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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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laut, und sie konnte ihn nicht hören, und wie alle Augen um ihn her waren auch ihre hart und glänzend wie schwarzes Eis.

25
     
     
    She was practiced at the art of deception /
    Well, I could tell by her blood-stained hands
     
     
     
    SANDY ERWACHTE AM frühen Nachmittag aus einem erschöpften, von Alpträumen geplagten Schlaf, als das Zimmermädchen zum dritten oder vierten Mal an die Tür seines Zimmers im Hilton klopfte. »Kommen Sie später wieder!« brüllte er sie durch die mit einer Kette versperrte Tür an. Seine Stimme war von einer irrationalen Wut erfüllt. Er versuchte wieder einzuschlafen, konnte es aber nicht, also rief er statt dessen den Zimmerservice an.
    Der Kaffee schmeckte zu bitter, der Orangensaft zu säurehaltig, aber das war wahrscheinlich seine Stimmung und nicht das Frühstück selbst. Er zwang sich, die Pfannkuchen und Würstchen zu essen, und schaltete eine Leselampe ein, um sich die Zeitungen von Denver anzusehen. Ananda schlief noch, deshalb ließ er die Vorhänge zu.
    »ROCK-RANDALE IN RED ROCKS!« verkündete die Rocky Mountain News alliterativ; »ROCK-FANS VERWÜSTEN PARK«, berichtete die Denver Post in einer großen, leuchtend roten Balkenüberschrift. Seite eins in beiden Blättern, mit jeder Menge Bilder.
    Sandy trank etwas Kaffee und blätterte die Artikel durch. Bei manchen von den Bildern zuckte er zusammen. Kalte, erloschene Lagerfeuer sprenkelten das Gesicht des Parks wie wunde Stellen, Berge von Bierdosen und Zigarettenstummeln und zerbrochenen Flaschen waren zurückgelassen worden, und sogar die roten Felsen selbst legten zernarbtes Zeugnis für den Durchzug einer Armee ab. Die News hatte drei Seiten Fotos von der Sprühdosen-Graffiti. Überall Friedenszeichen, große und kleine. Slogans, alte und neue. Und – ominöserweise – Zeilen aus den Songs selbst, in einem Dutzend verschiedener Farben, in zehn Zoll und zehn Fuß hohen Buchstaben. »RAGIN’!« war da blutrot von unsicherer, betrunkener Hand hingeschmiert und dreimal unterstrichen. »He’s coming!«, hundertfach hingesprüht; »Er ist da« nur ein-oder zweimal. »Oh, can’t you hear the drumming?« hatte jemand gefragt, während jemand anders – in großen schwarzen Buchstaben auf den Sitzen des Amphitheaters selbst aufforderte: »Tanzt zum Rag!«
    Der Zeitungstext war noch grimmiger. Er konzentrierte sich auf die Mob-Szene, die dem Ende des Auftritts gefolgt war. Massive Verkehrsstockungen, mehr als vierzig kleinere und zwei größere Unfälle. Raufereien zwischen Fans und Hauseigentümern aus der näheren Umgebung, zwischen Fans und der Polizei, zwischen der Polizei und Morses Sicherheitskräften. Ein Streifenwagen mit Steinen beworfen, seine Windschutzscheibe zerbrochen. Ein steckengebliebener Mercedes umgeworfen und in psychedelischen Farben angesprüht. Boxkämpfe, Gesänge, Gesaufe, zerbrochene Scheiben, gebrochene Knochen, ausgebrochene Zähne, ein Dutzend verschiedener Festnahmen. Und sechs Tote. Drei bei einem schweren Autozusammenstoß, eine Frau getötet, als sie aus fast hundert Fuß Höhe abstürzte, während sie auf die Felsen kletterte, ein Jugendlicher auf einem Lautsprecherturm vom Blitz getroffen, und ein Mann bei einem Kampf getötet. LeRoi J. King, 39, ein arbeitsloser Schnellimbißkoch aus Los Angeles, war auf der Stelle tot gewesen, als ihm jemand die Nase gebrochen und der Schlag ihm einen Knochensplitter ins Gehirn hinaufgeschoben hatte.
    Sandy faltete die Zeitung wieder zusammen und sah Ananda an; ihre dunklen Haare waren wie ein wirres Knäuel auf dem Kopfkissen unter ihr, ihr Gesicht war im Schlaf offen und unschuldig. Er langte hinüber und schaltete gerade die Lampe aus, als das Telefon klingelte.
    Er machte Anstalten, danach zu greifen, aber Ananda lag direkt daneben, und sie hatte es zuerst. »Was?« sagte sie schlaftrunken in den Hörer. Die Antwort schien sie aufzuwecken. Sie schob sich in eine sitzende Position hoch, rieb sich den Schlaf aus den Augen und nickte, während sie zuhörte. »Gut. Ja. Er ist schon wach. Wir sind gleich oben. Ja. Sofort.« Sie hängte auf und drehte sich zu Sandy um. »Zieh dich an. Das war Gort. Edan will uns sehen.«
    »Wie geht’s ihm?«
    »Frag nicht«, fauchte Ananda auf dem Weg ins Badezimmer.
    In weniger als zehn Minuten waren sie oben in Morses Etage. Gort ließ sie in die Suite ein und führte sie ins Schlafzimmer. Die Vorhänge waren fest geschlossen, das Zimmer dunkel. Morse lag auf seine Kissen gestützt da, in Decken gehüllt, eine

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