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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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seine Pflicht tat.«
    »Ein Mann?« sagte Sandy wild. »Er ist ein Mann, Sie Arschloch. Ein Mann, der seinen eigenen Verstand gebraucht hat und für das eingetreten ist, woran er geglaubt hat. Alles, was Sie wollten, war ein Leuteschinder. Wenn er nach Vietnam gegangen wäre, Napalm auf ein paar Dörfer geworfen und Gook-Ohren mitgebracht hätte, hätten Sie das ganz toll gefunden, auch wenn er nur gegangen wäre, weil er Angst vor Ihnen hatte. Und vielleicht wäre er gefallen. Das wäre sogar noch besser gewesen, was? Dann hätten Sie unten zwei schwarz umrahmte Portraits haben können statt bloß eins.«
    Die Vene an Butchers Stirn begann wieder heftig zu pochen. »Mein Sohn Robert hat sein Leben für sein Land gegeben, und ich werde die Erinnerung an ihn nicht von Ihrem dreckigen Mundwerk schmähen lassen, Blair!«
    »Scheiße!« sagte Sandy. Die Tränen waren schließlich doch gekommen, und er brüllte. »Slum ist der eigentliche Held, nicht Ihr kostbarer Robert! Es kostet keinen Mut zu töten, Sie verfluchter Mistkerl. Eine Maschine kann Befehle entgegennehmen, und es ist nichts als ein Haufen Pech, vor einer Kugel zu stehen und zu sterben. Sie dummer, bösartiger Mensch, Sie…«
    Die Schrotflinte war noch in Butchers Händen, und das Gesicht des Mannes hatte das tiefe Purpurrot einer Gewitterwolke angenommen. Das Gewehr kam so schnell nach oben, daß Sandy die Bewegung überhaupt nicht sah. Der Schaft traf ihn hart im Gesicht, ließ seinen Kopf herumschnellen und brachte ihn ins Taumeln. Er ging zu Boden und setzte sich Blut spuckend auf. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, und die ganze linke Seite seines Gesichts brannte von dem Schlag. Butcher stand über ihm, die Schrotflinte nach unten gerichtet. »Noch ein Wort, und Sie sind eine Leiche.«
    »Ist das eine Zeile aus einem Ihrer miesen Scheißbücher?« Sandy spuckte aus.
    Da griff Doug ein. Er faßte seinen Vater an der Schulter und zog ihn sanft zurück. »Nicht, Dad«, war alles, was er sagte, aber es schien genug zu sein. Butcher starrte Sandy einen langen Augenblick mit furchtbarem Abscheu an, dann wirbelte er herum und ging steifbeinig durch den Flur davon.
    Doug half Sandy auf die Beine. »Sie machen besser, daß Sie hier wegkommen, Mister«, sagte er. »Butcher regt sich nicht ab, er wird nur immer wütender. Es hat ihm nicht gefallen, was Sie über Bobby gesagt haben.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sandy kläglich. Er berührte die Seite seines Gesichts. Sie war schon empfindlich. Er würde einen scheußlichen blauen Fleck bekommen und konnte wahrscheinlich von Glück reden, keine Zähne verloren zu haben. »Ich geh schon«, sagte er. Doug brachte ihn zur Tür.
    Aber draußen auf der Veranda drehte Sandy sich um und sah dem jüngsten Byrne noch einmal ins Gesicht. Er sah dem Slum von früher so ähnlich. »Du mußt das verstehen«, sagte er mit plötzlicher Eindringlichkeit. »Slum ist ein guter Mann. Dein Vater irrt sich. Slum hat eine riesige Menge Liebe in sich gehabt. Und er war tapfer. Das ist das Entscheidende. Ja, er war unsicher, verwirrt, hatte vor einer Menge Sachen Angst. Besondersvor deinem Vater. Aber er hat sich diesen Ängsten immer gestellt, und darauf läuft Courage doch in Wirklichkeit hinaus. Angst zu haben und trotzdem weiterzumachen. Verstehst du das? Verstehst du, warum Slum nach Kanada gegangen ist?«
    Douglas McArthur Byrne lehnte sich gegen eine der Säulen zurück und musterte Sandy aus kühlen, klaren Augen, erfüllt von der Sicherheit der Jugend. Er sah so schmerzhaft vertraut und doch so schrecklich anders aus. Schließlich verschränkte er die Arme. »Typen wie Sie machen mich rasend«, sagte er mit einer flachen, fremden Stimme. »Wegen Typen wie Ihnen haben wir in Vietnam verloren und sind von pissigen, vom Hafer gestochenen Iranern rumgeschubst worden. Ich weiß ganz genau, warum Jeffy nach Kanada gegangen ist. Jeffy ist nach Kanada gegangen, weil Jeffy ein Schwächling ist.«
    Es kostete kein Blut, aber es tat hundertmal so weh wie der Schlag mit Butchers Schrotflinte.

15
     
     
    Home, where my thought’s escaping /
         Home, where my music’s playing /
              Home, where my love lies waiting silently for me
     
     
     
    ALS ER DENVER VERLIESS und auf dem Interstate 76 nach Nordosten fuhr, war die linke Seite seines Gesichts geschwollen und tat weh. Wenn er Glück hatte, würde sein Bart die schlimmste Verfärbung abdecken, aber den Schmerz würde er eben aushalten müssen. Es war nicht

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