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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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stand dort auf dem Tisch. Eine heiße Tasse Kaffee und das letzte Brioche, mit kleinen, weißen, appetitlichen Zuckerstückchen. Ich hatte seit den Krautfleckerln von Ivanka nichts mehr gegessen.
    »Ein Frühstück wär nicht schlecht.«
    »Haben die Ihnen unten nichts gegeben?«
    »Nein.«
    »Wir sind ja nicht im Krieg! Da, können’s das letzte Brioche haben und a Kaffetschgerl wird sich auch noch ausgehen.« Der Fuchs schenkte aus der Thermoskanne ein und stellte den Teller und die Tasse vor mich hin. Der Duft stieg mir in die Nase.
    »Sie trinken ihn eh schwarz, oder wollen S’ a Milch und an Zucker? Nein? Gut. Mahlzeit.«
    Beide lachten. Ohne Hände kann man nicht essen, und meine waren mir wieder auf den Rücken geschnallt.
    »Wenn Sie bitte so freundlich wären und die Güte hätten, mir die Handschellen abzunehmen?«
    »Nein. Seien Sie froh, dass Sie was zum essen kriegen von uns. Mehr spielt’s nicht.«
    Die beiden lachten. Die Katze musste ihre Brille abnehmen und die Gläser putzen. Sie hatte Tränen gelacht. Der Fuchs strich sich zufrieden über seinen roten Backenbart, lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Tisch. Direkt neben Kaffee und Brioche. »Also. Ernsthaft jetzt. Was war in Ihrer Wohnung, deswegen jemand einbricht?«
    »Nichts. Das einzig Wertvolle, das ich besitze, sind ein paar Jazz- und Bluesplatten aus den 50ern und 60ern. Aber auch die sind nur ein paar 100 Euro wert. Es gibt nichts bei mir, das die Aufregung wert wäre.«
    »Jetzt sage ich Ihnen auf die Nase zu, was wir glauben.«
    »Der Slupetzky hatte was, das war tödlich für ihn. Dann hatte es der Mihailovic, der den Slupetzky umgebracht hatte. Auch für ihn war es am Ende tödlich. Jetzt sucht es wer. Vermutlich der, dem es immer schon gehört hat. Drei Menschen sind tot. Das sollte Ihnen zu denken geben, Linder.«
    »Solange Sie hier drin sind, sind Sie sicher. Aber wenn wir Sie rauslassen, schaut’s schlecht aus für Sie.«
    »Sie dürfen jetzt wieder runter. Denken Sie nach. Wenn wir Sie das nächste Mal holen und Sie keine Antworten für uns haben, schmeißen wir Sie raus und schauen zu, was passiert.«
    »Der Einzige, für den die Jagd immer tödlich endet, ist der Köder.«
    Die Tür ging wie auf ein verabredetes Zeichen hin auf, die beiden Exekutivgorillas nahmen mich in die Mitte und führten mich wieder zurück in mein Appartement. Auf meine Frage, ob ich was zu beißen bekommen könnte, gab’s nur ein Lachen zur Antwort und ein lapidares: »Frühstückszeit ist vorbei. Haben Sie verpasst. Müssen S’ aufs Abendessen warten.«
    Dann ging die Zellentür hinter mir zu und ich war wieder allein mit mir. Ich setzte mich vor die weiße Wand und begann wieder mit der buddhistischen Übung.
     

VI
    Die Wand war immer noch weiß, als einige Zeit später die Tür aufging. Herein kamen die beiden Beamten, die ich schon kannte. Wieder klickten die Handschellen auf meinem Rücken und es ging hinauf. Anscheinend stand der zweite Verhördurchgang auf dem Programm. Alles verlief so wie die Male bisher, als wir jedoch ins Büro eintraten, war neben Katze und Fuchs noch eine dritte Person anwesend. Ich brauchte einen Atemzug Zeit, um damit fertig zu werden. Laura stand, ihren schönen Hintern lässig an den Schreibtisch gelehnt, im Raum, während Katze und Fuchs sich katzbuckelnd versuchten aus der Bredouille zu reden. Laura war eisenhart und den beiden stand der sprichwörtliche Angstschweiß auf der Stirn. Mir schenkte sie, abgesehen von einem kleinen Augenzwinkern, gar keine Aufmerksamkeit. Mit einer strengen Handbewegung brachte sie die Krimineser zum Schweigen.
    »Sind das Ihre Sachen, Herr Linder?« Sie wies auf einen unordentlichen Haufen, aus dem meine Schuhe herausragten.
    »Ich denke schon.«
    »Dann nehmen Sie alles an sich, quittieren das Formular und ziehen sich wieder an. Wir können gehen.«
    Ich tat wie geheißen und ein paar Minuten später standen wir vor dem Polizeigebäude. Wir stiegen in ihr Auto ein und fuhren los. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war Montag, 16 Uhr 30. Ein paar Blocks weiter fuhr Laura an die Seite und hielt. Wir hatten noch kein Wort gewechselt.
    »Du könntest dich ruhig bedanken. Davon fällt dir kein Zacken aus der Krone«, wandte sie sich an mich.
    »So schlimm war’s da drinnen gar nicht …« Weiter kam ich nicht.
    »Zuerst meldest du dich nicht, ich bin sauer, dann mach ich mir Sorgen, suche dich und finde dich in Polizeigewahrsam, ich hol dich raus und du kommst mir so?«

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