Armegeddon Rock
apart, prophezeiten die Nazgûl. The center cannot hold! Acid-Raserei. Disharmonien. Chaotische Drums. Feedback. Ein Gesang wie das Klagen der Verdammten. Ein irischer Dichter, der sich im Grabe umdrehte, und sechzigtausend Kids sprangen auf die Füße, klatschten in die Hände, tanzten und schrien. He’s coming! riefen die Vocals hinter dem Gedicht. He’s COMING! brüllte die Menge. Wieder und wieder. Etwas Wildes und Schönes; etwas, das einen frösteln ließ.
Mere anarchy is loosed upon the world,
the blood-dimmed tide is loosed, and –
Eject: plötzliche Stille, die sich wie ein Schleier herabsenkte, wie ein Leichentuch, ein Totengewand. »Den Besten fehlt jeder Glaube«, sagte Sandy, »und die Schlimmsten sind voller leidenschaftlicher Intensität.« Er zog die Kassette heraus. »Larry Richmond, der neue Hobbins, wiedergeboren in Chirurgie und im Geiste von Edan Morse. Aber er ist in Bethlehem geboren. Einer Stahl-Stadt in Pennsylvania. Bethlehem.« Er warf einen Blick auf das Label der Kassette.
SIDE ONE
1. BLOOD ON THE SHEETS..................2:07
2. ASHMAN (ASHES,ASHES)................5:09
3. RAGIN’ .................................................3:01
4. THE SURVIVOR..................................3:15
5. WHAT ROUGH BEAST .....................2:02
6. PRELUDE TO MADNESS..................5:23
SIDE TWO
1. THE ARMAGEDDON/RESURRECTION RAG...........................................................23:14
»Der Rag war das Beste, was die Nazgûl je gemacht haben«, sagte Sandy. »Das war der Song, den sie in West Mesa gerade brachten, als Hobbins erschossen wurde.« Er legte die Kassette umgedreht wieder ein, drückte den Rücklauf, bis er beim Vorspannband war, und ließ sie dann spielen.
Später würde es richtig losgehen, das wußte Sandy. Später würde es fiebrig und grell werden, der Beat würde einem unter die Haut kriechen und eins mit dem Blut werden, die Gitarren und der Baß würden immer schneller, die Drums satanisch werden, und man würde Akkorde hören, wie Hendrix sie immer gespielt hatte, unmögliche Licks, Sounds, daß man sich fragte, wie viele Instrumente sie da oben eigentlich hatten, und einen Text, der einen wütend machte, einen Text, der einen traurig werden ließ, einen Text, der Visionen aus der Nacht heraufbeschwor. Später. Später. Aber der Anfang davon war langsam, langsam und traurig und fast unhörbar, ein Flüstern von Gitarrensaiten, ein sanfter Regen auf den Drums.
This is the land all causes lead to,
This is the land where the mushrooms grow.
Und Sandy traf die Eject-Taste, stoppte es, bevor es noch richtig angefangen hatte. Plötzlich hatte er Angst. Angst wovor? Angst, dem, wovor er sich fürchtete, einen Namen zu geben. »Musik, um die Toten zu wecken«, sagte er zu Maggie. Aber sie war nicht da. Er war allein, allein mit seinen Schmerzen und müde, inmitten des Regens und der Dunkelheit und der Winternacht von Nebraska.
16
Is there anything a man don’t stand to lose /
When the devil wants to take it all away?
NEW YORK HATTE SEINEN ersten Schnee in dieser Jahreszeit erlebt, und die Straßen von Brooklyn waren schmutzig von nassem braunem Matsch. Sandy fuhr langsam, um nicht ins Schleudern zu kommen, aber Tagtraums Räder wirbelten auf dem Weg nach Hause immer noch einen Sprühregen auf. Es war schon spät, so daß nur wenige Fußgänger draußen waren, aber auf der Flatbush Avenue fluchte eine alte Krähe, die er im Vorbeifahren mit Schmutz bespritzt hatte, hinter ihm her. »Willkommen daheim«, murmelte Sandy.
Er parkte den Mazda in seiner Mietgarage, öffnete die Heckklappe, um seinen Koffer herauszunehmen, und machte sich auf den mühseligen Weg um zwei Blocks nach Hause. Der Matsch durchnäßte ihm die Schuhe, und er bekam nasse und kalte Füße, also beeilte er sich. Er war den ganzen Tag gefahren; die Erschöpfung hatte eingesetzt, und er wollte nach Hause. Es kam ihm vor, als wäre er jahrelang weggewesen.
Das Sandsteinhaus war dunkel. Sandy setzte den Koffer gleich hinter der Tür ab und tastete nach dem Lichtschalter. Die Diele sah zuerst fremd aus. Er sah dumpf, daß da ein neuer Teppich war und daß Sharon das hohe Bücherregal umgestellt hatte, das sonst immer im Wohnzimmer stand; sie hatte es in die Diele gestellt und es mit Glas-Figurinen vollgestellt. Er fragte sich, was sie mit seinen Taschenbüchern gemacht hatte. Wahrscheinlich in irgendeine Kiste geworfen. Sie hatte sich oft beklagt, daß die billigen
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