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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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fluchte laut und um ein Haar hätte ich es Rumpelstilzchen gleichgetan, mir ein Bein ausgerissen und mich mit ihm in den Erdboden gehämmert. Aber ich nahm mich zusammen und suchte Frau Mihailovic. Im Wohnzimmer fand sich keine Spur von ihr, auch nicht im anschließenden Schlafzimmer. Ich ging zurück in die Küche und von dort in das Badezimmer. Die weiße Holztür mit den beiden eingelassenen Milchglasscheiben war blutverschmiert. Ich trat ein und sah die Frau, die gestern noch eine werdende Mutter gewesen war, als leblosen Fleischhaufen auf den blau-weißen Fliesen liegen. Überall fanden sich Blutspritzer. Auf den gefliesten Wänden ebenso wie auf dem Boden und auf den Spiegeln des Aliberts.
    Sie selbst war grässlich zugerichtet. Ein Auge war zugeschwollen und ihr Nasenbein gebrochen, weil offenbar irgendjemand nicht genug daran gehabt hatte, sie nur zu töten. Anscheinend hatte der Täter ihr mit dem Lauf seiner Waffe brutal ins Gesicht geschlagen. Ihr Brustkorb wies zwei Einschusslöcher auf, das geblümte Kleid war zerfetzt. Aus dem Traum einer amatispielenden Tochter würde nun nichts mehr werden. Ich wendete mich ab, ging zurück ins Esszimmer und nach ein paar Augenblicken der Sammlung rief ich Dittrich an. Ich hatte noch kurz überlegt, ob ich nicht zuerst den Schauplatz des Verbrechens verlassen sollte, aber das Risiko, auf der Treppe gesehen zu werden, war größer als das, vorerst in der Wohnung zu bleiben, und Dittrich musste ich sofort erreichen. Vielleicht war der Deal noch zu retten, auch wenn ich momentan keine blasse Ahnung hatte, wo sich der Papyrus befand. Aber das würde schon noch werden.
    Ich wählte, und nach dem ersten Klingeln nahm Dittrich ab.
    »Ja, bitte.«
    »Herr Dittrich, es ist eine unerwartete Wendung eingetreten. Wir müssen nun alle die Nerven bewahren und dürfen keine Fehler machen, dann können wir unser Geschäft wie geplant zum Abschluss bringen und alle Seiten werden zufrieden sein. Mein Partner befindet sich in einer heiklen Situation, und bis diese nicht behoben ist, werden wir unser Geschäft auf Eis legen müssen. Sobald sich etwas ergibt, das Sie betrifft, werde ich mich bei Ihnen melden. Wir dürfen nur ja nicht die Nerven verlieren. Haben Sie mich verstanden?«
    »Durchaus. Was ist denn passiert und …«
    Ich ließ ihn gar nicht weiter reden. »Nichts, was für Sie von Interesse wäre. Seien Sie unbesorgt, es handelt sich um nichts, was bei Angelegenheiten einer solch emotionalen wie auch ökonomischen Größenordnung nicht an der Tagesordnung und völlig normal wäre. Wie gesagt, ich werde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen melden. Sie wollen doch nicht abspringen?«
    »Keineswegs. Ehrlich gesagt, ging mir bis jetzt ohnehin alles zu glatt. Ein wenig Aufregung erhöht nur den Reiz.«
    »Finde ich gut, dass Sie das so sehen. Schönen Sonntag noch.«
    Bei Dittrich schlugen nun die in der österreichischen Politik verbrachten Jahrzehnte durch und er verabschiedete sich mit dem Beamtengruß: »Mahlzeit.« Es war schließlich halb zwölf.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, löschte ich die zuletzt gewählten Nummern aus meinem Handy, nahm die Sim-Karte heraus und ersetzte sie durch eine 15-Euro-Wertkarte. Wie Sun Tzu sagte: Der siegreiche General gewinnt zuerst die Schlacht und zieht dann in den Krieg. Mit anderen Worten: Vorbereitung ist alles. Die Sim-Karte steckte ich unter meinen Federhalter in mein Etui. Falls etwas schiefgehen sollte, wollte ich meine Kontakte nicht sofort jedem auf die Nase binden.
    Ich ging zur Spüle und wollte mir ein paar durchsichtige Plastikhandschuhe holen. Frau Mihailovic war eine ordentliche Frau gewesen und besaß sicherlich etwas Derartiges. Aber soweit kam ich gar nicht.
    »Bleiben Sie stehen und nehmen Sie die Hände hoch, Freundchen.« Es kam also noch schlimmer als ohnedies. Wenn der Teufel Kinder kriegt, dann gleich einen ganzen Schock, wie meine Urgroßmutter sich auszudrücken beliebt hatte. Nur meinte sie damit ausgelaufenes Eigelb oder ranzige Butter. Es half alles nichts, ich blieb stehen und hob gehorsam die Arme. Ich hatte die Stimme sofort erkannt. Es war das Gesetz, das mit gezogener Dienstwaffe hinter mir stand. Hätte schlimmer kommen können.
    Katze und Fuchs spielten sich die Wuchteln gut eingeübt zu.
    »Na, wenn das nicht der Herr Professor ist.«
    »Und wieder einmal mitten in einer Untersuchung.«
    »Das wird doch nicht wieder einmal Zufall sein?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Der kommt jetzt mit auf den

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