Armegeddon Rock
eisengraue Haar war größtenteils weiß. Er hatte seine Hornbrille gegen eine silberne Fliegerbrille eingetauscht, und seine Buschjacke war aus Leder statt aus Khaki. Aber sie hatte immer noch Epauletten. »Mister Blair«, sagte er ganz laut. »Sie halten sich widerrechtlich in meinem Haus auf. Sie werden sich entfernen. Sofort.«
»Ich besuche meinen Freund«, sagte Sandy. »Slum, willst du, daß ich gehe?«
Slum lächelte. »Natürlich nicht.«
»Mein Sohn Jefferson ist dank Freunden wie Ihnen in psychiatrischer Behandlung. Er weiß nicht, was für ihn am besten ist. Ihr Besuch kann seine Behandlung bereits um Monate oder sogar Jahre zurückgeworfen haben. Sie haben ihm das angetan, Blair. Sie und Ihr jüdischer Zimmergenosse und diese ordinäre irische Schlampe, mit der er sich eingelassen hat. Nun, Jefferson ist mit euch allen fertig. Dafür habe ich gesorgt.«
»Ja, ich weiß«, sagte Sandy. »Behinderung des Post-Verkehrs ist ein Vergehen gegen ein Bundesgesetz, Butcher.«
»Sind Sie bereit, friedlich zu verschwinden, oder nicht?« fragte Byrne.
»Nicht«, sagte Sandy.
Daraufhin lächelte Byrne tatsächlich. »Gut. Ich habe etliche Hunde auf dem Grundstück. Alles, was ich tun muß, ist pfeifen, und sie werden für Ihre dauerhafte Entfernung sorgen. Oder ich könnte Sie einfach erschießen.«
Slum lachte. »Hab ich’s dir nicht gesagt?«
»Kann ich’s mir aussuchen?« fragte Sandy. »Butcher, Sie sind ein richtiger Haufen Scheiße, wissen Sie.«
Byrne wurde purpurrot. Eine große Vene an seiner Stirn begann wie ein dicker blauer Wurm in zunehmender Erregung zu pulsieren. »Wenn Sie mich schockieren wollen, sparen Sie sich den Atem. Ich habe beim Militär gedient, wissen Sie…«
»Hätte ich nie gedacht«, sagte Sandy.
»… und in der Kaserne habe ich die ganzen unanständigen Worte gehört, die Sie kennen, und dazu noch eine ganze Menge anderer. Also ersparen Sie mir Ihr vulgäres Vokabular.«
»Sie wollen Vokabular? Dann sind hier ein paar Worte für Sie. Sadist. Das ist gut. Arschficker mit Harnstau. Bastard. Psychotiker. Lohnschreiber. Faschist. Nehmen Sie alle zusammen, und sie buchstabieren sich BUTCHER.«
Byrnes Vene sah aus, als würde sie gleich platzen. »Ich werde nicht hier stehen und mich von einem billigen kleinen Peacenik-Dreckstück Faschist nennen lassen«, brüllte er. »Ich habe dieses Land gegen die Nazis verteidigt, nur damit Sie’s wissen!«
»O ja. Mit einer Hand die ganzen Erdnußfelder in Georgia vom Blitzkrieg gerettet, nach dem, was ich gehört habe. Whoop-de-do.«
»Ist Ihnen klar, daß Sie und ich denselben Verleger haben, Blair? Und daß ich Ihre Karriere mit einem Telefonanruf beenden kann?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, die beende ich schon selbst.«
Butcher Byrne drehte sich um. Jane Dennison und sein Sohn Doug standen hinter ihm in der Tür und sahen der Show zu. »Douglas, bring mir meine Schrotflinte«, sagte Butcher.
»Ja, Sir«, erwiderte Doug. Er verschwand.
»Du gehst besser«, sagte Slum. »Er wird dich erschießen, Sandy. Bestimmt. Und dich als Eindringling bezeichnen.«
Sandy drehte sich um. »Ich gehe, wenn du mitkommst.«
Slum schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht«, sagte er leise und wandte den Blick ab. »Es würde nichts nützen. Butcher würde einfach die Bullen rufen, und sie würden mich zurückschleppen, mich vielleicht wieder in diese Nervenklinik sperren. Ich bin unzurechnungsfähig.«
»Einen Scheiß bist du«, sagte Sandy. »Dann also schön. Bleib hier. Aber ich werde mir einen Anwalt besorgen, Slum. Wir werden dich von hier wegholen, das verspreche ich.«
»Nehmen Sie sich alle Anwälte, die Sie wollen, Mister Blair«, sagte Butcher Byrne. »Ich versichere Ihnen, ich kann es mir leisten, mir bessere zu nehmen. Sie nehmen mir meinen Sohn nicht noch mal weg.« Douglas kam mit einer doppelläufigen Schrotflinte ins Zimmer zurück. Butcher nahm sie wortlos von ihm entgegen, ließ sie aufschnappen, um zu prüfen, ob sie geladen war, ließ sie dann wieder zuschnappen und richtete sie auf Sandy. »Sie haben die Wahl, Blair. Sie setzen sich jetzt sofort in Bewegung, oder ich drücke den Abzug.«
Die Mündung der Schrotflinte, nur ein paar Fuß weit weg, zeichnete sich riesengroß vor ihm ab. Sandy zitterte. Butcher sah tödlich ernst aus. Aber etwas in seinem Innern, ein Zorn, eine Halsstarrigkeit, irgendein wilder Mut, wollte Sandy nicht erlauben zu kneifen. Er griff auf die einzige Verteidigung zurück, die er je wirklich
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