Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Jack kommen würde, um sie zu holen, aber sie hatte es irgendwie gehofft. Das war töricht; sie war sich nicht sicher, was sie sagen würde, wenn er wirklich kam, doch sie wünschte es sich trotzdem. Sie wollte irgendeine Erklärung, die die Zeit bis vor den Moment zurückdrehen würde, in dem er sie beim Namen seiner toten Geliebten genannt hatte. Zugegebenermaßen hatte Chloe auch das Gefühl, um einiges besser klarzukommen als bei ihrer letzten schwierigen Trennung – wenigstens hatte sie nicht sofort wieder zur Flasche gegriffen wie damals, als sie Andrew im Bett mit ihrer Chefin erwischt hatte.
»Ich bin mir sicher, dass sie nur viel zu tun haben«, meinte Daniel tröstend, während er Chloe in einen Salon führte. »Kitty ist keine besonders rücksichtsvolle Frau.« Er grinste Chloe betrübt an. »Sie ist natürlich wundervoll, aber nicht immer wohlüberlegt oder von besonders feinen Manieren.«
»Dann kennen Sie sie gut.«
»Wir kennen uns schon lange.« Er gab einem Diener einen Wink, worauf dieser ein Teetablett brachte und es auf den Tisch stellte. Daniel sprach weiter, sobald der Dienstbote wieder gegangen war. »Ich halte sie für einen der besten Menschen im Wasteland, aber deswegen vergesse ich trotzdem nicht, dass sie Fehler hat. Sie hat ein fürchterliches Temperament und ist ziemlich schießwütig.«
»Nachdem, was ich heute gesehen habe, gar nicht schlecht in dieser Gegend.« Chloe schenkte sich selbst eine Tasse Tee ein. »Sowohl in der Wüste als auch in der Stadt scheint es ständig Probleme zu geben.«
»Stimmt.« Daniel sah seine leere Tasse an, grinste und goss sich selbst ein. »Ich sehe, dass die Zeiten in Ihrer Welt sich verändert haben.«
»Tut mir leid«, sagte sie verlegen. »Meine Umgangsformen scheinen auch nicht besonders gut zu sein, oder?«
»Und Ihr Temperament?«
Chloe warf Daniel einen unschuldigen Blick zu und nippte an ihrem Tee. Er lachte, und sie ging zu banaleren Themen über und erzählte ihm munter von der Welt, die sie zurückgelassen hatte. Die nächste Stunde verlief friedlich und angenehm. Dann kehrte der Bote zurück.
Daniel nahm die Nachricht, las sie und gab sie an sie weiter. »Kitty und Jack mussten sich um Geschäftliches kümmern. Sie werden in ein paar Tagen zurück in Gallows sein.«
Chloe las die Nachricht, die nicht viel mehr als das aussagte. Darin stand noch, dass Melody und Hector sich noch in Gallows aufhielten, aber morgen früh zu ihrem Lager aufbrechen würden.
»Möchten Sie heute Nacht hierbleiben? Ich bin mir sicher, dass mein Gastgeber nichts dagegen hätte«, erbot sich Daniel. »Es ist bequemer als das Gasthaus.«
»Ich weiß nicht«, meinte sie ausweichend. »Ich glaube, mein Zimmer ist im Voraus bezahlt worden.«
»Ich kann Ihnen helfen, falls sie Ihnen kein Geld dagelassen haben. Sie sind schließlich eine Freundin von Kitty, es ist also nicht so, dass ich Sie nicht wiederfinden könnte.« Seine Stimme klang leicht spöttisch, als er ihr Geld anbot, aber trotzdem kam ihr ihre Abhängigkeit unangenehm zu Bewusstsein. Sie hatte kein Geld, keine Wohnung, keinen Job. Falls die Arrivals beschlossen, sie hinauszuwerfen, kannte sie nur Daniel.
»Chloe?«, fragte Daniel.
»Ich bin gerade erst hier angekommen, und alles fühlt sich ziemlich erdrückend an«, gestand sie und fühlte sich von den Arrivals seltsam im Stich gelassen. Auf der anderen Seite wirkte der Gedanke wenig verlockend, ohne Jack oder Kitty ins Lager zu gehen. »Wenn Sie sich sicher sind, dass es Ihrem Freund nichts ausmacht, nehme ich Ihr Angebot an. Ich sollte wohl morgen früh zurückgehen.«
»Oder warten, bis die anderen wieder da sind«, erwiderte Daniel. »Ich könnte Sie dann ins Lager begleiten.« Als sie den Mund öffnete, um Einwände zu erheben, hob er eine Hand. »Sie können ja morgen darüber nachdenken«, setzte er hinzu. »Ehrlich, Chloe, Sie sind hier sehr willkommen.«
Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, aber sie hatte keinen Grund, ihm zu misstrauen. »Wann haben Sie Kitty eigentlich zuletzt gesehen?«
»Sie und Jack waren nach Marys Tod drüben in Covenant«, antwortete Daniel. »Kurz vor Ihrer Ankunft, vermute ich.« Er setzte seine Teetasse auf dem Unterteller ab und warf einen Blick zur Tür, wo der Diener von eben stand.
»Das Abendessen ist serviert.«
»Kommen Sie, essen Sie etwas Ordentliches, Chloe.« Mit einer Handbewegung winkte er ihr, dem Dienstboten ins Speisezimmer zu folgen.
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