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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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deinen oder meinen Wagen nehmen?« fragte er Slozewski.
    Gopher John lachte. »Die Vette gehört Eddie«, sagte er. »Das da ist meiner.« Er zeigte auf den winzigen Toyota auf der anderen Seite von Tagtraum.
    »Wir nehmen meinen«, entschied Sandy. Er entriegelte die Türen, und Gopher John zwängte sich auf den Beifahrersitz.
    Das Steakhouse war nur ein bißchen weiter, als Slozewski gesagt hatte, und fast leer. »Jared Patterson bezahlt das Essen«, sagte Sandy, nachdem man ihnen die Speisekarten gegeben hatte. Sie bestellten beide nicht durchgebratene Prime Ribs, dazu eine Flasche vom teuersten Wein des Hauses. Das Restaurant war ein ruhiger Ort mit roten Tischdecken, Kerzen, die in kleinen tränenförmigen Haltern aus gefärbtem Glas brannten, und dicken, dunklen Teppichen. Sandy saß da und schaute im Sonnenuntergang aus dem Fenster, während sie auf die Cocktails warteten und Gopher John mit dem Eigentümer schwatzte, der ebenfalls Mitglied der Handelskammer war. Jenseits des Fensters rasten Autos vorbei, und bei einem nach dem anderen begannen die Scheinwerfer anzugehen, als die Dunkelheit draußen dichter wurde. Sandy fragte sich, wie er Slozewski die Fragen stellen sollte, die noch übrig waren und wieviel er ihm von dem erzählen sollte, was sich oben in Maine abgespielt hatte. Als die Drinks kamen und Gopher John zum Tisch zurückkehrte, hatte er eine Entscheidung getroffen.
    »Noch ein paar Fragen«, sagte er und holte noch einmal seinen Notizblock heraus.
    Slozewski rollte die Augen nach oben zur Decke. »Ich hasse euch beschissene Journalisten«, sagte er in ruhigem Konversationston. »Also los.«
    »Ich möchte gern etwas über eure Fans wissen«, sagt Sandy.
    »Ich hab ’ne Katze, die fährt richtig auf mich ab.«
    Sandy lächelte. »In den alten Zeiten müssen bei den Nazgûl ein paar völlig Ausgeflippte rumgehangen haben. Extreme Typen. War da irgendwann jemand Besonderes? Oder eine Gruppe von Leuten vielleicht; Leute, die wirklich auf eure Musik abfuhren?«
    »’ne Menge Leute fuhren auf unsere Musik ab. Hunderttausende, verdammt. Millionen. Wir waren die Nazgûl. Scheiße, das weißt du doch.«
    Sandy winkte ungeduldig ab. »Ja, aber ich meine nicht gewöhnliche Fans. Ich meine abgedrehte Typen, Leute, die vielleicht gedacht haben, daß ihr direkt zu ihnen sprecht, die nach eurer Musik zu leben versuchten, sich mit euch identifizierten.«
    »Wir hatten einen großen Fanclub. Sie nannten sich Orcs.«
    »Nein, nein. Ich meine doch gefährliche Leute. Manson-Typen. Mark David Chapman-Typen. Du weißt schon.«
    »Nee«, sagte Slozewski. »So was nicht. Arschkriecher und Groupies und Orcs, das ist das, was wir hatten.« Er probierte seinen Drink.
    Sandy runzelte die Stirn und nahm einen Schluck von seinem eigenen Scotch mit Soda. Das haute nicht hin, dachte er. Entweder gab es keinen Nazgûl-Kult, oder Slozewski wußte nichts davon, oder er verschwieg ihm etwas, aber Sandy wußte nicht, wie er herausfinden sollte, was davon es war. »Eine letzte Sache«, sagte er. Er stellte seinen Drink ab. Außen am Glas hatte sich Feuchtigkeit gebildet. Er starrte darauf und malte mit einem Finger geistesabwesend ein Friedenszeichen. »Wo warst du am 20. September in der Nacht?«
    Slozewski lachte. »An diesem oder damals 1971?«
    fragte er.
    Sandy schaute zu ihm hoch. »Jesus«, platzte er heraus. Er konnte nicht glauben, daß er so dumm gewesen war. »Ich bin ein verdammter Idiot«, sagte er. »Es ist die gleiche verdammte Nacht, oder? Der 20. September!«
    In Slozewkis dunklen Augen dämmerte Begreifen. »Oh«, sagte er. »Du meinst, Jamie ist in der gleichen Nacht umgebracht worden.« Er runzelte die Stirn. »Das ist unheimlich.«
    Sandy schlug auf den Tisch. »Es ist mehr als unheimlich«, meinte er wütend. Er hatte sich entschlossen, Slozewski nicht alles zu erzählen, was er von Davie Parker gehört hatte, aber jetzt änderte er abrupt seine Meinung. Gopher John mußte es erfahren. »Es ist extrem abgedreht. Jesus, warum habe ich es nicht erkannt! Sharon hatte recht, ich werde nie der Hippie-Sherlock-Holmes sein. Hör zu, das war nicht etwa ein Zufall, daß Lynch am Jahrestag von West Mesa umgebracht wurde. Da ist mehr dran als das.« Er erzählte Slozewski von dem Album, das immer wieder spielte, und von dem Plakat, das abgenommen und unter Lynchs Körper ausgebreitet worden war. Als er mit seinem Bericht halb durch war, kamen ihre Salate. Slozewski nahm seine Gabel und begann mit methodischer

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