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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Lark. Das ist ein Kerl, der jedem Mädchen, das er kennengelernt hat, immer erzählt hat, romantische Liebe wäre nur ein bourgeoises Komplott, um uns von der Revolution abzulenken. Dann hat er rumgemeckert, weil er nie jemanden ins Bett gekriegt hat.«
    Sandy lächelte. »Trotzdem. Er hat recht. Wirklich, was kann ich machen? Ich kann die gottverdammte Welt nicht ändern. Kann nichts tun, um Slum zu helfen. Ich glaube auch nicht, daß ich für Jamie Lynch eine große Hilfe gewesen bin.«
    »Das sind Detektive selten. Ist dir nie aufgefallen, daß jedesmal, wenn Charlie Chan sich aufgemacht hat, einen Mordfall zu lösen, sechs weitere Leute tot waren, bevor er den Mörder gefunden hat?« Er lachte. »Du willst immer gewinnen? Keine Chance. Neun von zehn süßen Dingern, die ich eingeladen hab, an meinem magischen Twänger zu zupfen, haben es vorgezogen, mir in mein lächelndes Gesicht zu hauen. Was glaubst du denn, wie ich diese rosige Gesichtsfarbe bekommen habe? Ohrfeigen, Sander, mein Junge, Hunderte und Millionen von Ohrfeigen!« Froggy rollte die Augen. »Aber die zehnte, ah, die zehnte. Feuchte Lippen und wogender Busen, Gelächter und Erdbeerwein, Poesie und Kartoffelchips, und diese Fesseln, diese Fesseln, mein Freund! Da draußen gibt es immer eine zehnte, eine verborgene zehnte mit raffiniert unter ihren Kleidern versteckten Geschlechtsteilen, mit Lust im Herzen und bereit, sich die Spaghetti in die Haare zu schmieren, wenn sie nur jemand drum bittet. Genau das ist das Leben, Sander, mein Junge – die Suche nach der verborgenen zehnten.«
    »Meinen Runzeln geht’s noch nicht besser, Froggy. Butcher Byrne ist keine verborgene zehnte. Wenn du den bittest, sich die Spaghetti in die Haare zu schmieren, schießt er dir deinen verdammten Kopf ab.«
    »Froggy der Gremlin könnte mit ihm fertig werden«, sagte Froggy der Cohen.
    »Eine Gummipuppe aus einer Kindersendung. Abgesetzt. Vorbei. Vergessen.« Sandys Stimme war bitter.
    Froggy keuchte entsetzt. »Sag so was nicht! Er lebt für immer im Gedächtnis und in den Herzen seiner Landsleute. Froggy war Magie!«
    »Ich glaube nicht an Magie«, sagte Sandy.
    Bambi Lassiter seufzte mit leiser Mißbilligung. »Nein. Du glaubst an gar nichts. Das ist der Grund für deinen Kummer, Sandy. Du löschst das Licht, das dein Leben erhellen könnte, du weigerst dich zu akzeptieren. Du stellst alles in Frage, lehnst alles ab. Das wird dein Untergang sein. Es kommt die Zeit, wo du glauben müssen wirst – glauben oder wahnsinnig werden. Du weißt das, Sandy. Du hast bereits einen Vorgeschmack davon bekommen. In Chicago. In Denver. Slum war genauso, wie du ihn im Traum gesehen hast, oder? Weiß. Hager. Schreiend.«
    »Zufall«, sagte Sandy. »Sonst… ich weiß nicht, ich wußte, daß er zu Hause mit Butcher lebt, irgendwie muß mein Unterbewußtsein zu der Annahme gekommen sein…«
    »Du wirst schon noch dahinterkommen, Sandy. Die Welt ist größer, als dein Verstand erfassen kann. Früher oder später wirst du das zugeben müssen. Seltsame Dinge sind im Gange.«
    »Absolut«, sagte Sandy.
    »Du weißt, was vorgeht, Sandy. Tief drin, auf irgendeine ursprüngliche, instinktive Art, begreifst du. Du kannst bereits die Umrisse erkennen. Es ist wahr. Es ist wahr, Sandy. Aber du wirst es nicht bewußt verstehen, wenn du nicht akzeptierst, daß es möglich ist. Und du mußt verstehen. Auch das weißt du. Du mußt deine Wahl treffen. Eine wichtige Wahl.« Ihre Stimme verebbte zu einem Flüstern und war fort.
    Slum schwebte vor dem Wagen, trieb im Lotossitz zwischen den Scheinwerferstrahlen und wich so rasch zurück, wie Tagtraum auf ihn zustürzte. Er trug seinen Slum-Anzug, der jetzt alt und schäbig war, und er hatte zwei Kätzchen auf dem Schoß und Löwenzahn hinter seinen Ohren. Sein Lächeln war voller Vorwurf. »Du hast mich allein gelassen«, sagte er. »Ich hätte ihn fast geschlagen, hätte es fast geschafft. Ich brauchte nur ein bißchen Hilfe, und du warst nicht da.«
    »Ich wußte es nicht«, sagte Sandy gequält.
    »Zu beschäftigt mit deinem eigenen Leben, nehme ich an. Du hast mich hängenlassen.«
    »Slum, ich nehme mir Anwälte, ich schwör’s. Wir werden dich irgendwie von ihm wegkriegen. Froggy wird uns unterstützen, das weiß ich. Und Maggie. Wir lieben dich.«
    »Nicht genug«, sagte Slum mit einem unglücklichen Schulterzucken. »Tut mir leid. Ich will dich damit nicht belästigen. Nur ist es jetzt zu spät. Ich hab ihn umgestoßen, und er ist zerbrochen.

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