Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
greifbarer, als er einen raschen Blick zum Beifahrersitz warf.
    »Was, wenn das nicht alles wäre, was wir tun könnten«, sagte Sandy. »Was, wenn es noch etwas gäbe, eine Möglichkeit, es ein zweites Mal zu versuchen, alles wiederzubringen, es noch mal zu machen. Lark wieder in Jeans zu stecken, Slum seine Gesundheit und dir deine Lebensfreude zurückzugeben.«
    »Aber da gibt es nichts, Liebster«, sagte Maggie ganz leise.
    Simon and Garfunkel sangen von einem »Most peculiar man«, einem höchst sonderbaren Menschen. Sandy drückte die Eject-Taste. Die Musik hörte plötzlich auf, und die Kassette kam aus dem Tape Deck geschnellt. »In der Box da ist eine Kassette. Die Nazgûl. Gib sie mir.«
    »Die Nazgûl?« fragte Maggie.
    »Ich bin Tausende von Meilen gefahren und hab auf dem ganzen Weg pausenlos Radio oder meine Kassetten gehört, und ich hab nichts von den Nazgûl gespielt, seit es mit der Sache losging. Ich glaube, ich hatte Angst davor. Bambi hatte recht. Ich hab sehr wohl verstanden. Ich hab die Umrisse schon vor langer Zeit gesehen. Ich hatte nur Angst, es zuzugeben. Die Kassette?«
    Keine Antwort. Die Stille war drückend. Regen und Straßengeräusche. Sandy wartete einen langen Moment mit ausgestreckter Hand, bevor ihm wieder einfiel, daß sie in Wirklichkeit überhaupt nicht da war. Keiner von ihnen war dagewesen, nicht wirklich. Und doch waren sie es; sie würden immer bei ihm sein. Er langte in den Koffer und kam auf Anhieb mit der richtigen Kassette hervor, als ob etwas sie ihm in die Hand gegeben hätte.
    Die Nazgûl. Music to Wake the Dead.
    Er drückte sie in die wartende Öffnung und drehte die Lautstärke auf. Die Musik erfüllte das Wageninnere und übertönte den Regen und das Geräusch der Reifen auf der glatten, nassen Fahrbahn. Das Teekessel-Pfeifen fallender Bomben, das Hämmern der Drums und Hobbins’ Stimme.
    Baby, you cut my heart out! Baby, you made me bleeeed!
    »Jamie Lynch wurde das Herz auf einem Schreibtisch herausgeschnitten, während das West Mesa-Konzertplakat unter ihm lag. Ein Poster. Ein Plakat. Da hast du’s.« Dann war er still, während Hobbins von Liebe, Treue und Verrat sang und Maggios Gitarre zornig schrie.
    See the ash man, gray and shaken, too powdery to cry, begann der zweite Titel. Die Background Vocals gingen Ashes, ashes, all fall down, immer wieder. Maggio wütete auf der Gitarre. Die Musik war etwas Lebendiges, knisternd und heiß. In der Bridge kam ein langes Schlagzeugsolo von Gopher John. Sandy holte das Hallo Wach heraus und schluckte noch eine Handvoll davon. Kein Schlaf heute nacht. Nur fahren. Nur Musik. Kein Schlaf und keine Träume, er hatte genug vom Träumen. Ashes, ashes, all fall down, ging der Text; die vier Stimmen der Nazgûl verschmolzen zu einem schrecklichen Ganzen, voll von Schmerz und Verlust und zu Schlacke verbrannter Leidenschaft.
    »Als nächstes«, verkündete Sandy, als der dritte Song anfing, »Richard Maggio und seine sagenhaft dressierte Angst.«
    Yes, I’m ragin’!
    RAGIN’!
    Das Grollen von Maggios Stimme, das Dröhnen von Faxons Baß, die Drums, die Gitarre, der Zorn, alles verschmolz mit dem Gewimmer von Tagtraums Reifen, dem leisen Summen seines Wankelmotors. Diesmal hörte Sandy den Song nicht bis zu Ende. Er drückte den Schnellvorlauf und hielt ihn fest, während das Band sich rasend schnell drehte. Gerade lange genug. Dann war es wieder Hobbins, der sang, mit dem harten Beat dahinter.
    The survivor has a different kind of scar
    YEAH! The survivor has a dif–
    Wieder der Schnellvorlauf, surrend, wirbelnd. »Ich glaube, ich wußte es, als ich aus Albuquerque weggefahren bin«, sagte Sandy, »aber als ich Morse gesehen und mit ihm geredet habe, wurden die Umrisse wirklich unmißverständlich. Hör dir die Musik an, hat er gesagt. Zwei- oder dreimal. Was sollte das bedeuten, verflucht? Und noch etwas. Er hat dauernd gesagt, daß die Stunde für seine Revolution nahe bevorsteht, daß die Zeit gekommen ist. Nur hat er es nicht so ausgedrückt. Seine Formulierung war sehr präzise. Die Stunde ist endlich wiedergekehrt, hat er immer gesagt. Ein sehr vertrauter Satz, das.«
    War das Maggies Stimme, dieses Wispern über den Fahrgeräuschen, über dem Surren des vorwärts rasenden Bandes? Oder nur das Koffein, von dem ihm der Kopf summte? »Yeats«, sagte sie.
    »Ja und nein«, sagte Sandy. »Text von William Butler Yeats, Musik von Peter Faxon. Hier.« Er ließ den Schnellvorlauf mitten in dem Song los.
    Things fall

Weitere Kostenlose Bücher