Armegeddon Rock
Sandy sie aus dem Lehnstuhl vertrieb und sich hineinsetzte. Maggie ging hinaus in die Küche und kam kurz darauf mit einer Flasche Chianti und zwei Gläsern zurück. Er hielt sie, während sie eingoß. Dann setzte sie sich auf den Boden, kreuzte die Beine, nahm einen Schluck Wein und lächelte zu ihm hinauf. »So«, sagte sie. »Wie steht’s mit deinem Liebesleben?«
Sandy lachte. »Du kommst gleich auf den Punkt, was?« Maggie zuckte die Achseln. »Warum nicht, zum Teufel?« Sie hatte sich überhaupt kaum verändert, dachte Sandy. Sie hatte ausgeblichene Jeans und eine weite weiße Bauernbluse an, unter der sich ihre Brüste frei bewegten. Solange Sandy sie kannte, hatte sie nie einen BH getragen. Das war eines der ersten Dinge gewesen, die er bemerkt hatte, als sie sich damals 1967 begegnet waren. Es hatte ihn kolossal angemacht. Maggie war nie eine klassische Schönheit gewesen. Ihr Mund war ein bißchen zu breit und irgendwie ein wenig schief, besonders wenn sie lächelte, und ihre Nase war groß und immer noch krumm, wo sie vom Gummiknüppel eines Cops während des Parteitags der Demokraten ’68 gebrochen worden war. Aber sie hatte hübsche grüne Augen und eine üppige Masse rötlich-blonden Haares, das immer windzerzaust aussah, sogar drinnen, und mehr Feuer im Innern als jede Frau, die Sandy je gekannt hatte. Maggie war die erste große Liebe seines Lebens gewesen und auch die erste, mit der er ins Bett gegangen war, und als er hier in ihrem Wohnzimmer saß und auf sie herabsah, erkannte er plötzlich, daß er sie enorm vermißt hatte.
»Mein Liebesleben«, meinte er nachdenklich. »Na ja, ich lebe mit jemand zusammen. Ich glaube, ich hab dir von ihr geschrieben.«
»Kann sein«, sagte sie. »Du weißt ja, ich und Briefe.« Maggie war eine notorisch lausige Briefpartnerin, so arg, daß es alle Bemühungen Sandys, mit ihr in Kontakt zu bleiben, zunichte macht. Nicht nur, daß sie die Briefe nicht beantwortete, sie verlor sie und konnte sich nicht erinnern, ob sie sie überhaupt bekommen hatte oder nicht. »War das die Tänzerin?«
»Nein. Das war Donna. Wir haben uns vor ein paar Jahren getrennt. Das ist die Grundstücksmaklerin. Sharon.«
»Stimmt«, sagte Maggie. »Von der hast du mir geschrieben. Verdammt, der Brief ist hier irgendwo, nehme ich an. Ihr seid also zusammengezogen, hm?«
»Wir haben ein Haus gekauft, ob du’s glaubst oder nicht«, erwiderte er. »Ich hatte etwas Geld von einem Buch, und Sharon hat mich überzeugt, daß ich besser daran täte, Grundeigentum zu erwerben, als es auf der Bank zu lassen. Zu der Zeit schien mir das eine gute Idee zu sein.« Er nippte an seinem Wein. »Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Es wird ziemlich vertrackt, wenn wir uns trennen.«
»Hmmm«, machte Maggie. »Das hört sich nicht optimistisch an. Habt ihr Probleme gehabt?«
»Ein paar«, sagte Sandy unbestimmt. Er war ein bißchen verlegen. Maggie war immer seine beste Freundin wie auch seine Geliebte gewesen, und auch als sich ihre Wege getrennt hatten, war es ihm immer leichtgefallen, sich ihr anzuvertrauen, aber es war lange her, daß er sie gesehen hatte, und er empfand es ein wenig als Verrat, ihr zu viel über seine Auseinandersetzungen mit Sharon zu erzählen. »Vielleicht können wir’s noch klarkriegen«, sagte er nach einem Zögern. »Ich hoffe es. Ich meine, sie ist in Ordnung und alles. Sehr klug, sehr tüchtig. Sehr mit ihrer Karriere beschäftigt. Nur in letzter Zeit, na ja, da war unsere Kommunikation nicht so besonders.« Er schnitt ein Gesicht, »’ne Menge davon ist mein Fehler. Mit dem Schreiben ist es in letzter Zeit nicht gut gelaufen, und ich war irgendwie… ich weiß nicht, rastlos vermutlich. Launisch. Bis diese Story daherkam jedenfalls, und Sharon haßt die Idee mit dieser ganzen Hedgehog-Kiste.«
Maggie trank ihren Wein aus und arbeitete sich auf die Füße, streckte dann eine Hand aus und zog Sandy aus dem Lehnstuhl. »Du mußt mir alles darüber erzählen, weißt du. Ich brenne darauf zu erfahren, wie Jared dich wieder zu sich ins Bett gekriegt hat, nach dem, was er getan hat. Aber laß uns darüber bei dem reden, was du am viertliebsten auf der Welt magst.«
Sie aßen am Küchentisch, aber er war mit einer echten, richtigen Tischdecke gedeckt, und das Geschirr paßte tatsächlich dazu, was Sandy zu einer Bemerkung darüber veranlaßte, wie die Dinge sich geändert hätten, und Maggie verschmitzt lächeln ließ. Eines hatte sich überhaupt nicht geändert; sie
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