Armegeddon Rock
Sache gerecht ist«, sagt Ananda leidenschaftlich. »Manchmal ist es notwendig zu töten.«
»Das sagt Butcher auch«, bemerkt Slum.
»Wenn du kein Teil der Lösung bist, bist du ein Teil des Problems«, argumentiert Ananda. »Wenn du keiner von uns bist, gehörst du zum Feind. Wir müssen Kampflinien ziehen.«
»Nobody’s right, if everyone’s wrong«, sagt Slum.
Butcher Byrne tritt mit einer Schrotflinte aus dem Nebel. Er ist in Khaki gekleidet, mit einem Gesicht wie der Tod. »Nimm dich in acht«, sagt er. Er richtet das Gewehr auf seinen Sohn. Ananda zieht ein eigenes Gewehr hervor und tritt ihm entgegen. »Nimm dich in acht«, sagt sie. Oder ist es wieder Butcher? Ihre Stimmen klingen völlig gleich.
»One, two, three, what are we fighting for?« fragt Slum mit einem Achselzucken.
»Slum, ich hab mich verirrt«, sagt Sandy. »Wo gehe ich hin?«
»Follow the river«, schlägt Slum vor. »Follow the children. Follow the neon in young lovers’ eyes.«
»Wie?« sagt er. »Ich kann nicht… kann nicht alles im Stich lassen. Froggy, Maggie, Lark, Bambi, mich. Dich. Besonders dich. Ich muß mit ihr zurück, muß mithelfen, daß es anders wird. Du weißt nicht, was er dir angetan hat.«
Slum langt in seinen Slum-Anzug und holt ein Foto heraus. Er reicht es Sandy und sagt: »Time, see what’s become of me.« Es ist ein Schnappschuß von einem anderen Jefferson Davis Byrne, einem sauber rasierten, hageren Mann, dessen Augen matt und verwüstet sind, ganz in Weiß, mit vor Überraschung oder Schmerz offenem Mund.
Sandy nickt. »Siehst du?« sagt er. »Dann weißt du es ja. Warum ich mit ihr gehen muß? Warum wir zurück müssen?«
»Nee«, sagt Slum.
»Das Bild. Wie man dich fertiggemacht hat. Uns alle.«
» Ah, but I was so much older then, I’m younger than that now.« Slum tippt wieder auf das Foto. Es ist anders. Der Mann auf dem Bild ist massig, beinahe fett, mit einem dicken, wie ein Schattenspender geformten und von grauen Strähnen durchzogenen Bart. Er trägt ein Jeanshemd und ein rotes Halstuch; seine Wangen sind voll und rot, und sein Lächeln ist sehr breit. Es ist Slum; ein älterer, gesünderer, glücklicherer Slum. Sandy schaut zu ihm hoch. »Es ist nie zu spät«, erklärt Slum. »Ich lebe, hab ich recht?«
Sandy ist verwirrt. Er tritt einen Schritt zurück und sieht sich um. Der Nebel wogt immer noch still um Ananda und Butcher herum, die einander mit gezogenen Schußwaffen und harten Gesichtern gegenüberstehen, eingeschlossen in ein ewiges Tableau.
»Ich weiß nicht«, sagt Sandy. »Ich bin so durcheinander.«
»The best lack all conviction«, erzählt ihm Slum, »while the worst are full of passionate intensity.« Er streichelt sein Kätzchen, steckt es in seinen Hut zurück, setzt sich den Hut wieder auf den Kopf. Maggie sitzt hinter ihm auf dem Motortrike, die Arme um seine Taille geschlungen. Sie lächelt auch, und Sandy weiß nicht, wie er sie hat übersehen können. Slum packt die Griffe, tritt den Kickstarter, und das Motortrike erwacht brüllend zu geräuschvollem Leben.
»Wo fahrt ihr hin?« fragt Sandy verzweifelt. Er will nicht im Nebel allein sein. Er will nicht mit Ananda und Butcher zurückgelassen werden. Er hat Angst vor ihnen.
Slum deutet mit dem Finger. »There is a road, no simple highway, between the dawn and the dark of night.«
» Nehmt mich mit.«
Slum schüttelt den Kopf. »Tut mir leid. If I knew your way, I’d take you home, but where I’m going, no one may follow. «
»Slum, ich muß dem ein Ende machen. Es nimmt seinen Lauf. Konfrontation, Krieg, Armageddon. Sie begreifen nicht. Es wird sie alle vernichten, die Nazgûl, Larry Richmond, Francie… sie werden sie zu einer Art Opfer benutzen, Slum, und die Tore der Hölle werden sich auftun, und all die Toten werden zurückkommen.«
»Dann mach dem ein Ende, Sandy. Ändere es.« Er bringt das Trike auf Touren.
»Wartet«, ruft Sandy, »ich schaffe es nicht allein.«
Maggie grinst ihn unter ihrer gebrochenen Nase heraus schief an. »Klar schaffst du das, Liebster«, sagt sie. Sie reckt einen Daumen hoch. »Superman and Green Lantern ain’t got nothing on you.« Slum drückt aufs Gas, und sie donnern davon, rasen durch den wogenden Nebel und reißen ihn in feine weiße Streifen. Sandy steht da und sieht zu, wie sie in der Ferne verschwinden. Der Tunnel, den sie in den Nebel gerissen haben, schließt sich nicht. Er beginnt ihm zu folgen, läuft schneller und schneller. Zuletzt fängt er an zu rennen,
Weitere Kostenlose Bücher