Armegeddon Rock
und seine großen Hände bewegten sich immer schneller, und jeder Hieb war eine Kugel, jeder Randschlag eine schnelle Artilleriegranate.
This is the day we all arrive at
This is the day we choose.
Hobbins hatte den Song mit trauriger, fast sanfter Stimme angefangen, aber mit jedem Wort schien sein Zorn zu wachsen, und das Unwetter um ihn her nahm wieder an Kraft zu. Ein weiterer ferner Blitzschlag zerbrach die kurze Stille, und als der Donner erstarb, sangen die Nazgûl:
Well, I’m here to make things right,
To fight the last good fight,
And they’re playing the armageddon rag, oh!
Playin’ the armageddon rag!
Mit bloßer Brust, naß, verwüstet und höhnisch grinsend, ließ Maggio die Finger über die Saiten seiner Fender fliegen, und die Musik schmetterte in einem zischenden Sperrfeuer aus den Verstärkern, und Faxon und Hobbins schlugen in einer zum Feuerkampf gewordenen Improvisation zurück; jeder von ihnen schnitt Grimassen, bewegte sich mit kleinen, wachsamen Schritten, um sich den anderen zu stellen, Melodielinien schossen lange Minuten hin und her, bis Maggio allem mit einem langen, zornigen Feedback-Aufschrei den Todesstoß versetzte. Die Bassdrum stampfte, der Unterbau war ein stabiles, lebendiges, zähflüssiges Etwas, der Beat wurde schneller und schneller, und die Menge begann im Takt zu klatschen. Hobbins nahm die Sache wieder in die Hand.
This is the day of SOULSTORM, baby!
The day all debts come due!
Remember the things you done to me,
while I’m doing ’em to YOU!
Er ballte eine Faust und stieß sie in die Luft. Tausend andere Fäuste ahmten die Geste nach. Andere klatschten, klatschten, klatschten, dreißigtausend Händepaare, die in geräuschvollem Gleichklang zusammengeschlagen wurden. Sandy klatschte auch. Hobbins sang Eis und Feuer und Erlösung, Maggios Gitarre wurde gewalttätig und dämonisch, Faxons Baß war eine stetige, todbringende Kanonade, Gopher John war in einem Holocaust von Trommelei versunken, und der Himmel hatte das tiefe Purpurschwarz eines Blutergusses und war erfüllt von blitzendem Feuer. All die alten Gespenster erhoben sich wie Nebelschleier, voller Spott. Gesichtslose Männer schwärmten aus den Aufzügen und schwangen blutige Knüppel. Daleys häßliche Kiefer waren vor Haß verzerrt, Nixon wand sich und log, Butcher Byrne legte noch einmal die Schrotflinte an. Die Wolken waren voller Bajonette und Blumen, die in den Krieg gezogen waren. Durcheinanderwogende Armeen wirbelten herum und kämpften mit Gewehren, die Blitze spuckten und wie Donner krachten. Die Toten standen auf, um erneut zu kämpfen. Distorsion. Tod. Feedback. Blut. Echos. Gespenster. Textzeilen. Schreie. Alte Zeiten alte Wunden alte Feinde sie haben uns unrecht getan alles was wir wollten war Frieden alte Bitterkeit starre Konventionen Ohren die nicht hörten Blindheit Dummheit Gier glaub nicht ans Töten hab keine Wahl Krieg für den Frieden töten für die Liebe töten töten töten töten TÖTEN.
Der Song erreichte ein heulendes Crescendo, die Instrumente waren alle rasiermesserscharf, hielten es, sengten, trieben, und Hobbins sang:
Kill your brother, YEAH!
That sucker done you wrong.
Kill your friend, goddammned traitor
Just listen to the song
They’re playing the armageddon rag!
Kill your brother, kill your friend, kill yourself!
Cause you’re a killer too
All the dead look just like you
When they’re playin’ the armageddon rag!
YEAH! They’re playin’ that armageddon rag!
Er brachte die Zeile und sah Sandy dabei direkt an, seine Augen scharlachrot und sardonisch, und Sandy erinnerte sich an das, was Hobbins während der Pause zu ihm gesagt hatte. Die Nazgûl flogen durch die lange Bridge, schwangen sich auf, sangen, wurden Stück für Stück langsamer, bis sie in den einleitenden Takt der »Resurrection«-Strophen fielen, und Hobbins drehte sich schließlich von Sandy fort und sang:
This is the day we’ve dreamed about,
This is the land where the flowers grow.
Aber im Himmel über ihm waren keine Blumen, nur Dunkelheit und Blitze, und der Regen kam immer noch gleichmäßig herab, und der Begeisterungstaumel legte sich nach und nach, und plötzlich war es Sandy sehr kalt. Er drehte sich zu Ananda. In ihrem Gesicht sah er etwas, das ihn erschreckte, aber er drehte sie trotzdem zu sich herum. »Am Tag Armageddon«, sagte Sandy, »werden beide Armeen glauben, daß sie für das Gute kämpfen. Und beide werden sie im Unrecht sein.« Aber die Musik war immer noch zu
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