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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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lange nachdem das Dach in einer gewaltigen Rauchwolke eingestürzt war. Die rote Todesglut, die das Dunkel durchtränkt hatte, war verschwunden, aber die Feuerwehrwagen fuhren fort, Wasser in die rauchenden Ruinen zu spritzen. Die Zuschauer und die Überlebenden stiegen in ihre Wagen und fuhren davon, bis nur noch eine Handvoll übrig war. Sandy war einer von ihnen. Wenn der Wind blies, wurde die Luft von Asche getrübt.
    Er fand Gopher John Slozewski allein an einer verlassenen Polizeiabsperrung stehend; sein Gesicht war so grau und aschfarben wie sein Gebäude. Sandy legte dem großen Mann eine Hand auf die Schulter, und Slozewski wandte sich zu ihm. Zuerst lag in seinen dunklen Augen kein Wiedererkennen. Er schaute zurück auf die Überreste des Gopher Hole.
    »Tut mir leid«, sagte Sandy.
    »All diese Toten«, murmelte Slozewski vor sich hin. Er sah Sandy nicht an. »Sie sind sich nicht mal sicher, wie viele. Aber mehr als West Mesa. Eine Menge mehr. Sie sagen, die Feuertüren waren abgeschlossen.« Endlich wandte er sich um. »Blair, du mußt mir glauben, das kann nicht sein. Red hat mir gesagt, ich soll diese Türen abschließen. Er war der zweite Geschäftsführer, weißt du, und er sagte, die Kids schlichen sich rein und bezahlten kein Gedeck und daß wir die Türen abschließen und sie dran hindern sollten. Aber ich hab ihm erklärt, auf keinen Fall. Ich schwör’s!«
    »Vielleicht hat er sie trotzdem abgeschlossen«, sagte Sandy.
    Slozewski blickte wieder auf die Ruinen, starrte hin, als ob das Gewicht seines Blicks das verkrümmte, geschwärzte Gebälk irgendwie neu erstehen und zusammenwachsen lassen könnte. Sein Gesicht war ausdruckslos, faltenlos und unschuldig wie das eines Kindes. In der Verzweiflung hatte er seine finstere Miene verloren.
    »Weiß man schon, wie es angefangen hat?« fragte Sandy.
    Gopher John Slozewski lachte bitter. »Sie glauben es zu wissen«, sagte er. Dann, sehr leise: »Brandstiftung.«

5
     
     
    Yesterday, all my troubles seemed so far away /
    Now I need a place to hide away / Oh, l believe in yesterday
     
     
     
    SIE MACHTE IHM DIE TÜR AUF und sagte überhaupt nichts, aber ihr Lächeln war alles, was er zur Begrüßung brauchte. Es war dasselbe abgedrehte, schiefe Na-sowas!-Lächeln, an das er sich erinnerte, unter derselben krummen Nase, und es war verdammt zu lange her, daß er es gesehen hatte. Er stellte fest, daß er zurücklächelte, und als er es tat, kam Maggie nach vorn, und eine lange, lange Zeit umarmten sie sich heftig. Als sie die Umarmung schließlich lösten, hielt sie seine Hände in ihren und sagte: »Jesus, ist das schön, dich zu sehen. Wirklich.«
    »Ja«, erwiderte Sandy. Seine Stimme hörte sich vage dümmlich an, aber er redete trotzdem weiter. »Ja«, wiederholte er. »Für mich auch.« Maggie war wie ein Atemzug frischer Luft aus der Vergangenheit. Drei frustrierende Tage lang hatte er sich mit der Halsstarrigkeit der Cops von Jersey herumgeschlagen. Sie hatten versucht, die Story über das Feuer zu blockieren, die Jared für den Hedgehog verlangt hatte. Zwischendurch hatte er mit freundlicher Genehmigung von Ma Bell – der Telefongesellschaft AT&T – ätzende Gespräche mit Sharon geführt. Er merkte, daß er Maggies Lächeln brauchte.
    »Komm rein«, sagte sie und trat beiseite. »Wir essen gleich. Lasagne, magst du die noch?«
    »Hab ich am viertliebsten auf der Welt«, versicherte Sandy ihr. »Kommt gleich nach Büchern, Sex und Pizza.« Er folgte ihr nach drinnen. Die Wohnung war kleiner als die, die sie vor fünf Jahren gehabt hatte, als er das letzte Mal zu Besuch gekommen war, aber andererseits hatte sie keine Zimmergenossinnen mehr, mit denen sie sich herumstreiten mußte. Ein kaputtes altes Sofa, ein großes Bücherregal vom Boden bis zur Decke und eine antike Anrichte beherrschten das vollgestopfte Wohnzimmer. In einer Ecke bei einem schmalen Fenster, das auf eine enge Gasse hinausging, stand ein gemütlich aussehender Lehnstuhl mit zwei Katzen darauf, einer riesigen, dicken siamesischen und einer kleineren, orangefarbenen kurzhaarigen.
    »Ho Chi Minh?« sagte Sandy überrascht. Die Siamkatze machte ein Auge auf und sah ihn mißtrauisch an.
    »Kein anderer«, sagte Maggie. »Er ist verdammt alt und hat so seine Marotten, aber er hängt immer da drin rum. Der Neue ist Orange Julius. Schmeiß sie runter und laß dich nieder, ich hol uns inzwischen Wein. Wir haben ’ne Menge nachzuholen.«
    Die Katzen protestierten lautstark, als

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