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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Händen, der den Donner hinaushämmerte. »Mir fehlen die Auftritte«, sagte er. »Es gibt nichts, was dem gleichkommt, gottverdammt nichts in dieser gottverdammten beschissenen Welt, Blair. Du siehst sie da draußen, Tausende von ihnen. Hunderttausende, und sie bewegen sich, sie bewegen sich und wiegen sich, und sie tanzen und klatschen in die Hände, und alles wegen dir, deinem Sound. Deine Musik erfüllt sie, macht etwas mit ihnen, und irgendwie kriegst du etwas zurück, weißt du? Du kannst es spüren. Energie oder so was. Es geht vom Publikum aus und in dich über, und es macht dich verrückt, es macht dich besser. Du bist so was wie ein verfluchter Gott da oben.« Er schaute sinnend drein. »Und die Musik«, fügte er hinzu. »Das vermisse ich am meisten. Die Bands, die im Gopher Hole spielen, zum Teufel, ich bemühe mich, sie zu mögen. Ich meine, ich weiß, daß es in der Musik keinen Stillstand geben kann, und die neuen Sounds sind… also, weißt du, wenn wir sie niederhalten, wo unterscheiden wir uns dann überhaupt von den Arschlöchern, die unseren Sound niedergehalten haben? Deshalb gebe ich ihnen einen Ort, wo sie spielen können – diejenigen, die es verdienen. Nur: tief drin weiß ich eins. Ich weiß es.« Er beugte sich verschwörerisch vor. »Sie sind nicht so gut, wie wir waren«, sagte er sehr leise.
    Sandy lachte und hatte ein warmes Gefühl. »Die meisten von ihnen sind tatsächlich Scheiße.«
    Gopher John Slozewski lehnte sich zurück und grinste. Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
    »Sollen wir uns auf den Rückweg machen?« fragte Sandy.
    Gopher John zuckte die Achseln. »Ja, ich denke schon. Der Laden ist jetzt offen. Die Stahlengel werden mit ihrem ersten Set anfangen. Nur, weißt du, mir ist eigentlich nicht danach. Um die Wahrheit zu sagen, der Laden läuft verdammt gut ohne mich. Willst du noch ’ne Tasse Kaffee?«
    »Klar«, sagte Sandy.
    Slozewski hob einen Finger und holte die Kellnerin herbei. Sie hielten sich lange Zeit bei dem Kaffee auf, saßen in dem ruhigen Steakhouse, während Gopher John von den alten Zeiten und den Nazgûl sprach, von den Konzerten und den Kundgebungen und den Songs. Er schweifte ab und erinnerte sich und erzählte alte Anekdoten mit einer Stimme, die – zweifellos durch den Wein – ein wenig wehmütig geworden war. Wein hat etwas an sich, das einen wehmütig macht, dachte Sandy. Von Zeit zu Zeit fiel Sandy mit einem Lachen oder mit einer eigenen Geschichte über irgendwelche gemeinsamen Bekannten in der Rockwelt oder dem Movement ein. Meistens aber hörte er nur zu, starrte geistesabwesend aus dem Fenster, während Gopher John weiterredete, und die Kaffeetassen wurden neu gefüllt und dann wieder neu gefüllt. Die Rechnung kam, und Sandy beglich sie mit seinen Visa, während Autos mit blindlings vor ihnen her stechenden Scheinwerfern durch die Nacht von Jersey tauchten. Sandy beobachtete sie und fragte sich, warum sie es alle so eilig hatten, diese Dunkelheit auf der Straße vor ihnen zu erreichen, diese Dunkelheit, die sie gänzlich verschluckte. Einmal sah er die Lichter eines Düsenflugzeugs über ihnen vorbeiziehen. Später, viel später, hörte er Sirenen und schaute gerade noch rechtzeitig hinaus, um einen Wust von vorbeirasenden, wie toll blinkenden Lichtern zu sehen. »Da muß ein Hippie auf die Schnellstraße gelangt sein«, unterbrach er Gopher John.
    »Was?« fragte Slozewski.
    »Cops«, säte Sandy gestikulierend. »Hast du sie nicht gesehen? Du kannst noch die Sirenen hören.«
    Slozewski runzelte die Stirn und lauschte. »Nee«, sagte er. »Das ist ’ne Feuerwehr.« Und so war es; der Lärm wurde lauter statt leiser, und zwei lange, rote Wagen kamen vorbei. Sie hatten es mächtig eilig. Eine Minute später kamen ein Krankenwagen und ein noch größerer Feuerwehrwagen und schließlich zwei Streifenwagen, deren Sirenen tatsächlich einen völlig anderen Klang hatten. »Was zum Teufel ist da los?« murmelte Slozewski. Er stand plötzlich auf. »Los, komm.«
    Sandy schnappte sich seine Jacke und seine Visa-Quittung und folgte Slozewski nach draußen auf den Parkplatz. Gopher John stand dicht bei Tagtraum und starrte die Straße hinab. Er sagte nichts.
    Dort, wo er hinsah, war der ganze östliche Himmel von rötlichem Licht durchflutet.
    Ein weiterer Streifenwagen raste vorbei. Gopher John schnupperte. »Ich kann den Rauch riechen«, sagte er.
    »Ein Fabrikbrand?« sagte Sandy. »In der Richtung da raus sind ’ne Menge Fabriken,

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