Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
Chicago. Gib es als Eilbrief auf. Ich glaube, ich bleib’ eine Zeitlang hier.«
    »Warum?« fragte Patterson. »Hast du Wie-heißt-erdoch-gleich noch nicht getroffen?«
    »Doch, doch«, sagte Sandy. »Aber ich muß Du-weißtschon-wen aufstöbern.« Er hängte auf und hoffte, daß er Patterson gründlich durcheinandergebracht hatte.
    In Wahrheit wußte Sandy nicht, wie lange er in Chicago bleiben würde, oder warum er es wollte. Eine Menge seiner Erinnerungen waren mit dieser Stadt und dem Campus der Northwestern oben in Evanston verbunden gewesen, und diese alten Erinnerungen waren in letzter Zeit ruhelos gewesen und wie so viele neuerdings auferstandene Zombies in seinem Kopf herumgestolpert. Vielleicht war es das. Vielleicht würde Chicago helfen, sie zur Ruhe zu bringen. Und er hatte irgendwie das Gefühl, daß er Lark Ellyn aufsuchen sollte, aus Gründen, die er nicht verstand. Lark und er hatten sich nie nahegestanden, nicht einmal in den alten Zeiten, obwohl die Umstände sie reichlich aufeinander zu getrieben hatten. In den letzten zehn Jahren hatten sie sich völlig voneinander entfernt und waren jeder aus der Welt des anderen verschwunden. Und doch wußte Sandy auf schwer zu definierende Weise, daß Lark Ellyn ein Bestandteil seiner Story war, ebenso wie Maggie es gewesen war. Der Gedanke kam ihm fast wie eine Offenbarung, aber als er ihm kam, wußte er, daß es richtig war. Seine ganzen Reporterinstinkte sagten ihm, daß es hier um mehr ging als um die Nazgûl und um unendlich mehr als um die Abschlachtung Jamie Lynchs. Schläfrig nickte er wie zu sich selbst und versprach sich, daß er am folgenden Tag versuchen würde herauszufinden, warum das so war, und daß er außerdem mit dem alten L. Stephen Ellyn eine Verabredung zum Essen treffen würde.
    Er zog sich nicht aus und löschte auch nicht das Licht; der Schlaf packte ihn, als er ausgestreckt und ganz angezogen auf dem schmalen Einzelbett in dem alten Hotel lag.
    Seine Träume waren konfus und chaotisch. Die Nazgûl waren oben auf einer Bühne und spielten in einer gewaltigen, dunklen Halle. Leute tanzten fieberhaft. Sandy sah, daß manche von ihnen brannten. Maggie wirbelte lachend vorbei. Aus ihrer Nase rann Blut, und ihr Partner war ein verkohltes, geschwärztes Skelett, von dem Stücke rauchenden Fleisches abfielen, als er sich zur Musik bewegte. Er sah andere Gesichter, die er kannte; Lark, Slum, Bambi. Jamie Lynch war da, frenetisch, aufgedreht, trotz des klaffenden, blutigen Loches in seiner Brust. Um den äußeren Ring der Tanzfläche herum sammelten sich verschwommene, gestaltlose Dämonen. Sandy konnte sie im Dunkeln sehen, und er schrie auf, versuchte die Leute zu warnen, aber die anderen waren blind, sie schenkten ihm, keine Beachtung. Sie tanzten und tanzten. Die Nazgûl spielten den »Armageddon/Resurrection Rag« von Music to Wake the Dead. Es war ein langer, langer Song, er nahm die ganze zweite Seite des Albums ein, und die Tänzer waren in ihm verloren und entrückt. Während die Musik spielte, konnten sie Sandys warnende Rufe nicht hören, konnten den Feind nicht sehen. Dennoch sammelten sich die Dämonen, sammelten sich und nahmen Gestalt an; er sah, wie sich um sie her eine Armee formierte, in blauen Uniformen und in Khaki, mit Gewehren und Knüppeln und dunklen Helmen, die die unmenschlichen, dämonischen Gesichter verbargen. Oben auf der Bühne wirbelte Hobbins herum und krümmte sich und sang von Tod und Wiedergeburt. Oben auf der Bühne blickte Gopher John finster drein und spielte seine Drums mit schrecklicher, gehetzter Besessenheit. Oben auf der Bühne schwitzte Maggio Blut, bis sein Hemd davon durchtränkt war. Er zog es aus und warf es fort; sein Körper darunter war geschwollen und grün und in Verwesung übergegangen. Frauen mit auf die Wangen gemalten Blumen stritten sich um das blutige Hemd. Sandy bekam einen Hauch von Tränengas in die Nase und schrie sie an, und sie schauten auf, sie schauten alle auf, aber es war zu spät, es war zu spät, die Dämonen kamen… und der Song ging unaufhörlich weiter.
    Er wachte auf und fuhr mit einem Aufschrei aus dem Bett hoch. Er zitterte einen Moment lang, bis ihn der Alptraum aus seinen Klauen ließ und er sich umschaute und das leere, düstere Hotelzimmer sah. Sandy fuhr sich mit den Fingern durch die zerzausten Haare und atmete tief durch, dann zog er sich auf die Füße, ging ins Badezimmer und trank ein Glas Wasser aus einem Becher, der zu seinem Schutz sterilisiert worden

Weitere Kostenlose Bücher