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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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und er sang, wie er nur singen konnte. Er war riesenhaft, größer als die anderen, die drei bloßen Menschen, die Lebenden; er war groß genug, um den schrecklich schwarzen Himmel zu streifen, und er war durchsichtig und brannte in einem wilden inneren Licht. Er sang den »Armageddon Rag«.
    Hinter der Bühne war das große, rohe x-förmige Kreuz und die darangenagelte nackte Frau; sie blutete. Sie hatten ihr mit Zangen die Brustwarzen abgerissen, und das Blut rann ihre Brust hinab. Ein weiteres dünnes rotes Rinnsal zog sich über das Weiß ihrer Schenkel, floß von irgendwo tief drinnen aus ihrer Vagina. Ihre Augen waren herausgerissen; sie schlug den Kopf hin und her und schrie und schaute aus leeren, blutigen Höhlen auf den Tanz. Sie war ihm vertraut, das spürte er. Er kannte sie, kannte sie irgendwie, diese verwüstete Kindfrau. Er kannte den Klang ihrer Schreie, kannte den Blick dieser blinden, blutigen Augen, kannte die traurigen, bemitleidenswerten Bewegungen des dünnen Körpers. Aber wieso? Woher? Es wollte nicht deutlich werden. Hinter ihr waren die Dämonen, überall um sie herum waren die Dämonen, dunkle Gestalten, die sich in tieferer Dunkelheit wanden, geschlitzte gelbe Augen, rote rote Münder, Atem wie Feuer. Aber auf der Tanzfläche tanzten die Leute weiter Boogie, dem Zauber von Hobbins Stimme erlegen, im Bann der Nazgûl verloren. Sandy rannte von einem zum anderen, schüttelte sie, schlug auf sie ein, versuchte sie zum Zuhören zu bringen. Froggy grinste ihn an und riß einen Witz. Lark erklärte ihm, seine Politik sei nicht richtig. Bambi sagte, er müßte glauben, den Versprechungen glauben. Die Versprechungen wären schön. Ananda war auch da, sie tanzte wild und lachte. Sie war nackt, und ihr Tanz war aufreizend erotisch. Aber sie hörte auf, als Sandy näher kam. »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie, und sie machte diese Sache mit ihrer Zunge, ließ sie über ihre Unterlippe gleiten, so schnell, so verführerisch. »Kämpf nicht dagegen an. Komm.« Und sie nahm seine Hand und versuchte ihn in den Tanz hineinzuziehen. Aber als sie an ihm zerrte, sah er Edan Morse; er stand allein draußen am Rand und schaute auf seine Hände. Seine Hände bluteten. Er hielt sie hoch, und schwarzes, klebriges Blut tropfte von ihnen herab. »Das ist nicht richtig«, sagte Morse. »Das ist nicht richtig.«
    »NEIN!« schrie Sandy, und er saß aufrecht im Bett und zitterte. Für einen Moment war es ihm so wirklich vorgekommen. Dann verblaßte es, und es war wieder nur ein Traum, und er dachte, es würde eine weitere schlaflose Nacht für ihn werden. Aber sein Schrei hatte Ananda geweckt, und sie legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter, zog ihn zurück und herab. »Ich hatte den Traum«, sagte er.
    »Denk nicht daran«, sagte sie. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Sie war warm und lebendig, und Sandy fühlte, wie ihre Brustwarze sich unter seiner Handfläche aufrichtete. »Das ist keine Nacht für böse Träume«, flüsterte Ananda. Sie küßte ihn und ließ ihre Hand an seinem Rückgrat hinabgleiten. »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Kämpf nicht dagegen an. Komm.« Er war bereits hart, und sie öffnete ihre Beine für ihn, und sie war sehr feucht und sehr warm, und er drang in sie ein und fand dort seine Erleichterung, fand seine Wärme und seinen Trost, fand Schutz vor dem Sturm. »Komm«, flüsterte sie ihm zu, als sie sich miteinander bewegten, »komm, komm, komm, komm.« Und das tat er schließlich.

20
     
     
    And we’ll go dancing baby and then you’ll see /
    How the magic’s in the music and the music’s in me
     
     
     
    ZWISCHEN DEM HYATT und der Stadthalle lagen die Straßen, wo bei seinem letzten Besuch in Chicago die Gespenster gespukt hatten, die Straßen, wo 1968 in einer heißen, feuchten Nacht wie dieser die Kämpfe getobt hatten, aber an diesem Abend waren sie von einer anderen Art von Trubel erfüllt. Der normale Verkehr auf dem Loop war von einem stetigen Strom von Paaren angeschwollen, die von den Parkgaragen nach Süden zu der Konzerthalle zogen, um die Nazgûl spielen zu hören. Sandy machte sich allein auf den Weg, da Ananda den ganzen Nachmittag dort unten gewesen war. Er hatte das starke Gefühl, ein Teil der Menschenmassen zu sein, die zu dem Konzert strömten. Sie waren alle Fremde, aber er kannte sie, die Männer und Frauen in Jeans und T-Shirts und die in Jeansanzügen, diejenigen, die im Taxi kamen, die sich aus uralten VW-Bussen ergossen,

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