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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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geworfen, und sie hatte ihn seither nicht gesehen. Sie war als Einzelkind auf einem Dutzend verschiedener Basen aufgewachsen, daheim und im Ausland; eine unruhige, einsame Kindheit ohne Freunde, die bei ihr einen tiefen, bleibenden Haß auf alles Militärische hinterlassen hatte.
    Sandy hatte all das ungefähr eine Woche lang geglaubt, bis Ananda eines Nachts zufällig ihre Schwester erwähnte. »Schwester?« sagte er. »Was für eine Schwester?«
    »Uups«, sagte sie. Und es kam heraus, daß nichts davon wahr war. In Wirklichkeit, erzählte sie ihm, war sie die Jüngste von dreien. Sie sprach nicht gern über ihre Familie. Sie hatte ihren Vater nie gekannt. Ihre Mutter sagte, daß er Seemann war, und das war so ungefähr alles, was sie von ihm wußte. Mit ihren beiden Halbschwestern war sie nie ausgekommen. Die Älteste war Arbeiterin geworden, wie ihre Mutter. Die jüngere hatte sich in der Schule mit einer Bande übler Typen eingelassen, war drogensüchtig geworden und hatte sich mit siebzehn eine Überdosis verpaßt.
    Sandy war gebührend mitfühlend, hatte aber diesmal ein wenig seine Zweifel. Es war nicht etwa die letzte Geschichte, die er von ihr zu hören bekam. Ananda war überaus einfallsreich. Sie war gezwungen worden, von der High School abzugehen, erzählte sie ihm einmal. Nein, in Wirklichkeit nicht – sie war mit einem Stipendium nach Berkeley gegangen und hatte ihren Abschluß mit Auszeichnung gemacht. Außer daß sie in Wahrheit wegen ihrer Beteiligung an den Tumulten auf dem Campus hinausgeworfen worden war. Ihr Hauptfach war Journalismus gewesen. Nein, Englisch. Nein, Geschichte. Oder Film. Wenigstens am Dienstag. Ihre Mutter war tot. Ihr Vater war tot. Sie waren beide am Leben, ein nettes altes Paar, das friedlich in San Diego lebte. Nein, sie waren vor zehn Jahren nach Afrika gegangen, wo einer gemischtrassigen Ehe weniger Stigma anhaftete. Ananda hatte gemeint, daß es wichtiger war, hierzubleiben und zu kämpfen. Sie waren so arm gewesen, daß sie als Teenager ein paar Pornofilme hatte machen müssen. Aber sie war Jungfrau gewesen, bis sie Edan getroffen hatte. Edan war einmal ihr Ehemann per Gewohnheitsrecht gewesen, aber sie hatten sich vor langer Zeit getrennt. Edan und sie waren nie zusammengewesen. Sie war nie festgenommen worden. Sie hatte achtzehn Monate im Gefängnis zugebracht. Als Kind war sie ein Dutzendmal in die Besserungsanstalt gekommen. Sie war das unscheinbarste Kind in ihrer Klasse. Sie war Cheerleader an der High School. Sie war eine Radikale an der High School. Ihr wirklicher Name war Sarah. Oder vielleicht Cynthia. Oder Jane.
    »Dir ist doch klar«, sagte Sandy schließlich zu ihr, »daß dies alles mehr als eine kleine Ungereimtheit ist.«
    Ananda lächelte nur. »Konsistenz ist der Popanz kleiner Geister. Ich habe Größe, stimmt’s? Ich fasse Vielfältiges in mir.«
    »Ganz bestimmt«, pflichtete er bei. Aber mittlerweile ging es ihm allmählich auf die Nerven. »Hör mal, ’nanda, ich hab langsam das Gefühl, daß du mir nicht richtig traust. Das gefällt mir nicht. Warum kannst du’s mir nicht geradeheraus sagen?«
    »Ich dachte, du magst geheimnisvolle Frauen?« sagte sie neckisch.
    »Verdammt!« fuhr Sandy sie an. »Hör auf damit!«
    Das wischte ihr das Lächeln aus dem Gesicht. Sie verschränkte die Arme über ihren Brüsten und betrachtete ihn nüchtern. »Na schön«, sagte sie. »Du willst es ernsthaft – ich werde ernsthaft sein. Du setzt mich unter Druck, Sandy, und das mag ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Vielleicht, weil ich dich mag.«
    »Das ergibt absolut keinen Sinn.«
    »Nein? Also für mich schon. Ich weiß, was für ein Leben ich geführt habe, auch wenn du’s nicht weißt. Manches davon – nun, sagen wir einfach, ich hab ein paar Sachen gemacht, auf die ich nicht allzu heftig stolz bin. Und ein paar andere, auf die ich stolz bin und die du vielleicht nicht billigen würdest. Wir kennen uns noch nicht so furchtbar lange, Sandy. Ich mag dich sehr, und ich glaube, du magst mich… aber ich bin auch unsicher.
    Ängstlich. Kann sein, daß du mich nicht so mögen würdest, wenn du alles über mich wüßtest. Ich hab Angst.«
    »Ich finde, du solltest mir eine Chance geben.«
    »Vielleicht werde ich das«, sagte Ananda leise. Sie langte hinüber und nahm seine Hand. »Aber nicht jetzt. Nicht so bald. Es spielt sich zu viel ab, und es geht alles zu schnell. Gib mir etwas Zeit. Erzwing es nicht. Laß es wachsen.«
    »Und was machen wir in der

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