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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Ledertasche, »nein, nicht dabei. Ich wollte erst einmal die Nase in die Luft stecken und sehen, woher der Wind weht.«
    »Ah, ich verstehe. Sehr vernünftig. Gibt viele Betrüger in dem Gewerbe.« Ich nickte zustimmend.
    »Mihailovic hat gesagt, dass er noch ein bisschen brauchen wird. Ich habe gekocht, sind Sie hungrig?«
    Natürlich sagte ich zu und es wurde aufgedeckt. Es gab eine Art Lammeintopf, mit Pilzen, Paprika und Zwiebeln. Viel Knoblauch und recht scharf. Dazu frisches Weißbrot. Es war ausgezeichnet. Nebenbei plauderten wir und obwohl ich ihren Namen immer noch nicht kannte, wusste ich nach dem Essen bereits eine ganze Menge von ihr.
    Im Anschluss an unsere kleine Mahlzeit setzten wir uns mit einer neuen Kanne Kaffee ins Wohnzimmer. Dort war alles Plüsch und Teppich. Ein paar Bücher lagen auch herum. Es handelte sich aber ausschließlich um Kunstkataloge, vor allem französische und deutsche, mit den letzten Auktionspreisen. Die Frau war noch in der Küche zugange und verräumte das Geschirr, sodass ich ein wenig Zeit hatte, mir in den Katalogen auszusuchen, was ich Herrn Mihailovic denn so zu verkaufen hätte. An diesem Tag lief alles wie geschmiert. Denn zuunterst fand ich zwei sehr aufschlussreiche Bücher.
    Das eine war eine Wahrscheinlichkeitstabellensammlung auf Polnisch, das andere ein russisches Ikonenverzeichnis. Eine Ausgabe des Klassikers von Viktor Lasarew, 1977 von Gertrud Heider übersetzt. Etwa 170 Seiten stark, mit nahezu
90 guten Farbtafeln. Ein Zeugnis des großartigen Drucker- und Buchbinderhandwerks in der DDR. Der Leineneinband war fleckig und das Buch machte als Ganzes einen vielbenutzten Eindruck. Etliche Zettel in kyrillischer Handschrift waren in den Seiten eingelegt. Es handelte sich offenbar um Ergänzungen und Anmerkungen. Das Einzige, was ich problemlos entziffern konnte, waren Preise in Euro und Dollar, die eine ordentliche Hand mit dem Bleistift hinzugefügt hatte.
    Als ich die Hausfrau kommen hörte, ließ ich es schnell wieder verschwinden und blätterte arglos in einem Auktionskatalog des Dorotheums.
    »Schöne Amati, die Sie gerade ansehen. Wenn wir einmal eine Tochter haben, wird sie Geige spielen lernen und ich kaufe ihr zum 15. Geburtstag eine solche.« Wir machten noch etwas Smalltalk, bis wir den Schlüssel im Schloss hörten und der Hausherr eintrat.
    Mihailovic war ein Bär. Gut einen Kopf größer als ich, so um die 1,99 hoch, Schultern wie ein Bierkutscher und mit der Schuhgröße Kindersarg. Er wog gut 120 Kilo, ohne aber auch nur im Entferntesten fett zu sein. Er kam mit wiegenden Schritten auf mich zu und reichte mir seine Pranke, die dicht mit schwarzem Haar bewachsen war. Er steckte in weichen, hellbraunen italienischen Schuhen, und einem dunkelblauen Baumwollanzug mit weißem Hemd sowie einer rotbraunen Krawatte. An der Hand trug er einen schweren Goldring und eine massive Herrenuhr, bei der es sich durchaus um eine Rolex gehandelt haben könnte.
    »Herr Linder, was kann ich für Sie tun?«
    Wir schüttelten uns die Hände. Seine Stimme war ein volltönender Bass, obwohl wie am Telefon der Eindruck einer leichten Heiserkeit bestand. Wir setzten uns und er gab seiner Frau einen Wink. Daraufhin verließ sie das Wohnzimmer und ging in die Küche.
    »Ich habe Ihren Namen von einem Bekannten, und da ich über ein paar kleinere Werke von Ernst Wildgau, aus dem österreichischen Biedermeier, verfüge, dachte ich, dass ich einmal vorbeikomme und sehe, ob Ihrerseits Interesse besteht.«
    Ernst Wildgau war einer der langweiligen Bilderkleckser gewesen, die der Nachwelt kleine burgenländische Dörfer und Kirchen erhalten hatten. Er hatte weder den Strich noch das Lichtgespür, dass sein Name die Zeiten überdauern hätte sollen, aber für diejenigen, die mehr Geld als Kunstgespür besitzen, war er eine Option. Meiner Meinung nach hätte man ihn hängen sollen, aber nicht an die Wand.
    »Gutt.« In diesem Moment kam die Frau zurück, mit einer Kaffeetasse für ihren Mann, einer Flasche und zwei Gläsern. Nachdem sie den Kaffee eingeschenkt hatte, füllte sie für jeden von uns ein Glas aus der unbeschrifteten Flasche, in der ein Kräuterzweig eingelegt war. Die Flüssigkeit war gelblich und ölig. Schweres Aroma füllte den Raum und wir tranken. Der Schnaps glitt förmlich den Hals hinab, er hatte ein hartes, mediterranes Kräuteraroma und war zweifellos ein wirklich guter Trabaritzer.
    »Gutt. Herr Linder, was ist Beruf?«
    Ich erklärte meine berufliche Stellung

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