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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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waren mehr als Songs. Sie haben unser Hirn und Herz gepackt und geformt, und sie haben etwas Ursprüngliches im Universum und in uns wachgerufen.
    Du kennst die Wahrheit. Wir alle kennen sie instinktiv. Sogar der Feind. Schau dir an, wie die Fernsehsender die Periode behandeln! Märsche und Tumulte, Demonstrationen, Wahlen, Mordanschläge, Vietnam – jeden Clip, den sie zeigen, unterlegen sie mit Rockmusik. Etwas tief in ihnen drin ist sich im klaren, daß Rock ein Teil von allem war.
    Das Klischee ist, daß Musik eine Widerspiegelung der Zeit ist, aber das Klischee kehrt es um. In der Musik liegt Macht, Sandy. Die Songs berühren uns in einer Weise, die tiefer und wilder und grundlegender ist als bei Worten. Alle Armeen, die je in den Krieg gezogen sind, sind zum Schlag der Trommeln marschiert und haben kriegerische Musik gesummt. Jede Revolution hat ihre Musik gehabt. Jede Epoche. Die Musik definiert und formt die Zeit.
    Und zu unserer Zeit ist das Movement zum harten Beat des Rock explodiert, hat sich dazu in Bewegung gesetzt, ist dazu marschiert, hat dazu gevögelt, ist dazu angewachsen. Drogen und Sex und Rock und Revolution, Frieden und Freiheit. Und ich glaube, der Feind hat das besser begriffen als wir. Wir waren eine Bedrohung für das ganze verrottete System, für die korrupte Macht und den unmoralischen Reichtum. Unsere Musik hatte ihre bereits zerschmettert, sie aus allen Kanälen, von den Straßen und aus der Kultur weggefegt, und der Rest würde gewiß folgen. Ich denke, sie wußten das.
    Und dann starb die Musik. Stück für Stück, zum Teil aus Zufall und zum Teil aus Absicht, glaube ich. Die Beatles gingen auseinander, hundert andere Gruppen ebenso. Das scharfkantige, erschreckende Zeug wurde aus dem Radio verbannt. Die Geldsäcke festigten ihre Kontrolle über die Medien und die Plattenfirmen und quetschten die Vitalität aus dem Rock heraus, verwandelten unseren Stahl Tag für Tag immer mehr zu Marshmallow, erstickten unser inneres Feuer, während wir kaum Notiz davon nahmen. Und diejenigen, die nicht gekauft oder auseinandergebracht oder aufs Altenteil geschickt werden konnten, die Lautesten und Gefährlichsten, die wurden im Zeitraum von ein paar Jahren getötet, einer nach dem anderen. Hendrix, Joplin. Jim Morrison. Und zuletzt Hobbins, zuletzt West Mesa. Die Nazgûl waren die Sechziger, mehr als jede andere Gruppe. Sie waren jung und vital und zornig, ihre Musik war heißblütig, und sie waren zu groß, als daß man sie ignorieren konnte, zu engagiert, um sie zu absorbieren.
    Sie waren gefährlich. Sie mußten zum Schweigen gebracht werden. Kein Wunder, daß der Mörder nie gefaßt wurde.«
    Sandy starrte ihn an. Er wollte lachen. Er mußte lachen. Aber er konnte nicht. Es war nicht komisch. Von Edan Morses Hand tropfte Blut, und Morse ignorierte es. In seiner Stimme war Leidenschaft, wo Pein hätte sein sollen. Es schien fast, als ob er sich an dem Schmerz mästete. Um größer zu werden. Stärker. Seine Augen waren von schwachem braunen Feuer erfüllt, von absoluter Sicherheit. »Und jetzt?« sagte Sandy leise.
    Langsam und bedächtig ballte Morse seine blutige Hand zu einer roten Faust. »Und jetzt ist die Stunde endlich wiedergekehrt«, sagte er mit einer Stimme wie ein Pastor. »Die Stunde des Wolfes und der Schlange, der großen Feuersbrunst, die das Lügengebäude zerstören wird. Die Nazgûl werden wieder fliegen. Wir werden uns der blutigen Flut bemächtigen, und in ihrem Sog werden wir eine neue Welt bekommen.«
    »Sie sind verrückt!« erwiderte Sandy mit einer Überzeugung, die er in Wirklichkeit nicht verspürte. Sein rationaler Verstand erklärte ihm, daß all das Wahnsinn war, aber dort in Edan Morses Gegenwart, während er auf diese pulsierende, rot befleckte Hand blickte, kam ihm die Welt überhaupt nicht rational vor, und Morse wirkte sehr glaubwürdig.
    »Nein«, sagte Morse. »Die Kräfte sind ausgerichtet. Alles ist an seinem Platz. Hör dir die Musik an.«
    »Ich hab mit den Nazgûl gesprochen«, sagte Sandy hitzig. »Mit allen dreien. Auch wenn dieser ganze Quatsch wahr wäre, sie werden nie wieder zusammen spielen. Oh, Maggio würde gerne, klar, aber nicht Slozewski, nicht Faxon.«
    »Du begreifst die Situation nicht ganz so gut, wie du denkst«, entgegnete Morse. Seine Stimme war jetzt ruhiger. Er sah Sandy nicht einmal an. Er starrte auf seine blutende Hand, als ob er sie enorm und grenzenlos faszinierend fände. »Nehmen wir Slozewski. Du weißt über den Brand bei

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