Armegeddon Rock
»Das zieht nicht. Die Umstände sind diesmal anders. Du hast für dieses Buch eine Menge Geld im voraus bekommen, hauptsächlich, weil Abtrünnig gut gegangen ist, aber der Verlag bereut es jetzt. Du scheinst vergessen zu haben, daß Offene Wunden noch keinen Taschenbuch-Verlag gefunden hat.«
»Es hat gute Kritiken bekommen«, protestierte Sandy.
»Das ist nicht genug. Es verkauft sich beschissen. Ich hab dich gewarnt, wenn du das neue zu spät ablieferst, werden sie dir den Vertrag direkt unter den Füßen weg annullieren und ihr Geld zurückverlangen. Wir dürfen ihnen nicht die Gelegenheit dazu geben.«
»Du bist zu verdammt pessimistisch«, sagte Sandy. »So schlimm wird es nicht werden. Ich mach diese eine Story für Jared, das ist alles, und dann bin ich wieder da und arbeite an dem Roman. Zum Teufel, vielleicht schaffe ich diesen Ablieferungstermin sogar. Wenn nicht, wirst du schon einen Weg finden, um sie zu besänftigen.«
»Ich bin Agent und kein Zauberer«, sagte Alan. »Du überschätzt meine Überzeugungskraft. Sieh mal, laß es mich mit aller Klarheit sagen…«
»Jesus«, meinte Sandy. »Du klingst wie Nixon.«
»Sei es, wie es will«, beharrte Alan. »Ich möchte dich hier und jetzt warnen, daß ich nicht im Geschäft bin, um Fünfhundert-Dollar-Deals mit dem Hedgehog zu machen. Wenn du diesen Roman nicht ablieferst und der Vertrag annulliert wird, dann solltest du dich besser nach jemand anderem umsehen, der dich vertritt.«
»Vielleicht sollte ich mich sowieso mal umsehen«, sagte Sandy.
»Vielleicht solltest du das«, stimmte Alan zu. Er seufzte. »Ich tu das nicht gern, Sander. Ich mag dich, und ich mag deine Arbeit. Aber es ist zu deinem eigenen Besten. Vergiß diese Story, komm zurück nach New York, und geh an die Arbeit. Du hast eine professionelle Verpflichtung.«
»Zum Teufel mit der professionellen Verpflichtung«, fauchte Sandy, »und kümmere dich nicht um meine Angelegenheiten, Alan. Hast du kein Gespräch auf einer anderen Leitung?«
»Hab ich, in der Tat. Ich dachte nur, daß ich dir vielleicht ein bißchen Vernunft einreden könnte. Ich sehe, das war eine verfehlte Hoffnung. Denk darüber nach, Sander. Die Entscheidung liegt bei dir.«
»Freut mich, daß du das nicht vergessen hast«, sagte Sandy. »Wiedersehen, Alan. Ich bleib in Verbindung.« Mit einer bewußten Anstrengung unterließ er es, den Hörer auf die Gabel zu knallen, und legte ihn sehr sanft auf seinen Platz.
Er war in einer sauren, verdrießlichen Stimmung, als er das Motel verließ und seinen Koffer zum Wagen schleppte. Der größte Teil des Tages war schon vorbei, und nach den Gesprächen mit Alan und Sharon fühlte er sich verärgert und deprimiert. Vielleicht hatten sie recht, dachte Sandy bei sich. Vielleicht war es dumm, an dieser Nazgûl-Sache zu arbeiten statt an dem Roman. Vielleicht war er unreif und verantwortungslos. Aber verdammt, er hatte das Recht, gelegentlich ein bißchen unreif zu sein, oder nicht? Es war ja nicht so, daß er davongerannt wäre, um zum Zirkus zu gehen. Er arbeitete an einer Story, und vielleicht würde sich herausstellen, daß es auch eine verdammt gute Story war, eine große, bedeutende Story. Vielleicht würde er sogar irgendeinen gottverdammten Preis gewinnen. Er zog die Riemen stramm, die seinen Koffer festhielten, trat zurück und schlug die Heckklappe des Mazda härter zu, als wirklich nötig war. Für einen Moment stand er kochend auf dem Parkplatz des Motels; er wollte seine Enttäuschung an irgend etwas auslassen, aber er fand nichts. Ihm war danach, dem Wagen einen Tritt zu geben. An den Reifen der ›Schabe‹, von Jezabel, dem Schlachtschiff Missouri und dem Hogmobil hatte er sich über die Jahre oftmals die Zehen gestoßen und Dampf abgelassen.
Den Mazda jedoch, den Mazda konnte man nicht treten. Er stand da auf dem Parkplatz, schnittig und prächtig, ganz flach und bronzefarben und glänzend, mit seinem Sonnendach und seiner Radioantenne und seinen flotten schwarzen Luftschlitzen am Heckfenster, und sah so schnell aus wie der Teufel und zweimal so sexy, sogar wenn er still dastand. Sandy hatte immer davon geträumt, einen Sportwagen zu besitzen. Er liebte seinen Mazda. Und doch war er irgendwie kein alter Freund wie die anderen Wagen es gewesen waren, war nicht der Partner in Gefahr und Not, der einen gelegentlichen wütenden Tritt, der den Zehen mehr weh tat als den Reifen, verstehen und verzeihen würde. Nein. Er war eine hübsche Fahrmaschine. Er war ein
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