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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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beide behaglich.
    »Ihre Kanne ist Bullshit. Die versautdenTee.« Aronofsky war ein Original, irgendwie schloss ich den Kerl in mein Herz.
    »Besser als gar keiner.«
    Aronofsky griff nach meiner Kanne und schenkte sich nach. Dass der Tee seiner Meinung nach schrecklich war, schien ihn nicht zu stören. Die Kanne stellte er direkt vor sich in Reichweite auf den Tisch. Er ließ sie nicht mehr aus den Augen.
    »Also, waswollenSie?«
    »Eine Auskunft.«
    »Geb ich nicht.«
    »Was haben Sie für Frau Lignamente gemacht?«
    »Diskretion ist oberstes Gebot.«
    »Ihre ehemalige Auftraggeberin ist Anwältin für meinen Boss. Er misstraut ihr und will wissen, was Sie genau bei Ihnen in Auftrag gegeben hat. Außerdem bestünden Ihnen gegenüber noch gewisse Unregelmäßigkeiten finanzieller Natur. Ich soll das bereinigen, je nach Gutdünken.«
    Beiläufig holte ich einen 100-Euro-Schein aus der Innentasche meines Mantels und legte ihn vor mich auf den Schreibtisch. Dann strich ich ihn glatt.
    »Wie heißtIhrBoss?«
    »Bender.«
    »Siehtwieaus, der Kerl?«
    »Uralt, graues dünnes Haar …«
    »… tiefliegende Augen und Totenschädel?«
    »Genau.«
    »Nochniegesehn.«
    »Kann ich mir denken. Und was haben Sie nicht gemacht?« Wieder ließ ich meine Hand in meine Innentasche gleiten und holte einen zweiten Hunderter heraus.
    »Einen Kerl unter die Lupe genommen. Spieler, Pole, Sliguowski oder so ähnlich.«
    »Worum ging’s?«
    »Gazellenbein und Totenkopf wolltenwissen, was der mit ihrem Geld machte.«
    »Und was machte der mit ihrem Geld?«
    »Komisches Ding. Computerschmuggel.« Ich setzte alles auf eine Karte und zog den dritten Hunderter heraus. »Was noch? Da ging’s um mehr.«
    »Es warennichtnur Computerinden Schachteln.«
    »Sligowitzky schickte auch eigene Sachen?«
    »Ja.«
    »War da noch wer dabei?«
    »Ein großer, ich glaub, sein Leibwächter.«
    »Was war in den Schachteln?«
    »Hab nicht reingesehn, Totenkopf und Zuckerschnute warenzufrieden. Musste nichtunbedingtalles riskieren.«
    Ich zögerte einen Augenblick und überlegte, ob ich noch eine Frage stellten sollte oder ob er alles gesagt hätte, da schenkte er sich die letzten Tropfen Tee ein, schnappte sich die Scheine und holte die Kartenschachtel wieder heraus. Dann glättete er die Noten und schob sie zu mir zurück. »Binnnichtbestechlich. Aberder Sencha hat geholfen.«
    Ich steckte die Scheine wieder ein.
    »Der Tee ist fertig. Wiedersehn.« Er wies mit dem Kopf zur Tür. Ich packte ein und ging. Als ich das Zimmer verließ, hörte ich ihn schlürfen. In seinen Briefkasten steckte ich zwei der Hunderter, er hatte sie nötiger als ich.
     

IX
    Nun hatte ich Meyerhöffer genug Zeit gegeben, sich umzuziehen und mit seiner Frau zu seiner gesellschaftlichen Verpflichtung aufzubrechen. Ich ging die Geologengasse hinunter zur Marxergasse, bog in die Löwengasse ein und wartete vor dem Hundertwasserhaus auf den N-Wagen.
    Obwohl das Wetter besser war als in den Tagen zuvor, lag Regen in der Luft, der Himmel war grau und das Licht flach. Trotzdem war eine Horde Touristen dabei, Hundertwassers Haus in Schnappschüssen zu dokumentieren.
    Als ich in den N eingestiegen war und die Straßenbahn losfuhr, kroch noch eine alte Oma, über ihren Stock gebeugt, mit schwarzen, überknöchelhohen Schnürschuhen über die Straße. Die fahrende Straßenbahn kam mit einem Ruck zum Halt, Stahl rieb quietschend an Stahl und der Straßenbahnführer öffnete sein Fenster und brüllte die alte Dame an. »Scho nimmer krölln kenna, awa vur da Bim aufs Gleis hupfn!«
    Die Oma hob drohend ihren Stock und kroch unbeeindruckt weiter, im Tempo einer Galapagosschildkröte auf gemütlichem Sonntagsspaziergang. Zehn Minuten später war die Straße endlich frei und wir konnten weiterfahren.
    Am Schwedenplatz stieg ich in die U4 um, fuhr den Donaukanal entlang bis Heiligenstadt, stieg dort in den 38a und ließ mich hinauf nach Grinzing bringen. An der Cobenzlhaltestelle verließ ich den Bus und folgte der Grinzingergasse hinunter zum Unteren Schreiberweg.
    Als ich in den Schreiberweg einbog, lag die Stadt unter dem grauen Wolkendach. Durch den Regen, der zwischenzeitlich gefallen war und die Luft gereinigt hatte, sah ich hinunter bis zu den Gasometern. Mit einem guten Glas hätte ich unter Umständen Benders Casino in Simmering sehen können. Die ganze Stadt schien nass und sauber, und alle Farbkleckse wirkten wie Nuancen von Grau. In der japanischen Tuschemalerei spricht man davon, dass ein

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