Arno-Linder 1: Papierkrieg
Kort.«
»Genau.«
Einer der beiden packte meine Hände und hinter meinem Rücken klickten die Handschellen. Ein paar Minuten später war die restliche Mannschaft da und untersuchte den Tatort, mich brachte man im Dienstwagen der beiden unter und fuhr mich in das Gesetzesbüro am Schottenring 79.
IV
Das Büro der beiden ähnelte meinem eigenen bis aufs Haar. Klein, grau und hoffnungslos. Anstatt Zeugnisse und Tagungsunterlagen waren bei ihnen Akten zu finden, die wie meine aus den frühen 70ern stammten.
Im gesamten Gebäude herrschte striktes Rauchverbot. Aber auf jedem freien Zentimeter, der als Abstellfläche dienen konnte, fand sich ein Aschenbecher, der jeweils ein mittleres Urnenfeld beinhaltete. Die Katze hatte auch schon wieder einen Glimmstängel angeheizt.
Ich wurde auf einem harten Stuhl platziert und die beiden nahmen mich genau in Augenschein. Bevor sie aber zu Wort kommen konnten, hatte ich schon losgelegt. »Gemütlich haben Sie’s hier. Respekt. Überhaupt nicht so schäbig und dreckig wie bei mir. Hätte doch Polizist werden sollen.«
»Die Sprüche werden Ihnen schon noch vergehen.«
»Sie haben sich nämlich halstief in die Scheiße geritten.«
»Bevor Sie uns nicht ein paar brauchbare Antworten geben …«,
»… gehen Sie sicherlich nicht mehr nach Hause.«
»Wir haben da ein paar Zimmer im Gebäude, die sind noch schöner als unser Büro.«
Die Katze setzte mit dem fast ausgerauchten Tschik einen neuen in Brand und ließ den immer noch glimmenden Rest des ersten einfach in den Aschenbecher fallen, wo bereits Dutzende Vorgängergenerationen ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Mit qualmender Zigarette im Mundwinkel nahm er die Brille ab und reinigte die fettverschmierten Gläser mit einem zerknautschten Taschentuch. Langsam und genüsslich. Es schien, als wolle er gar nicht mehr aufhören. Endlich setzte er die Brille wieder auf die Nase.
Der Fuchs hatte sich inzwischen hinter den großen Schreibtisch geklemmt und versuchte, ein intelligentes, investigatives Gesicht zu machen. Gelang ihm aber nicht.
»Was hatten Sie in der Wohnung des Ermordeten zu suchen?«
»Ich hatte mit ihm einen Termin fixiert, er war Kunsthändler und ich wollte ihm ein Bild verkaufen.«
»Was denn?«
»Einen Wildgau.«
»Was haben wir uns darunter vorzustellen?«
»Maler des österreichischen Biedermeier, eigentlich eher unbedeutend, aber für Sammler durchaus interessant.«
»Wie sind Sie zu dem Bild gekommen?«
»Ererbt, von einem verstorbenen Verwandten.«
»Und warum wollen Sie es verkaufen?«
»Weil ich bettelarm bin. Vermögensklasse Kirchenmaus, Status Hungerleider.«
»Was bringt so ein, wie hieß der noch gleich?«
»Wildgau. Ein Kunsthändler kann dafür durchaus ein paar schöne Dreinuller rausholen. Für mich blieben davon vielleicht zweieinhalb übrig. Würde für ein paar Monate helfen, das Budget zu strecken.«
»Wie sind Sie auf Herrn Mihailovic gekommen?«
»Ein guter Bekannter arbeitet im Dorotheum. Den hab ich gefragt und der hat mir daraufhin den Mihailovic genannt.«
Katze und Fuchs blickten sich lange an. Schließlich fragte die Katze weiter. »Wie kommt’s, dass Sie aber kein Bild dabei hatten, wenn Sie Mihailovic doch eines verkaufen wollten?«
»Oder ist das auch verschwunden? So unter dem Stichwort ›Zufall‹, das bei Ihnen so hoch im Kurs steht?«
»Ich wollte nur die Nase in den Wind stecken. Schauen, wie der Mihailovic so drauf ist. Das Bild hätte ich bei einem zweiten Termin gegen Geld getauscht.«
»Wo befindet sich das Bild jetzt?«
»Bei mir zu Hause an der Wand.« Ich bluffte. Das Einzige, das man bei mir zu Hause an der Wand finden konnte, war Schimmel.
Die beiden nickten. »Das lässt sich nachprüfen, Linder.«
»Und das werden wir auch, verlassen Sie sich drauf.«
»Den Durchsuchungsbeschluss haben wir beantragt. Der geht auch sicher durch, vielleicht aber erst morgen.«
»Dann haben wir Sie bei einer Falschaussage erwischt.«
Synchron nickten die beiden gewichtig mit den Köpfen. »Sparen Sie uns und Ihnen doch die Zeit. Wir wissen alle drei, dass es das Bild, zumindestens in Ihrem Besitz, nicht gibt.«
»Sie waren wegen der Slupetzkysache dort.«
»Die beiden waren nämlich beste Kumpel.«
»Haben zusammengearbeitet, vor allem nach Russland.«
Der Fuchs bückte sich und kramte was aus einem Plastiksack heraus. Es war eingeschweißt und mit einem Zettel versehen. Er warf es mir zu. Da meine Hände noch immer in den Handschellen
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