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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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der krampfhaft schluchzte, aber als Sandy ihn zu befragen versuchte, stieß ihn ein anderer Mann hart weg und sagte: »Er kann seine Freundin nicht finden, hörst du? Zum Teufel, verschwinde hier, Fucker. Laß ihn in Ruhe, klar? Arschloch. Motherfucker.« Und dann ein Sturzbach von Schimpfworten, der lauter und lauter wurde. Sandy wich beklommen vor ihm zurück, sah sich nach der Polizei um und schob sich durch das Gedränge.
    Schließlich fand er jemanden, der behauptete, alles gesehen zu haben, einen dünnen, ziemlich jungen Mann mit kurzgeschnittenem, schmutzigblondem Haar, einem goldenen Ring in einem Ohr, einer grünen Lederjacke und einer blutenden Lippe. »Sie haben mich zu Boden gestoßen«, sagte er und wischte das Blut mit dem Handrücken weg. Aber es gefiel ihm, interviewt zu werden. »Jim«, sagte er, als er Sandy seinen Namen nannte. »Schreib nicht James in dem Blatt, okay? Ich bin Jim. Ich war dabei, ja. Es war echt schlimm. Die Engel spielten, und alle tanzten, und dann ganz plötzlich dachte ich, ich hätte jemand aufschreien hören, aber ich war nicht sicher, weil die Musik so laut war. Also hab ich weiter getanzt. Und dann drängeln sich diese Typen durch die auf der Tanzfläche, wie die Verrückten, und schreien irgendwas. Sie haben sich direkt in die Leute reingeworfen. Da hab ich das her.« Er benutzte seine Hand, um mehr Blut abzuwischen. »Dann hab ich aber Rauch gerochen, also bin ich ganz schnell aufgestanden, und die Leute brüllten ›Feuer‹, aber ich konnte nichts sehen außer einem bißchen Rauch, der durch diese Tür kam, oben durch, weißt du? Durch den Spalt. Sah nicht nach viel aus. Und auf einmal hörte die Band auf, und einer dieser Barmixer rannte zu der Tür…«
    »Was für eine Tür?« fragte Sandy.
    »Irgendeine Tür, keine Ahnung. Hinten raus. Da stand NUR FÜR PERSONAL drauf, das weiß ich noch.
    Jedenfalls rennt dieser Typ da rüber, und der Rauch kommt oben durch, und er packt den Knauf und reißt sie auf, und da kommt all dieses Feuer raus. Ganz plötzlich, weißt du. Mit einem Riesen-Wuuusch!« Er breitete die Arme zugleich mit dem Klangeffekt aus. »Der Typ, der sie aufgemacht hat, ist direkt geröstet worden, weißt du.« Auf Jims Gesicht lag ein schwaches Lächeln, und seine Augen glitzerten von reflektierten Flammen. »Und andere Leute fingen auch Feuer, ich hab gesehen, wie sie rumrannten und verbrannten, weißt du, sie wälzten sich auf dem Boden rum. Da hab ich mir dann gedacht, ich sollte jetzt besser schnell machen, daß ich hier rauskäme. Ich war direkt bei einem Notausgang, also bin ich drauflosgestürzt, aber das Scheißding wollte nicht aufgehen, also hab ich mich zurück bis zum Haupteingang durchgedrängt und bin raus. Die anderen haben auch alle geschoben. Ich hab gesehen, wie sie über Leute hinweggetrampelt sind. Du hättest sehen sollen, wie der Laden hochgegangen ist! Die Feuerwehrleute konnten ebensowenig reinkommen, lief nicht. Ein Trupp von denen ist reingerannt und recht schnell wieder rausgerannt gekommen.«
    »Okay«, sagte Sandy. »Danke.« Er ging weg.
    »Jim«, rief der Mann hinter ihm her. »Nicht James!«
    »Leck mich«, murmelte Sandy. Er lief herum, bis er einen der verantwortlichen Feuerwehrmänner fand, der mit einem anderen Reporter sprach. »Wissen Sie, wie es angefangen hat?« fragte ihn Sandy.
    »Noch nicht«, sagte der Feuerwehrmann. »Wir untersuchen das.«
    »Was ist mit Todesopfern?« fragte der andere Zeitungsmann.
    »Mindestens fünf Tote. Zwei starben an Rauchvergiftung, und drei wurden in der Panik totgetrampelt. Anscheinend hat das Feuer zwei Notausgänge nach hinten raus versperrt, und zwei andere waren abgeschlossen, so daß nur der Haupteingang übrig blieb. Wir befürchten, daß die endgültige Zahl der Toten höher sein wird. Viel höher. Eine Menge Leute sind da nicht mehr rausgekommen.«
    »Können Sie mir eine Zahl nennen?« fragte der Reporter. »Ich bin unter Termindruck.«
    »Mindestens fünfzig. Vielleicht bis zu hundert. Benutzen Sie nicht meinen Namen, das ist bloß eine grobe Schätzung.«
    »Aber warum waren die Notausgänge verschlossen?« fragte Sandy.
    »Fragen Sie doch den Besitzer!« fauchte der Feuerwehrmann und ging davon.
    Sandy steckte seinen Notizblock in die Tasche und wanderte zu der Polizeiabsperrung zurück, um zuzusehen, wie die Flammen schrumpften. Er stand stumm da, die Hände tief in die Taschen geschoben. Schließlich wanden sich die letzten orangefarbenen Schlangen hoch und erstarben,

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