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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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dem Tier wiederum die Nuss hin. Es schnappte sich die wohlschmeckende Frucht und verschwand sofort im Unterholz.
    Inzwischen hatte das erste Tier seine Mahlzeit beendet und schaute hungrig zu uns herüber. Der Winter war hart gewesen, eine Nuss reichte nicht. Bender hielt ihm die leere Hand hin. Das Tier kam angehuscht und schaute neugierig in die Handfläche, doch dort war keine Nuss zu finden. Enttäuscht machte es sich wieder davon, nicht aber ohne sich mitten in der Bewegung umzudrehen und nochmals auf Benders Hand zu klettern, es wollte offenbar sicher gehen, dass es sich nicht geirrt hatte. Dann verschwand das Eichhörnchen.
    Bender richtete sich beschwerlich wieder auf und wir gingen weiter. Nach ein paar Schritten tauchte ein kleiner Marmortisch auf und Fred breitete auf Benders Seite ein Tuch aus. Ich musste auf dem kalten Stein Platz nehmen.
    »Na, Kleiner, wie wor’s denn in Häfn? Host’s eh überstanden?«
    Der sonst so kultiviert artikulierende Bender wechselte in den Tonfall seiner Jugend, inklusive dem berüchtigten Fallfehler. Offenbar löste das etwas in ihm aus.
    »Damit kann ich leben.«
    »Du waßt eh, wer die Kaution gstöt hot?«
    Ich nickte.
    »Ich sage das jetzt nicht, um dich unter Druck setzen zu wollen. Es soll nur klarmachen, wie gut ich zu dir stehe und was es bedeuten würde, wenn du die Brücken hinter dir abbrichst. Also, ich stelle dir zum zweiten Mal die Frage, die ich dir auch schon bei mir zu Hause gestellt habe. Was hat Slupetzky den Russen geklaut?«
    »Ich hab’s dir damals gesagt, und auch heute sag ich es wieder: Ich weiß es nicht.«
    »Du enttäuschst mich. Es hat eine Zeit gegeben …«, er seufzte tief und brach den Satz ab. »Das hat jetzt keinen Sinn mehr. Ich will dir nur sagen, dass ich dich sowohl für anständiger als auch für gescheiter gehalten hätte.«
    »Warum?«
    »Weil ich inzwischen ganz genau weiß, was das war, was Slupetzky und sein inzwischen toter Kumpan den Russen geklaut haben. Das hättest du berücksichtigen müssen. Wenn ich dir Laura schicke und dich raushole, dann weiß ich auch, dass du beim Serben warst, und dann muss es um eine Kunstsache gehen. Und dann muss man nur den Beteiligten auf die Füße steigen, den Schwächsten zuerst.«
    Ich schwieg.
    »Genau genommen hast du dich jetzt von einer …«, Bender wandte sich Fred zu, der übernahm für ihn, »… Win-Win-Situation in eine Lose-Lose-…«, nun fuhr Bender fort, »… Situation gebracht. Das ist traurig.« Der alte Mann schüttelte schwach seinen Kopf.
    »Wenn dem Verurteilten noch eine letzte Frage zugestanden wird?«
    Bender nickte.
    »Was hast du mit Kunstsachen zu tun, Bender? Das interessiert dich doch gar nicht. Und nur um Geld geht’s dir nicht, da hast du schon genug.«
    Bender nickte Fred zu, der hinter ihm stand. »Es ghöret üs, des Papyrus, zumindeschtns ’n Teil davo.«
    »Also befand es sich versteckt unter den Kunstgegenständen, die damals irgendein Spieler zur Deckung seiner Schulden bezahlt und die Slupetzky vermittelt hat?«
    Fred nickte, doch Benders Augen blitzten auf und fuhren durch mich hindurch. Sofort beruhigte er sich wieder, aber er hatte schon zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben.
    »Also, Bender, lass uns offen miteinander reden.«
    »Ich glaub nicht, dass das noch viel Sinn macht.«
    »Doch, ich glaube schon. Mein neuer Auftraggeber will, dass ich das Papyrus finde und das ginge leichter, wenn du mir helfen würdest.«
    »Glaub nicht, dass ich vor der Mafia kusche, mein Kleiner.«
    »Glaub ich ja auch nicht, aber ich glaube, dass du klug genug bist, um zu sehen, dass du gegen die Organisation nichts ausrichten kannst. Aber wenn sie den Papyrus haben, kannst du ja bei ihnen deinen Anspruch anmelden. Und da du in Wien sitzt und sie ihre Geschäfte hier sicher weiterführen wollen, hast du gute Argumente dafür, dass sie dir deine Auslagen ersetzen. Dann wären wir alle gut ausgestiegen.«
    »Wenn nicht?«
    »Der Russe, mit dem ich geredet habe, ist nur einer in der Organisation und sicher nicht das höchste Tier, gegen den im Vergleich ist Fred ein Kuschelbär und du bist ein Gutmensch. Der jagt dem Schilffetzen schon gut 20 Jahre hinterher und er ist bereit, so weit zu gehen, dass hinterher keiner mehr laufen kann von denen, die seinen Weg kreuzen. Es ist einfach klüger so. Lass die Sache ruhen und mich machen, dann bekommen die Russen ihren Fetzen, du deine Kompensation und wir alle leben noch.«
    Bender schwieg eisig.
    »Und wenn du willst,

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