Armegeddon Rock
Statussymbol, etwas, worauf man stolz sein konnte, was man polierte und einwachste. Er sank so gut wie nicht im Wert… aber das war es. Schabe war ein Kumpel gewesen. Der Mazda war eine Scheiß-Investition, dachte er. Er starrte ihn an und ging herum, um die Tür aufzumachen.
Dann hielt er inne. »Zur Hölle damit!« sagte er laut. Er knallte die Tür wieder zu, trat so fest er konnte gegen das Vorderrad und hopste abwechselnd grimassenschneidend und grinsend auf einem Bein auf dem Parkplatz herum.
Zehn Minuten später, draußen auf der Straße, grinste er immer noch, während er mit siebzig über den Highway sauste und der kleine Kreiskolben-Motor ein leises, schnurrendes Geräusch von sich gab. Er warf einen raschen Blick auf seine Bänder, zog eine alte Lovin’ Spoonful-Kassette heraus und schob sie in das Tape Deck. Er drehte den Lautstärkeregler auf, so daß die Musik das Innere erfüllte. What a day for a daydream, sang John Sebastian, custom made for a daydreamin’ boy.
»Tagtraum«, sagte Sandy. Es gefiel ihm, wie das klang. Es war leichtsinnig, lustig, etwas, das man nicht tun mußte, sondern trotzdem tat. »Tagtraum«, sagte er zu dem Mazda, »leg ’n Zahn zu. Wir haben eine Verabredung mit ’ner Gopherschildkröte in New Jersey.« Er trat auf das Gaspedal, und die Geschwindigkeit begann zu steigen.
4
Look at the sky turning hellfire red /
Somebody’s house is burning down, down, down
SANDY VERABSCHEUTE die Schnellstraße von New Jersey mit einem Haß, der über alles Begreifliche hinausging. Sie war ein Mistding von einer Straße, ein ewiges Verkehrsgewimmel, und sie durchschnitt einen der gräßlichsten Landstriche diesseits von Cleveland, ein stinkendes Niemandsland von Mülldeponien, Ölraffinerien, Autofriedhöfen und gefährlichen Abfallhalden. Die Straße war in einen ständigen grauen Nebel mit eigenem, charakteristischem Geruch gehüllt, ein Miasma von Kohlenmonoxyd, Dieselauspuffgasen und schädlichen Chemikalien, und eine Spur davon reichte, um alte Ängste in Sandy wachzurufen.
In den alten Zeiten war er auf der Schnellstraße mehr als einmal angehalten, fiktiver Übertretungen der Verkehrsregeln bezichtigt und nach Drogen durchsucht worden. Die Schnellstraßen-Cops waren so bitter schlecht auf Freaks zu sprechen wie alle auf dem Land, und sie pflegten auf der Lauer nach Hippies und Langhaarigen zu liegen und sie mit einem Eifer zu verfolgen, der fast an eine Manie grenzte. Wenn der Wagen die falsche Sorte von Stickern an der Stoßstange hatte, dann war man auf der Jersey-Schnellstraße in Schwierigkeiten, und in dem über und über mit McCarthy-Gänseblümchen verzierten Hogmobil auf dieser Straße zu fahren war so, als würde man die Jagdsaison auf sich selbst für eröffnet erklären.
Jetzt war das alles längst Vergangenheit. Tagtraum war beachtlich teuer und gänzlich blumenlos, und die alten Feindschaften waren geschwunden, aber trotzdem machte etwas an der Straße Sandy immer noch nervös. Allein schon ihr Geruch ließ ihn an blinkende Lichter in seinem Rückspiegel denken, an Tränengas, Rauschgiftfahnder und blutige Gummiknüppel und an Richard Milhous Nixon.
Sogar das Essen an der Schnellstraße bescherte ihm Verdauungsbeschwerden. Es war eine Erleichterung, als er nach Camden abfuhr.
Das Gopher Hole lag an einer Hauptzubringerstraße, weniger als eine Meile von der Auffahrt zur Schnellstraße. Von außen war es ein häßlicher Laden, ganz aus Schlackenstein und grünen Seitenwänden aus Aluminium. Neonröhren auf dem Dach buchstabierten seinen Namen, und ein Pappschild füllte das einzige große Fenster aus. LIVE MUSIC stand auf dem Schild. Obwohl das Gebäude ziemlich groß war, sah es, umgeben von der riesigen leeren Fläche seines asphaltierten Parkplatzes, klein aus. Sandy lenkte Tagtraum in eine Parklücke nahe bei der Tür, zwischen einen schwarzen, uralten Stingray und einen kleinen Toyota, der gut in Schuß war. Es waren die beiden einzigen Wagen. Er stieg aus, streckte sich, hängte sich die Jacke über die Schulter und ging hinein.
Der Tag draußen war wolkig und heiter gewesen, und seine Augen brauchten ein oder zwei Minuten, um sich auf die höhlenartige Dunkelheit im Innern einzustellen. Er verweilte im Eingangsfoyer bei der Garderobe, bis er sehen konnte, wohin er ging. An der Tür zum Hauptsaal war ein Schild an einem hölzernen Dreibein, das den nächtlichen Auftritt einer Band namens Die Stahlengel ankündigte, die ihm von einem
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