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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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in ständiger Bewegung, Leute, die sich hierhin und dorthin schoben, Unruhe, Aufregung, alles ging ineinander über, eine gewaltige Verschmelzung von Schattengestalten. Banner, die über allem wehten, rote und schwarze Fahnen, auf Bettlaken gepinselte Sprüche, das Friedenszeichen und die Vietcong-Fahne, überall Banner, die sich drehten und hin und her schwankten und peitschten, wenn der Wind seufzend vom See her kam. Alle wiegten sich, Mädchen und Jungen und Fahnen, alles zusammen, Hände haltend, eingehakt, sie wiegten sich, und Lippen bewegten sich.
    Und dort, ihnen gegenüber, die anderen; in Reih und Glied, starr, geordnet und kriegerisch. Völlig regungslos dieser quirligen, sich bewegenden, lebendigen Menge gegenüber. Blaue Uniformen. Helme. Dunkle Gesichter, gesichtslose Gesichter, versteifte Beine, Dienstabzeichen, dunkle, ölige Schußwaffen in schwarzen Lederhalftern an fleischigen Hüften. Gesichter wie Masken. Abwartend. Knüppel und Gewalt und kaum gezügelter Haß.
    Peace and Love und Law and Order, Gespenster, Phantome, längst tot, vergangen, und doch regten sie sich jetzt wieder irgendwie, irgendwie. Sandy konnte sie sehen, konnte sehen, wie die Spannung wuchs, konnte alles sehen bis auf die Gesichter, die Gesichter waren irgendwie verzerrt, verwischt.
    Er bewegte sich zwischen ihnen, beinahe stolpernd, bis zur Mitte der Straße, drehte sich wieder und wieder um sich selbst und erinnerte sich, wie es gewesen war. Er war in dieser unordentlichen Armee, das wußte er, er hatte ein Ordner-Armband um und versuchte Ordnung zu halten. Und Maggie war auch da drin, irgendwo ganz vorne, sie rief etwas, skandierte Parolen, ihre Nase war noch gerade und nicht gebrochen. Und die anderen, all die anderen.
    Sandy ging auf die stille Armee zu, die blaue Armee, die Armee, die schweigend abwartete, die ihren Zorn im Zaum hielt. Gesichtslose Schatten in dunklen Umformen, ohne Augen und Mund, deren Knüppel und Schußwaffen irgendwie lebendiger waren als sonst etwas an ihnen. Er blieb vor ihnen stehen. »Nein«, sagte er, und die ganze Reihe wandte leicht den Kopf, um ihn anzustarren, und er spürte das Gewicht all dieser augenlosen, ausdruckslosen, unmenschlichen Blicke. »Nein«, sagte er noch einmal. »Tut es nicht, das könnt ihr nicht tun. Versteht ihr? Hier ist es, wo sich alles geändert hat. Alles, was sie wollen, ist Frieden, das ist alles. McCarthy. Sie sind Kids, das ist alles. Sie arbeiten im Rahmen des Systems. Sie wollen, daß der Parteitag ihnen zuhört. Deshalb sind sie hier. Sie haben immer noch den Glauben, achtet nicht auf die Fahnen, die Vietcong-Fahnen und den ganzen Mist, darum geht’s doch nicht. Hört mir zu, ich bin da drin, ich erinnere mich, ich weiß, wie es war. Wir haben so hart gearbeitet, und wir haben gewonnen, Gene und Bobby, die Friedenskandidaten, sie haben alle Vorwahlen gewonnen, jede verdammte einzelne, und sie hören immer noch nicht zu. Versteht ihr nicht? Wenn ihr sie angreift, wenn ihr anfangt dreinzuschlagen, verändert es sich, dann ändert sich alles. Ihr verhärtet sie. Sie hören auf zu glauben. Alles wird schlimmer und schlimmer. Das ist die letzte Chance, der letzte Moment, bevor sich alles ändert. Laßt sie durch! Lieber Gott, laßt sie durch! « Aber die Schatten haben die Blicke jetzt von ihm abgewendet, die Schatten hören nicht mehr zu. Sandy merkte, daß er weinte. Er hielt die Hände vor sich hoch, als ob er dem kommenden Angriff irgendwie Einhalt gebieten, die Gewalt im Zaum halten könnte, die überall um ihn her anwuchs und sich zusammenballte, das konnte er fühlen. »Sie sind nicht euer Feind, verflucht!« schrie er aus vollem Hals. »Wir sind eure Kinder, ihr Arschlöcher, wir sind nur eure gottverdammten Kinder!«
    Aber es war zu spät, zu spät, plötzlich hörte er die Pfiffe und das Geräusch laufender Füße, und ein Sturmkeil blauer Schatten kam die Balbo entlanggerannt und warf sich in die quirlige, Slogans rufende Armee der Jugendlichen, und sie zerbarst und brach auseinander, und dann kamen die anderen Reihen vor, und hinter ihnen an den Flanken verteilten sich die maskierten, gesichtslosen Schatten der Garde zu einer großangelegten, zangenförmigen Umarmung, keilten sie ein, drängten sie zusammen, trieben sie in die Enge, und alles löste sich in Chaos auf, Klumpen von Phantomen im Kampf miteinander, Gerenne, schwache Schreie, getragen vom Wind aus der Vergangenheit. Dann kam ein kurzer Moment der Ruhe, die Truppen zogen sich zurück, und

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