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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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reingeschickt werden sollen, um die Menge zu zerstreuen. Ich nehme an, dazuwird’s kommen, wenn’s Ärger gibt.«
    »Ja? Wie ist Ihnen dabei zumute?«
    »Einige meiner Männer sind wild auf die Chance. Es hat schon ein paar Auseinandersetzungen gegeben. Die Cops haben versucht, reinzugehen und ein paar Leute festzunehmen, und haben gründlich Prügel bezogen. Ich persönlich würde sie ebensogut ihre verdammte Musik spielen lassen.«
    »Wie viele sind da oben?«
    Mondragon zuckte die Achseln. »Unsere offizielle Schätzung ist hunderttausend.«
    Sandy pfiff. Das waren fast zweimal soviel, wie 1971 in die West Mesa gekommen waren. »Ich soll darüber berichten«, sagte er. »Ich muß durch.«
    »Ich weiß, wie’s ist, wenn man einen Job zu erledigen hat«, sagte Mondragon. Er zupfte unglücklich an seiner Uniform. »Also schön, fahren Sie zu. Sie werden den Wagen um das Bankett rumfahren müssen, aber wenn Sie’s langsam angehen lassen, dürften Sie nicht steckenbleiben. Ich warne Sie, hauen Sie schnell ab, wenn es Ärger gibt. Ich habe gehört, daß man davon spricht, Panzer reinzuschicken und die reguläre Armee zu rufen. Es könnte reichlich schnell schlimm zugehen, und keiner wird wissen, daß Sie bloß ein Reporter sind. Man sagt, daß sie da drin auch Schußwaffen haben.«
    »Sagt man das«, meinte Sandy grimmig. Er dankte dem Captain, stieg wieder in Tagtraum und fuhr langsam vom Bankett über ein holpriges, gefurchtes, festgetretenes Feld, bis er an der Straßensperre vorbei war. Zurück auf der Straße machte er, daß er fortkam.
    Er sah andere Gardisten, Patrouillen, die durch die Umgebung streiften, und einmal machte er einen Mann aus, der hinter einer Zederzypresse kauerte und in ein Walkie-Talkie sprach. Er kam an einem alten Schulbus vorbei, der am Straßenrand geparkt war. Dann andere Fahrzeuge; Volkswagen und Cadillacs, Pickups und Lieferwagen, Vans und Campingwagen, immer mehr, bis beide Seiten des Highways lückenlos von ihnen gesäumt waren.
    Inzwischen konnte er Musik hören, den leisen, aber unverkennbaren Sound von »Johnny B. Goode«. Es waren nicht die Nazgûl. 1971 waren die Nazgûl bei Einbruch der Dunkelheit aufgetreten, nachdem eine Reihe von unbedeutenderen Bands den ganzen Tag gespielt hatte; Ananda hatte diesmal zweifellos dieselben Arrangements getroffen. Die Straße wurde unbefestigt, und Sandy fuhr langsamer. Paare liefen Arm in Arm; sie machten ihm Platz und winkten vergnügt, als er vorbeifuhr, während Kinder auf Fahrrädern vorbeischwankten, die bei dem steinigen Boden eine wacklige Sache waren. Die Felder ringsum waren mit Zelten, Schlafsäcken, Feuern und kleinen Pulks von Tanzenden übersät, obwohl der Sound so weit weg noch kraftlos war. Sandy mußte um ein Paar herumkurven, das mitten auf der Straße miteinander schlief; eine Minute später kam er durch einen rennenden Schwarm lachender Männer mit bloßer Brust, die irgendein Spiel mit einem Basketball machten.
    Schließlich konnte er mit dem Wagen nicht weiter. Da, wo zwei unbefestigte Straßen sich kreuzten, war ein riesiger Sattelschlepper im Winkel geparkt und schnitt jeden Zugang ab. Oben drauf stand eine Frau in einem Overall mit einem roten Armband und dirigierte den Verkehr. Sie winkte ihn auf das Feld zur Rechten, eine geballte Masse geparkter Wagen auf einem Präriehund-Dorf. Als er ausstieg, sah er, wie ein Präriehund eine Bierflasche aus seinem Loch schob. Das Tier erblickte ihn und verschwand. Es tat Sandy leid. Andere Fahrzeuge kamen von Gott weiß woher an und keilten ihn ein. Er wartete, bis er unbeobachtet war, machte die Klappe auf und steckte das Gewehr in den Kleidersack, den er für die Wäsche nahm. Er trug ihn unter dem Arm, als er zu Fuß weiterging.
    Mit jedem Schritt wurde die Menge dichter und die Musik lauter. Er kam am ersten Lautsprecherturm vorbei, einem hastig errichteten Metallskelett, das über der Landschaft aufragte, mit einem Ring von Lautsprechern ganz oben, die die Musik herausdröhnen ließen. Die Bühne selbst war nicht einmal in Sicht; der Turm mußte für Funkübertragung ausgerüstet sein, erkannte Sandy. 1971 hatte es in der West Mesa keine Türme gegeben, sondern nur die riesige Anlage auf der Bühne, aber was bei einer Menge von sechzigtausend Leuten funktionierte, würde für diese größere Ansammlung nicht genügen.
    Wieviel größer, erkannte er erst allmählich, als er weiterstapfte. Er schätzte grob, daß die großen Lautsprechertürme zwei Meilen auseinander

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