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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Unglücksfall; ein Unglücksfall, der unsere Sache zufällig vorangebracht hat.«
    »Und der Brand im Gopher Hole? War das noch so ein Unglücksfall?«
    »Ja. Ein Bestandteil des Musters.«
    »Ein Unglücksfall, der zufällig die Notausgänge verschlossen hat? Nein, Morse. Jemand wollte, daß Menschen in diesem Feuer verbrannten, wollte, daß Menschen starben. Jemand, der einen Song wahr werden lassen wollte, jemand, der an die Illusion glaubte, daß Blut Macht hat. Und Plastiksprengstoff findet nicht zufällig den Weg in allzu viele Kneipen in Camden.«
    »Plastiksprengstoff?« Morse zuckte die Achseln. »Hab ich bestritten, daß es Brandstiftung war? Nein. Nur, daß ich der Brandstifter war. Ich hatte mit diesem Feuer nichts zu tun.«
    Ananda hatte dem ganzen Wortwechsel schweigend zugehört, aber jetzt mischte sie sich ein. »Edan sagt die Wahrheit«, sagte sie. »Ich kenne ihn seit langer Zeit, und ich weiß, wozu er fähig ist. Er würde die Bullen anlügen, er würde lügen, um unsere Sache zu schützen, aber zu unseren eigenen Leuten ist er ehrlich. Du bist doch einer von uns, oder?«
    Sandy zögerte. »Ich vermute«, sagte er. Er sah Morse an, der den großen silbernen Ring an seinem Finger drehte und die darin gefangene Schwarze Witwe anstarrte. »Wenn ich wirklich glauben könnte, daß Sie mit Lynch nichts zu tun hatten, oder mit dem Brand.«
    »Was Sie glauben, ist Ihre eigene Angelegenheit, gottverdammt«, fuhr Morse ihn ungeduldig an. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe Sie und Ihre Fragen und Ihre schonungslose Mittelklassen-Rationalität verdammt satt.
    Sie sind soviel Nerverei nicht wert, Blair. Vielleicht sollten Sie einfach nach Hause fahren und ein paar hübsche kleine Romane über Niederlagen und Verzweiflung schreiben.«
    »Nein«, sagte Sandy schnell. Zu schnell vielleicht; seine Eindringlichkeit war deutlich sichtbar. Es war wichtig für ihn, bei den Nazgûl zu bleiben, das wußte er; es war entscheidend, daß er bis zum Ende durchhielt. Aber warum? Glaubte er oder nicht? War er noch ein Reporter/Detektiv, der den Feind infiltrierte und hoffte, einen Beweis für Morses Verstrickung in den Mord an Lynch zu finden? Oder war er einer von ihnen, ein Teil dieser Fiebertraum-Vision von der Wiederkehr der alten Zeit? Wenn es soweit war, würde er sie aufhalten oder ihnen helfen zu gewinnen? Er wußte es selbst nicht einmal. Aber er wußte, daß er nicht wieder nach Hause gehen konnte. Er hatte keine Zuhause… außer der Vergangenheit. »Ich bleibe«, erklärte er Edan Morse. »Ich mache Ihre gottverdammte PR.«
    »Gut«, sagte Morse. »Dann tun Sie’s, Blair, und Schluß mit dieser sinnlosen Kabbelei.« Etwas in seinem Gesicht wurde dabei ein wenig sanfter. Für einen Moment sah er fast müde aus, als ob das Gewicht von all dem langsam zuviel für ihn würde, und seine Stimme klang vage gequält und sehr menschlich, als er sagte: »Sieh mal, wir wollen dieselben Dinge, wirklich. Ich bin nicht so anders als du, Sandy. Glaubst du, ich hätte keine Zweifel? Manchmal möchte ich die ganze verfluchte Sache einfach hinschmeißen und mich mit meinem Geld amüsieren wie ein braves kleines Kapitalistenschwein. Du mußt das Ziel im Blick behalten, egal wie schwer es ist.«
    »Die Revolution?« sagte Sandy.
    »Ist nur ein Mittel zum Zweck, und der Zweck ist eine bessere Welt. Für jeden. Es ist der einzige Weg, Sandy. Gestern mit heute vereinigt. Wir werden eine verlorene Vision wachrufen. Oder besser, sie werden. Die Nazgûl. Ein toter Geist wird wiedergeboren werden und das Land überziehen.« Morse stand abrupt auf. »Du wirst sehen«, sagte er. »Alles wird an seinen Platz kommen, und du wirst sehen.« Er bot Sandy die Hand zum Händedruck des Movement.
    Sandy nahm sie. Ihm wollte kein Grund einfallen, sich zu weigern. Morse drückte ihm fest die Hand. »Peace«, sagte er mit einem ironischen Zug um den Mund.
    Ein langsames, nasses Rinnsal lief zwischen Sandys Daumen und Zeigefinger. Er riß seine Hand abrupt los. Seine Handfläche war blutverschmiert. »Sie haben sich geschnitten«, sagte er zu Morse.
    »Nein«, sagte Morse, aber noch als er sprach, starrte er auf seine Hand. Ein Gerinnsel aus hellrotem Blut sickerte durch seine Handfläche und rann an seinen Fingern hinab. Morse blickte mit so etwas wie Entsetzen im Gesicht darauf. »Nein, das kann nicht…« sagte er.
    »Eine Ihrer alten Schnittwunden muß wieder aufgegangen sein«, sagte Sandy.
    »Ja, das ist es«, warf Ananda rasch ein.
    Edan Morse

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