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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Afrika war zum größten Teil nur an den Küsten kartografiert. Das Innere des schwarzen Kontinents war weiß geblieben: Terra incognita. Ebenso waren weite Teile Zentralasiens nur ungefähr angedeutet, und in Bolivien ließ sich noch eine Stadt namens El Dorado ausfindig machen. Ich musste mich mit Gewalt losreißen.
    Aus dem Wohnzimmer führte ein Gang, an den sich verschiedene Zimmer anschlossen, an der Treppe vorbei nach hinten. Hier hingen, wie an den meisten anderen Wänden auch, Gemälde. Ich sage ausdrücklich Gemälde und nicht Bilder, denn es dominierten nachgedunkeltes Öl und schwere Goldrahmen. Auch ohne sich mit Kunst auszukennen, war klar, dass hier viel Geld herumhing. Genau das war auch ihr Zweck. Meyerhöffer sah Kunst als Repräsentationsfunktion, jedem Besucher sollte unmissverständlich klargemacht werden, dass hier Geld und Kultur zu Hause waren. Von Subtilität hielt Meyerhöffer offenbar nichts, wenn ihm das Wort überhaupt bekannt war.
    Am Ende des Ganges fand ich eine Türe verschlossen, es musste sich um Meyerhöffers Arbeitszimmer handeln. Nachdem ich das Schloss kurz untersucht hatte, ließ ich es bleiben. Ich war ihm nicht gewachsen. Ohne passende Ausrüstung beißt sich auch ein echter Picker die Zähne an einem guten Drehscheibenschloss aus. Ich verfügte weder über Ersteres, noch war ich Zweiteres.
    Notgedrungen ließ ich ab, spielte kurz mit dem Gedanken, mir von außen das Fenster anzusehen, verwarf es aber wieder. Meyerhöffer war blasiert, aber kein Trottel. Wenn er eine Stahltür mit Sicherheitsschloss hatte, war das Fenster auch nicht ungeschützt. Und das Letzte, was ich brauchen konnte, war ein stummer Alarm und womöglich Polizei im Haus.
    Ich machte kehrt und stieg die Treppe hinauf in den ersten Stock. Ich folgte Ivankas Beschreibung und stand bald vor der hintersten, linken Tür. Ich klopfte, wartete einen Augenblick und trat ein.
    Die junge Meyerhöfferin saß auf einer Couch und las eine Illustrierte. Sie trug einen zweiteiligen Seidenpyjama in blaugrün. Ihre Füße waren nackt und die Zehennägel tiefrot bemalt. In der Rechten hielt sie eine lange Zigarette, in der Linken die Illustrierte. Der Aschenbecher stand neben ihr. Ihr Haar, das sie unter einem dünnen Handtuch zusammengebunden trug, war nass. Sie war ungeschminkt und sah mich erschreckt an. Ihre Hand fuhr zum Handy, sie klappte es auf und das Hochglanzmagazin fiel zu Boden. Ich blieb in der Tür stehen, hob beschwichtigend die Hand und stellte mich langsam sprechend vor. Die Kleine beruhigte sich ein wenig, atmete aber immer noch tief und ihre Augen zuckten hin und her.
    »Na und, was wollen Sie?«, erwiderte sie auf meine Vorstellung. Ihre Stimme war nasal und unangenehm, ihr Tonfall so blasiert, wie es nur die Oberen Zehntausend in Wien zustande bringen, ihre ganze Sprache strotzte nur so vor Stolz und Verachtung.
    »Sie werden sich nicht mehr erinnern, aber ich habe Sie letzten Dienstag nach Hause gefahren.«
    »Und jetzt wollen Sie eine Belohnung. Bleiben Sie stehen oder ich rufe die Polizei.«
    »Nur ruhig Blut. Ich werde Ihnen nichts tun, ich will Ihnen nur helfen.«
    »Wobei sollten Sie mir helfen können? Und jetzt verschwinden Sie.«
    »Sie sind da in eine schlimme Sache hineingeschlittert und Ihr Vater bezahlt mich, dass ich Ihnen helfe.«
    »Davon weiß ich nichts und es ist mir auch egal.« Ihr Panzer bröckelte schon ein wenig.
    »Ich habe Sie in einer Wohnung mit einer Leiche gefunden. Sie hatten die Mordwaffe in Ihrem Gucci-Täschchen.«
    »Es ist von D&G.« Sie sprach die Abkürzung englisch aus, wie sie darauf kam, kann ich mir allerdings nicht vorstellen. »Sie Kretin.«
    »Mordwaffe bleibt Mordwaffe.« Pause. »Vor allem, wenn Ihre Fingerabdrücke drauf waren.«
    »Sie lügen. Sie wollen mich nur erpressen«, fauchte sie mich an. »Ich werde jetzt die Polizei rufen.«
    »Machen Sie keinen Unsinn.«
    Sie wendete den Blick von mir ab und begann mit dem Daumen zu wählen. Mit zwei Schritten war ich bei ihr, meine Finger schlossen sich um ihr rechtes Handgelenk, noch bevor sie die zweite Zahl gewählt hatte. Ich drückte zu. Mit der Linken umfing ich ihre Taille und fixierte sie. Sorgsam vermied ich es, dass sie einen Tritt in sensible Regionen anbringen konnte. Alles ging gut und da ich doch um einiges stärker war, ließ sie nach ein paar Sekunden das Telefon aus tauben Fingern zu Boden fallen. Sie starrte mich wutentbrannt an, die Zähne

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