Armum, Kerle, Liebe 1 - Lutz ist schwul (Amrum und die Liebe) (German Edition)
für mein gestriges Verhalten herausgefunden habe.
„Da hinten steht eine Kanne mit Kaffee“, sagt Elvira, weist mit dem Daumen über die Schulter und guckt wieder auf ihr Rätsel. „Gefühlsregung mit fünf Buchstaben, erster Buchstabe ist ein ‚L‘, was soll das sein?“, murmelt sie.
„Liebe“, rate ich, während ich mir eine Tasse einschenke.
„Hm, passt. Wäre ich niemals darauf gekommen.“ Elvira kritzelt und kichert leise.
Kann es sein, dass sie mir irgendwas sagen will? Ich schlürfe den Kaffee und schaue aus dem Fenster, vor dem der Hausherr steht und an seiner Pfeife zieht. Der Kerl scheint nie zu sprechen, jedenfalls habe ich ihn in den letzten Tagen nie reden gehört.
„Wo sind die anderen?“, frage ich geistesabwesend.
„Die Jungs sind alle zum Strand .“ Elvira seufzt und steht auf, wobei sie ihre Schürze zurechtrückt. „Sie müssten gleich zurück sein, ist ja nicht mehr lang bis zum Abendessen.“
Ich habe tatsächlich den ganzen Tag verschlafen, aber es ist Urlaub. Wozu sich also grämen? Den Strandhafer werde ich jedoch in nächster Zeit meiden. Während ich eine zweite Tasse Kaffee trinke wird es laut im Flur. Lars dröhnende Stimme übertönt alle anderen.
„Na, ausgeschlafen?“, fragt Lutz, der plötzlich im Türrahmen steht.
„Danke .“ Ich lächle ihm zu. „Ja, mir geht’s viel besser.“
Es bedeutet mir etwas, dass er sich um mich sorgt. Klar, wir sind Freunde geworden, daran muss es liegen.
An diesem Abend geht niemand in die ‚Blaue Maus‘. Das Wetter i st schön und der Garten lädt zum Verweilen ein. Ich geselle mich zu den Männern, die es sich im und um den Strandkorb gemütlich gemacht haben. Winston gibt Geschichten aus seiner Praxis zum Besten, und auch Lars hat so manche Anekdote zur Unterhaltung beizutragen. Mir fällt auf, dass sich Lutz an den Gesprächen selten beteiligt, aber ich bin auch nicht gerade redselig. Ich hätte auch schweigend im Strandkorb liegen können und den Himmel betrachten, der sich nach und nach verdunkelt.
Erste Sterne blinken au f und plötzlich sind Schritte zu hören, die sich schnell nähern. Lutz springt auf und murmelt ein ‚Gute Nacht‘ in die Runde, dann läuft er zum Haus. Ich erkenne in der beginnenden Dunkelheit einen Kerl, der von Lutz begrüßt und durch die Tür in die Pension geschoben wird. Es durchfährt mich wie ein Blitz, eine eiskalte Hand greift nach meinem Herz. Das muss der Typ von gestern sein.
„Schaut so aus, als hätte sich der gute Lutz endlich ein Sexualleben zugelegt“, lästert Lars.
„Mann, Lars, kannst du mal ein klitzekleine s bisschen weniger eklig sein?“ Hannes schubst seinen Gatten, der ihn lachend umarmt.
„Entschuldige, ich vergesse immer wieder deine zartfühlende Ader .“ Lars drückt ihm einen Kuss auf die Wange und ich - seufze.
Bitte, nicht falsch verstehen, ich seufze auch dann, wenn ich einen romantischen Film gucke.
„Ich finde, Sex wird überbewertet“, kommt es von Winston.
„Aha“, sagt David lachend und schlingt einen Arm um die Schultern des Blonden, „Daran erinnere ich dich nachher.“
„Ich geh auch schlafen“, sage ich und springe auf.
Das fünfte Rad am Wagen will ich nicht sein.
Schon auf der Treppe kann ich das Stöhnen der beiden Kerle hören, allerdings diesmal nicht so laut. Na gut, es ist sehr leise und ich muss die Ohren wirklich spitzen, um etwas mitzubekommen. Selbst als ich mich an die Tür lehne und mein Ohr gegen das Holz presse, dringen die Laute kaum zu mir.
WAS machen die da drinnen? Lässt sich Lutz in den Arsch ficken? Oder fummeln die nur? Oder fickt er den Kerl? Ich gehe auf die Knie und will gerade einen Blick durch das Schlüsselloch riskieren, als die Haustür geht und Stimmen näher kommen. Schnell stehe ich auf und verschwinde in meinem Zimmer.
Meine Neugier ist geweckt. Unruhig horche ich, kann aber außer gelegentlichem Bettgeknarre nichts aus dem Nebenraum hören. Mein Liebesleben hat sich bisher um Frauen gedreht, jetzt will ich unbedingt wissen, wie es die Gegenseite treibt. Es gibt hier zwar keinen Internetzugang, aber ich habe ein Notebook mit einem Stick, der mir das Surfen für mehrere Stunden möglich macht.
Schnell finde ich einschl ägige Seiten. Anscheinend sind homosexuelle Männer nicht so prüde wie Frauen, sie zeigen sich offenherzig und kostenlos bei - allem. Bei wirklich allem. Ich muss schlucken, während ich einen Film anschaue, in dem ein Kerl den anderen - nein, ich klicke das Ding weg.
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