Schmerz an alle um ihn herum weitergeben mußte. Charlie Manson und Richard Nixon, die einander im Arm hielten; war einer wirklich besser oder schlechter als der andere?
    Er sah sie alle. Die jungen Gardisten von der Kent State University machten kehrt gegen die S.L.A. Die Soldaten von My Lai tanzten mit den Alfies. Die gutgekleideten Gentlemen von Dow Chemical, die ihren hübschen Profit mit dem Napalm machten, mißbilligten die Aktionen des zerlumpten schwarzen Abschaums, der in Anfällen von Bewußtseinstrübung die Ghettos niederbrannte. Die Pusher, die Attentäter, die Hausbesitzer in den Slums, all die gesichtslosen kleinen Männer und Frauen, die dachten, gut und böse lasse sich auf sie nicht anwenden, diejenigen, die einfach durchkamen, die ihre Bibel lasen und das Werk des Herrn taten, die praktisch sein mußten, die Befehle entgegennahmen, die hier nur arbeiteten, die nur die Politik der Firma ausführten. Und ihre Spiegelbilder, ihre Gegensätze, diejenigen, die für eine Sache lebten und starben und töteten, die blind waren für das Grau menschlicher Seelen und das Rot menschlichen Blutes. Früher war Sandy fähig gewesen, sie auseinanderzuhalten, die Guten und die Bösen; jetzt sahen sie für ihn alle gleich aus.
    Er fuhr weiter. Sah zu den Sternen, sah auf die Straße, sah in die Gesichter. Er hatte Schmerzen. Vor ihm schienen die Gesichter zusammenzukommen, miteinander zu verschmelzen, sich zu verzerren und zu verwandeln, während sie sich vereinigten. Die Männer von Dow und die Besitzer der Slumhäuser und die Kent State-Garde verschmolzen zu einem wimmelnden Bild. Nixon marschierte vor ihnen her, Seite an Seite mit Butcher Byrne. Die S.L.A. und die Plünderer und die Pusher bildeten eine zweite Armee, mit Manson und Edan Morse an der Spitze. Jared Patterson

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