Armegeddon Rock
meinem Equipment. Ich bring dich um, du Schwanzlutscher!«
Der Barmixer war drahtig, in den Fünfzigern, mit einem vorspringenden Kinn, Runzeln und Kieselsteinen statt Augen. »Das sehen Sie falsch, Mister«, sagte er. »Sie bringen niemand um. Ihr Punks packt bloß zusammen und macht euch jetzt ganz leise hier raus. Ichwill keinen Ärger. Und das Geld könnt ihr auch vergessen.«
»Sie haben uns engagiert!« sagte Maggio. »Wir haben eine Abmachung miteinander.«
»Ich engagier’ euch, damit ihr kommt und Musik macht. Nette Musik, was meine Gäste hören wollen. Ich hab euch nicht engagiert, um mir dein verdorbenes Mundwerk und den Dreck, der da rauskommt, anzuhören oder damit ihr mir die Kundschaft vergrault oder die Leute mit diesem Müll, den du singst, taub macht. Raus hier, Punk, bevor ich die Cops hole.«
Maggio riß sich wild die Gitarre herunter und sprang von der Bühne. Er sah richtig gefährlich aus. »Wir haben zwei verdammte Sets gemacht, Mann«, sagte er. »Du schuldest uns Geld.«
Der Barmixer trat einen kleinen Schritt zurück, langte unter die Bar und kam mit einem Baseballschläger wieder hervor. »Raus hier«, wiederholte er. »Faß mich an, Punk, und ich brech dir alle Finger.« Sandy sah ihn an und glaubte es ihm auch.
Maggio ballte die Faust, hob sie, senkte sie und wandte sich mit einer Anstrengung ab. Er zitterte. Der Rest der Band hatte bereits angefangen einzupacken. Maggio sah wie ein Mann aus, der jeden Moment platzen würde.
Sandy wollte das nicht sehen. Der Gedanke ekelte ihn an. Es war an der Zeit zu gehen. Er berührte Francie leicht am Arm. »Er war gut«, erklärte er ihr. »Sag ihm das. Sag ihm, ich hätte gesagt, er war gut.«
Sie nickte verstehend. Dann ging sie zu Maggio, legte ihre dünnen Arme um ihn und hielt ihn, während er zitterte. Geschlagen, bleich, ohnmächtig.
Ragin’, dachte Sandy, als sich die Tür hinter ihm schloß.
7
Hello darkness, my old friend /
I’ve come to talk with you again
ALS ER DEN DAN RYAN zurück ins Zentrum von Chicago fuhr, war Sandy übelgelaunt und so niedergeschlagen, daß er nicht einmal eine Kassette in sein Tape Deck schob. Er war sich nicht sicher, wohin er wollte. Nicht mehr als Rick Maggio, dachte er, oder Gopher John oder Maggie oder der arme tote Jamie Lynch, nicht mehr als jeder von ihnen. Aber es war spät, und es wurde immer später, und er war zu müde für die Straße, also fuhr er ab und kreuzte durch die leeren Straßen des Loop, von einer Mattigkeit getrieben, die fast ein Zwang war.
Im Conrad Hilton nahm er sich ein Zimmer für die Nacht. »Im fünfzehnten Stock«, erklärte er dem Portier, als er sich anmeldete. Der Mann schaute ihn an, zuckte gleichmütig mit den Achseln und händigte ihm den Schlüssel aus.
Als der Page ihn verließ, zeigte Sandys Uhr kurz nach Mitternacht. Eine Stunde später daheim in New York, dachte er. Genau die Zeit, um Jared anzurufen. Er entschied, sich als Moderator einer Nachtsendung auszugeben, der ein triviales Quiz veranstaltete, und Jared aufzufordern, den Titelsong aus »Superchicken« zu singen.
Als Pattersons schläfrige, benebelte Stimme schließlich durch den Hörer kam, stellte Sandy jedoch fest, daß er weder die Energie noch die Lust zu dem Bluff hatte. »Ich bin’s, Jared«, sagte er müde. »Ich hab da was und ich möchte, daß du’s für mich überprüfst.«
»Kannst du nicht zu einer zivilisierten Zeit anrufen, gottverdammt?« beklagte sich Patterson. »Du hast versprochen, mich zu Hause in Ruhe zu lassen. Was zum Teufel soll ich mit dir machen, Blair?«
»Du sollst für mich was über Edan Morse rausfinden«, sagte Sandy.
»Über wen?«
»Morse, wie der Kode«, sagte Sandy. »Vorname Edan.« Er buchstabierte ihn.
»Wer ist der Bursche?« fragte Jared.
»Das ist es, was du mir erzählen sollst«, sagte Sandy. »Ich weiß nicht, vielleicht ist es nichts, aber der Name ist sowohl bei Maggio als auch bei Slozewski aufgetaucht. Er ist Promotor oder so was, und er will die Nazgûl wieder zusammenbringen.«
»He!« sagte Jared. »Das war doch was, stimmt’s? Der richtige Zuckerguß für deine Story.«
»Es wird nicht laufen«, sagte Sandy. »Dieser Morse macht sich was vor. Trotzdem, ich will wissen, wen er vertritt, mit was für Gruppen er gearbeitet hat, welche Verbindungen er im Musik-Busineß hat. Laß einen deiner grünhaarigen Teenybopper das Archiv durchwühlen, und schick mir alles Hintergrundmaterial. Ich bin im Conrad Hilton in
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