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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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zögerte und ging nach rechts; Rick Maggio schwankte und schwebte endlich nach links. Die Armeen verschwanden und verwandelten sich, und zuletzt waren es nur noch zwei Gesichter, die sich anstarrten; Edan Morse und Joseph William Byrne. Sie wirkten so verschieden wie Tag und Nacht, wie Schwarz und Weiß. Und dann, einen Herzschlag später, merkte Sandy, daß er sie überhaupt nicht unterscheiden konnte. Dasselbe Gesicht, dachte er. Sie haben dasselbe Gesicht.
    Nebraska und kein Ende. Sattelschlepper rumpelten an ihm vorbei, der Wind von ihrem Überholmanöver schüttelte Tagtraum wie die Schläge eines überheblichen Riesen. Der Himmel war leer bis auf eine Million Sterne, die wie eine Unzahl gelber Augen auf ihn herabblickten, beobachteten und abwägten. Jim Morrison sang weiter. Jim Morrison war für unsere Sünden gestorben, wie Janis Joplin, wie Hendrix, wie Bobby Kennedy und John Lennon. Wie Patrick Henry Hobbins. Jim Morrison sang über das Ende.
    Sandy fuhr auf den Seitenstreifen und ließ den Verkehr an sich vorbeirauschen, während er in seinem Handschuhfach nach Aspirin wühlte. Er fand die Flasche und schüttete sich zwei Tabletten in die Hand, dann noch zwei. Er schluckte alle vier trocken hinunter, herb und pulverig hinten im Mund, mit einem Geschmack wie zerkrümelter Ziegelstein. Dann nahm er noch ein paar Hallo Wach und spülte sie mit einem Schluck Kaffee aus seiner Thermoskanne hinunter. Der Kaffee brannte ihm im Mund, und sein Kopf summte von dem ganzen Koffein. Er schaltete rasch durch die Gänge, als er auf die Straße zurückfuhr, und versuchte, schnell auf Geschwindigkeit zu kommen, als er sich wieder in den Verkehr einfädelte. Ein großer Sattelschlepper mit Anhänger, der rasch herankam, fand, daß es nicht schnell genug war; der Fahrer ließ wütend sein Preßlufthorn ertönen und blendete ihn mit seiner Lichthupe, bevor er schließlich auf die Überholspur ging. »Du Mistkerl!« rief Sandy hinter ihm her, aber seine Fenster waren zu, und der Truck war bereits fort.
    Die Doors-Kassette hatte wieder von vorne angefangen. Sandy drückte auf die Eject-Taste und ließ sie herausspringen.
    »Gut gemacht, Blair. Ich hatte langsam genug davon. Außerdem stempelst du dich damit selber als altmodisch ab.«
    Sandy warf einen Blick hinüber. In der Dunkelheit des Beifahrersitzes: ein spöttisches Lächeln, eine hochgezogene Augenbraue. »Lark?« sagte er.
    »Steve«, korrigierte der andere. »Du mußt dich ändern, Blair. Die Zeiten ändern sich, die Menschen ändern sich. Gib es auf.«
    »Wie du?«
    »Hört sich für mich gut an.«
    »Du bist ein Heuchler, Lark.«
    »Was für ein Witz! Ich bin nicht mal echt, und du sagst mir, daß ich ein Heuchler bin. Und der Name ist Steve.«
    »Als Lark hast du mir besser gefallen«, sagte Sandy. »Obwohl ich dich schon damals nicht besonders gemocht habe.«
    »Nur, weil ich immer smarter war als du. Natürlich war ich ein Schaumschläger. Denkst du, die Welt gibt einen vergoldeten Dreck auf Aufrichtigkeit, Blair? Du bist nicht besser und nicht schlechter als ich. In dieser Welt kannst du einen Scheiß ausrichten, Blair, und ich genauso. Warum also sollten wir uns deshalb in Stücke reißen? Besauf dich, reiß dir Frauen auf, werde reich. Wer mit den meisten Spielzeugen stirbt, ist Sieger.«
    »Verpiß dich, Lark.«
    »Steve. Was glaubst du, wo du hinfährst, Blair?«
    »Heim. Ich fahre heim.«
    Lark lachte ihn aus. »Armer Trottel. Du bist derjenige, der als Schriftsteller den großen Wurf schaffen soll. Du kannst nicht wieder nach Hause, Blair, das solltest du wissen. Du hast da ’n echt heißen Sportwagen, aber das heißt nur, daß du schnell nach Nirgendwo fährst.«
    Sandy langte zum Beifahrersitz hinüber. Er war leer, abgesehen von der Box mit seinen ganzen Kassetten. Er zog aufs Geratewohl eine heraus und schob sie ins Tape Deck. Simon and Garfunkel.
    Time, see what’s become of me, sangen sie.
    »Schau, was aus uns allen geworden ist«, sagte Sandy laut.
    »Sander, mein Junge, da liegt dein Problem«, erwiderte Froggy. »Du hast geschaut, und das war nicht ganz das Wahre, wie? Hat deinem runzligen Herzen nicht wohlgetan?«
    »Mein Herz hat keine Runzeln«, sagte Sandy.
    Froggy machte sein feuchtes, rüdes Geräusch. »Hör auf, komisch sein zu wollen. Neben mir bist du bloß ein weiterer Normalo, und das weißt du.«
    »Lark sagt, ich soll’s aufgeben.«
    »Elend liebt Gesellschaft, wie jemand mal so unerträglich banal gesagt hat. Und du redest von

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