Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
ich über die Bühne rüber und reiß dir mit meinem Baß den verdammten Arsch auf. Ist das klar genug für dich?« Er lächelte. »Also, wer regt sich auf? Ich nicht. John, Pat, wie steht’s bei euch?«
    »Ich bin ein bißchen nervös«, gab Richmond zu. Man konnte ihm die Beklemmung am ganzen Gesicht ansehen, dachte Sandy. Er hatte nie weniger wie Pat Hobbins ausgesehen als gerade jetzt, wo er solche Angst hatte.
    »Du wärst reichlich ausgefreakt, wenn du nicht nervös wärst«, sagte Faxon. »Laß dich nicht stressen, Kleiner. Das geht schon klar mit dir.« Seine Stimme glaubte es nicht wirklich. »Na schön, wir wissen alle, wie’s ablaufen wird. Wir fangen der guten alten Zeiten wegen mit ›Napalm Love‹ an und gehen dann zu den neuen Sachen über. Der Sound da draußen ist echt gut. Der Laden hier hat ’ne prima Akustik.«
    »Wissen wir, Peter«, sagte Gopher John mit einem kleinen Lächeln. »Wir haben ’71 hier gespielt, weißt du noch? Immer mit der Ruhe.«
    Faxon grinste befangen. »Also dann«, sagte er. Er schaute auf die Uhr. »Wir haben noch ungefähr eine Stunde bis zum Auftritt. Bewegen wir unsere Ärsche nach nebenan. Morse hat ein spitzenmäßiges Büffet aufgefahren. Schnaps, Wein, Bier und genug zu essen, um die ganze polnische Armee zu verköstigen. Alles, was Rang und Namen hat, hängt da schon rum. Jede Menge maßgeschneiderte Jeans und Goldkettchen, und natürlich auch die ganzen Medienleute. Sandy sagt, wir sollten uns druntermischen und ’n guten Eindruck machen.«
    »Scheiß auf so’n Fuck«, sagte Maggio. »Ich bleib genau hier und laß mir einen runterholen.« Er tätschelte das Mädchen zu seinen Füßen, und sie lächelte ihm wieder zu.
    »Mach, was du willst«, warf Sandy ein. »Es ist sowieso Larry, an dem sie interessiert sein werden.«
    »Oh, Fuck«, sagte Maggio. Er stand auf, wie Sandy erwartet hatte. »Teufel noch mal, ich könnte mir genausogut ’n paar Bier reinziehen und mit diesen Heinis quatschen. Na los, Baby.« Sie folgte ihm weitgehend in derselben Art aus dem Zimmer, wie Balrog Richmond folgte.
    Sandy verließ die Party vor der Show zeitig. Es war ihm zu voll, zu verraucht und zu heiß, und er wurde immer nervöser, als der Augenblick der Wahrheit herannahte. Draußen im Saal waren die meisten Plätze besetzt, und die Menge summte geräuschvoll und fing an, unruhig zu werden. Die abgedunkelte Bühne mit den Instrumenten und dem vollständig aufgebauten Sound-Equipment schien schwanger vor Möglichkeiten. Er stand da und schaute auf sie hinaus, als Ananda schweigend neben ihm auftauchte und ihn am Arm faßte.
    »Schau sie dir an«, sagte Sandy und nickte zu den Sitzreihen hin, zu den Balkonen, den ineinander verschwimmenden Gesichtern.
    »Was soll ich da sehen?«
    »Mich«, sagte Sandy. »Mich, groß geschrieben. Uns, unsere Generation, die Klasse von 1970. Das hier ist kein Rockkonzert, sondern eine Versammlung für alternde Hippies und kooptierte Radikale. Warum zum Teufel sind sie alle hier?«
    »Weil sie vor langer Zeit den falschen Weg eingeschlagen haben«, sagte Ananda mit unerwarteter Vehemenz. Ihre Stimme war todernst, ihre Augen waren dunkel und funkelten. »Sie haben etwas verloren, genau wie du. Sie haben alles verraten, wofür sie eingetreten sind, haben es aufgegeben und sich in ihre gottverdammten Mamis und Daddies verwandelt, ohne es recht zu wissen. Und jetzt scheißt die Welt auf sie, wie sie auf ihre Eltern geschissen hat, und das gefällt ihnen nicht. Sie wissen jetzt in ihren Bäuchen genau wie in ihren Köpfen, was für eine stinkende Welt das ist, und sie wissen, sie hätten sie ändern können, aber sie haben’s verpatzt. Also wollen sie jetzt zurück. Sie wollen zu einer Zeit zurück, wo sie etwas zählten, wo sie noch an etwas geglaubt haben, wo es noch ein bißchen Hoffnung gab, daß ihr Leben tatsächlich etwas bedeuten würde. Und Musik ist der einzige Weg, Sandy, der einzige Weg zurück. Stimmt’s?«
    Sandy lächelte. »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte er. Die Zeilen eines Songs kamen ihm in den Sinn. »We are stardust, we are golden, and we got to get ourselves back to the garden«, sagte er.
    »Genau.«
    »Was, wenn es nie einen Garten gegeben hat, ’nanda? Was, wenn da überhaupt nie ein Garten war?«
    Sie kam nicht mehr dazu zu antworten. Plötzlich waren sie von Menschen, Lärm, Durcheinander umgeben, als die Party hinter der Bühne sich auflöste und sich in die Seitenkulissen ergoß. Und einen Moment später gingen

Weitere Kostenlose Bücher