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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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hinter meinem Rücken steckten, war nichts mit fangen. So konnte ich nur den Kopf zur Seite drehen. Mit den gefesselten Händen verhakte ich mich aber irgendwie in der Lehne, blieb stecken und bekam den Kopf nicht mehr aus der Wurfbahn. Das Verzeichnis russischer Ikonen, das ich das erste Mal bei Mihailovic bewundert hatte, krachte mir voll ins Gesicht. Das Buch fiel mit einem lauten Knall zu Boden.
    »Das ist ein Beweismittel, Linder.«
    »Das könnte man fast als Versuch einer illegalen Beweisvernichtung ansehen.« Ein Grinsen schlich über zwei Gesichter.
    »Außerdem, Sie als Phildingsbums sollten doch besser mit Büchern umgehen, als sie einfach auf den Boden fallen zu lassen.«
    Mit der Zeit schloss ich die beiden wirklich in mein Herz. So wie in der Textzeile von LG Petrov: ›My heart is like a graveyard, they’re dying to get in.‹ Na ja, Polizistenmord hatte ich nicht wirklich im Sinn.
    Die Katze hob den Lasarew auf und hielt ihn mir hin. »Was ist das?«
    »Ein Buch.«
    »Was für eins?«
    »Keine Ahnung. So wie ich nicht mit allen Mordfällen Wiens zu tun habe, muss ich Sie auch hier wieder enttäuschen. Ich kenne nicht alle Bücher dieser Welt.«
    »Das ist ein Ikonenverzeichnis.«
    »Mihailovic und Slupetzky haben Ikonen verscherbelt.«
    »Das ist in Russland schwer illegal.«
    »Dabei sind die beiden irgendwem auf die Zehen getreten.«
    »Mit all den bekannten Konsequenzen.«
    »Was halten Sie von unserer Theorie, Linder?«
    »Ganz gut. Könnte hinkommen«, sagte ich in meinem seriösesten Professorentonfall. Ich legte die Stirn in Falten und schaute meine Gesprächspartner ernst an. Katze und Fuchs wirkten ehrlich interessiert.
    »Könnte aber auch sein, dass H.C. Strache sich in einen braunen Umhang hüllt und als ›Sauberman‹ mit den Ausländern aufräumt. Zwei hat er schon, fehlt nur mehr eine knappe Million. Den Rest kann er per Flugzeug deportieren. Muss sich nur beeilen, solange die AUA noch in Staatsbesitz ist.«
    »Hören Sie auf mit Ihren schlechten Witzen. Sie Sozi.«
    »Ich wollte keineswegs Ihr politisches Idol despektierlich machen. War nur als Beispiel gemeint. Die Ausländerverbindung ist genauso dünn wie die mit dem Kunsthandel.«
    »Das wissen Sie?«
    »Wissen tu ich gar nichts. Sie haben mich ja nach meiner Meinung gefragt, die hab ich Ihnen ehrlich gesagt. Das ist alles. Im Übrigen denke ich, dass die Spielermordtheorie besser war.«
    »Mit Ihnen kann man nicht vernünftig reden. Geben wir Ihnen einmal die Gelegenheit nachzudenken.«
    Der Fuchs griff zum Telefon und drückte eine Kurzwahltaste. »Ja, abholen.«
    Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür und zwei Exekutivbeamte in Uniform kamen herein, packten mich am Arm und führten mich ab.
    Aus dem Büro der beiden tönte noch ein: »Wir haben genug gegen Sie in der Hand, um Untersuchungshaft zu verhängen. Da sitzen Sie ganz schnell ein halbes Jahr im Knast, bevor der Prozess überhaupt beginnt. Und ob Sie unschuldig sind oder nicht, interessiert dort kein Schwein.«
    »Denken Sie nur an die Umweltschützer, die vor dem Kleiderbauer demonstriert haben. Das war November, jetzt ist März und die sitzen immer noch.«
    »Vor Herbst kommen die nie raus!«
    Dann schloss sich die Tür hinter mir und es ging mit den beiden Kiberern den Gang hinunter, in den Lift hinein und drei Stockwerke tiefer wieder heraus.
    Gleich links neben dem Lift befand sich ein kleines Büro, in dem zwei Beamte, einer männlich, der andere weiblich, Dienst taten. Meine Besitztümer wurden eingesammelt. Die alte Ledertasche mit meinen Büchern, Notizblöcken und Schreibsachen ebenso wie meine Geldtasche, das Handy und meine Börse. Auch meine Uhr, die Schuhe, Gürtel und Krawatte musste ich abgeben. Ich hatte ein Aufnahmeformular für mich und eine Bestätigung für meine Sachen zu unterschreiben. Schlussendlich öffnete sich die Tür wieder und man schob mich hinaus auf den Gang.
    Dort war alles still und nur mäßig beleuchtet. Wir gingen den Gang hinunter. Sie mit Schuhen, ich quasi barfuß, in Socken. Der Gang führte zu einer Serie von Stahltüren, mit kleinen Schiebefenstern in Augenhöhe versehen. Auf den Türen der Einzelappartements fanden sich Nummern. Die Tür, die sich hinter mir schloss, trug die Nummer 8. Es war ruhig und ich war allein. Wenigstens hatten sie mir die Handschellen abgenommen. Meine Hände waren wie tote Stücke Fleisch, die irgendein Demiurg mit schrägem Humor an meine Arme geklebt hatte. Ich schüttelte sie und als

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